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Diane Kruger: 'Riesentrend zum Kabelfernsehen'

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Diane Kruger spielt in der FX-Serie «The Bridge – Amerika» eine ungewöhnliche Ermittlerin. Quotenmeter.de verrät sie, warum immer mehr Weltstars in Serien von Sendern wie Showtime oder eben FX mitspielen wollen.

Zur Person: Diane Kruger

Diane Kruger, die bereits in Filmen wie «Troja», «Das Vermächtnis der Tempelritter» und «Inglourious Basterds» mitgespielt hat, war mit 16 Jahren ein erfolgreiches Model. Anschließend nahm sie Schauspielunterricht. Ursprünglich heißt sie Diane Heidkrüger, um sich besser vermarkten zu können, kürzte sie aber ihren Nachnamen auf Kruger. Neben Deutsch spricht sie auch fließend Englisch und Französisch, was ihr in den Filmen, die sie häufig selber synchronisiert, sehr gelegen kommt. Kruger hatte schon einen Gastauftritt in der US-Serie «Fringe» und moderierte 2007 als erste Deutsche die Filmfestspiele von Cannes, bei denen sie vergangenes Jahr auch als Jurymitglied tätig war.
«The Bridge» ist eine ziemlich komplexe Serie, vom inhaltlichen her, aber Sie spielen auch einen sehr komplexen Charakter. Welcher von diesen beiden Aspekten hat Sie mehr gereizt?
Beides. Eine 0815 Polizeiserie hätte mich nicht wirklich gereizt. Ich kannte die Serie bereits und fand sie super. Ausschlaggebend war auch, dass ich wusste wo die Figur in etwa hingeht und wie die Serie heißt. Das Thema ist zurzeit in Amerika sehr aktuell.

Die Immigrationspolitik ist sehr heikel. Wussten Sie darüber vorher schon viel Bescheid, haben Sie sich damit beschäftigt oder kam das erst durch die Serie?
Ich glaube ich weiß darüber so viel, wie jeder normale US Staatsbürger, durch die Morgenzeitung und das, was man in den News hört. Gerade in Los Angelos County gibt es einen sehr großen mexikanischen Einfluss, da wir natürlich nah an der Grenze sind. Hier sieht man in jeder Ecke Mexikaner oder Einwanderer, die versuchen einen Tagesjob zu kriegen. Jeder Präsident der neu gewählt wird hat eine andere Politik dazu, man hört zwangsläufig über dieses Thema, ob man will oder nicht.

Bekommen Sie das selbst in Ihrem Leben überhaupt so mit, haben Sie Kontakt zu solchen Menschen oder wissen sie das nur aus der Zeitung?
Man sieht die Leute jeden Tag. Ich lebe nicht abgezäunt auf einer Burg, man müsste die Augen zu machen, um das nicht sehen zu können. Man sagt ja, in Los Angelos fahren immer alle mit dem Auto und auf der Straße kriegt man nicht so viel mit. Es gibt auch Gegenden, wo keine Leute auf der Straße stehen, aber in Downtown LA sieht man schon Leute, die nicht unbedingt arm sind, aber doch weniger in Hollywood leben.

Zurück zu Ihrer Figur, die ist ja sehr imposant vom Charakter. Hat das Spaß gemacht, sie zu spielen bzw. wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
Ich muss ehrlich zugeben, ich habe vorher noch nie von Asperger gehört und wusste auch wenig über Autismus. Bis auf eine Form von Autismus, der Extremversion von Autismus, also wenn man nicht wirklich besser werden kann in seinem Leben. Es hat lange gedauert, ich habe fast acht Jahre gebraucht um mit gutem Gewissen sagen zu können, dass ich zumindest zum bestimmten Teil verstehen kann, was Asperger ist und vor welchen Herausforderungen die betroffenen Personen stehen. Ich habe am Anfang natürlich Bücher darüber gelesen oder im Internet danach gesucht, aber ich hatte Angst falsch damit umzugehen. Der Knackpunkt war für mich, als Affects mir „Autism Speech“ vorgestellt hat. Das ist eine ganz große Organisation für Autismus und die haben mir einen Mann vorgestellt, der Asperger hat. Als kleines Kind hat er kaum gesprochen. Er ist jetzt 27 Jahre alt, spielt den Studenten im Film. Ich konnte ihm sehr viele, intime Fragen stellen, ihn sechs Monate lang beobachten, wie er in bestimmten Situationen reagiert, was in seinem Kopf vorgeht.

«The Bridge» war jetzt Ihre erste richtige TV Serie. Was war der Grund, dass Sie jetzt keinen Film, sondern eine TV Serie machten?
Solche Filme wie «The Bridge» oder zum Beispiel auch «Breaking Bad» werden einfach nicht mehr im Kinoformat gemacht. Die amerikanischen Studios machen Blockbuster und Komödien, die sich gut verkaufen, aber intime Charakter-Dramen werden nicht mehr fürs Kino gemacht. Es gibt einen riesen Trend zum Kabel. Für normale Fernsehserien werden ungefähr neun Monate im Jahr gedreht für 22 Episoden, wir machen 13 Folgen und arbeiten vier Monate, also quasi wie bei einem Film.

Wir haben vorhin schon mal über eine zweite Staffel gesprochen, es gibt Bücher und Ideen, wann wird es denn offiziell?
Weiß ich nicht. Aber wird bestimmt eine neue Staffel geben, wir hatten einen großen Erfolg mit der ersten Staffel.

Abgesehen von Film und Serie. Gibt es irgendeine Rolle, einen Charakter, den Sie gerne mal spielen würden?
Die Frage wird mir oft gestellt, aber ich glaube, die nächste Rolle ist immer die beste Rolle. Es gibt keine konkrete Rolle, die ich mir wünschen würde. Teilweise konnte ich es mir vorher nicht vorstellen eine bestimmte Rolle zu spielen, aber wenn du dann das Drehbuch liest, merkst du wie super die Rolle ist. Im nächsten Film spiele ich eine polnische Jüdin.

Welche Eigenschaften von Ihnen konnten Sie in diese Rolle mit einbringen?

Weiß ich nicht. Ich würde sagen wir Deutschen sind den Amerikanern gegenüber eher reserviert und ein bisschen kühler. Vielleicht genau das, also die Distanziertheit der Figur. Aber ansonsten habe ich nicht viel mit ihr gemeinsam.

Ist das ein Charakter, der für Sie sympathisch ist? Es spielt wahrscheinlich keine Rolle für den Schauspieler ob man den Charakter mag. Wie war das bei Ihnen? Konnten Sie sich mit dem Charakter identifizieren?
Es hat eine Weile gedauert, bis ich sie wirklich verstanden habe. Im ersten Eindruck denkt man, sie ist kalt und hat keine Gefühle. Seit ich mehr erfahren habe, was Asperger wirklich heißt, stehe ich eher beschützend über sie. Sie sind oft alleine, weil viele Leute sie nicht verstehen und zunächst eine negative Reaktion haben. Seitdem ich das mehr verstehe, ist sie wie eine Schwester für mich.

Wir haben gerade schon über das Thema Immigranten gesprochen und über die Aufgabe der Politik, die ja auch eine Rolle spielt in dem ganzen Punkt. Hier in Deutschland ist Wahlkampf, in neun Tagen wird in Bayern gewählt, eine Woche später in ganz Deutschland. Gibt es ein Thema aus Ihrer Sicht, um das sich die Politik ganz besonders kümmern sollte, dass Ihnen besonders am Herzen liegt?
Ich persönlich engagiere mich für viele Sachen, die mir am Herzen liegen, z.B. Aids Research, aber politisch gesehen müssen die schon selber wissen, was sie machen.

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