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Das Auge des Zuschauers

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Am Samstag wird der englische Sender ITV für etliche Millionen Menschen das Champions League-Finale inszenieren. Worauf es bei einem solchen Finale ankommt, weiß Regisseur Knut Fleischmann, der 2012 in München Regisseur des Weltbilds war.

„Es war beeindruckend“, sagt Knut Fleischmann, der 2012 Regisseur für das Weltbild beim Champions League Finale in der Münchner Arena war. Später wurde er für diese Arbeit mit einem Golden Podium Award ausgezeichnet. „Die vielleicht größte Herausforderung und Möglichkeit in meinem beruflichen Leben“. Fleischmann war vom Sender Sky ausgewählt worden, das Spiel zu inszenieren – vor 20 Jahren begann er beim Vorgänger Premiere seine Karriere. Der damalige Sportchef Michael Pfad hatte ihn geholt, dort machte er seine Ausbildung, war schnell als Regieassistent tätig. Seit 1997 ist er Freiberufler und versucht eine möglichst breite Palette abzudecken. Neben Fußball macht er im Sportbereich auch Boxen, Unterhaltungsshows, Talksendungen, Kochformate. „Ich versuche, möglichst breit aufgestellt zu sein“, sagt Fleischmann.

Am Wochenende wird er wieder beim Champions League-Finale sein – dann als Regisseur des Sky-Teams vor Ort. Das Weltsignal wird von ITV angeliefert. „Die werden sehr gute Arbeit leisten“, ist er sich sicher. Fleischmann betreut vor Ort dann die Rahmenberichte, zu denen auch Sondersendungen wie «Sky 90 Extra» aus einem TV-Studio mit Blick auf den Rasen gehören. Neun Kameras hat der deutsche Sender im Stadion vor Ort.

Wenn ein Sender ein Champions League-Finale überträgt, dann sei dies immer auch eine Art Leistungsshow – eben weil die halbe Welt zuschaut. Deshalb erwartet Fleischmann von den Kollegen von ITV auch wieder neue Ideen und erinnert sich an 2012 zurück. Eine amerikanische Art der Übertragung war damals die Vorgabe von Sky – so wurden die zum Stadion rollenden Mannschaftsbusse auf dem kompletten Weg von Helis samt Kamera begleitet. „Im Stadion haben wir dann drahtlose Steady-Cams auf Segways eingesetzt“, schmunzelt er. Segways sind motorisierte Zweiräder. Wie genau man ein Spiel an sich dann darstellt, hänge aber auch immer vom Sender ab.

„Sky ist bei der Bundesliga natürlich das Spielverständnis sehr wichtig. Immer häufiger werden aber auch Highspeed-Kameras eingesetzt, die Emotionen natürlich sehr eindrucksvoll übermitteln können“. Mit diesen technischen Innovationen versuchen die Sender derzeit das eigentliche Spiel noch attraktiver zu machen. Und in der Tat werden sich wohl die meisten Zuschauer an die Bilder des jubelnden Thomas Müller im Spiel gegen Barcelona erinnern. Für Fleischmann ist auch Benedikt Höwedes nach dem Spiel Schalke gegen Dortmund ein Beispiel, wie Sender und Zuschauer von den neuen Kameras profitieren können. Derzeit wird zudem der Einsatz von so genannten Giro-Coptern ausprobiert, kleinen Helis, die aus der Luft Bilder machen können.

Ein großes Thema ist zudem die Auflösung von Kameras. In Amerika ist der Einsatz von 4K-Kameras bereits üblich – sie können ohne Schärfenverlust in HD-Qualität nahe an das Aufgenommene heranzoomen. In Japan laufen bereits erste Tests mit 8K-Aufnahmen, weiß Fleischmann. In diesem Bereich werde sich viel tun, sagt der Regisseur voraus. Scheinbar auf dem Rückzug ist dagegen die Spider-Cam, eine Kamera, die über dem Spielfeld schwebt. Der Name kommt daher, dass sie an am Stadiondach montierten Seilen befestigt ist und sich über diese bewegen kann. „Ich hoffe nicht, dass sie ganz verschwindet“, sagt Fleischmann. Die Bundesliga selbst hat sie in dieser Spielzeit jedoch kaum eingesetzt. Hier geht der Trend klar in Richtung der Highspeed-Cams.

„Gerade wenn ich mir Perspektiven in Videospielen anschaue, sind das oft welche, die im wahren Leben nur von einer Spider-Cam kommen können“, spricht sich Fleischmann für den Verbleib der Technik aus, die vor fünf, sechs Jahren Hochkonjunktur hatte. „Man muss aufpassen, wie man sie live einsetzt, um den Zuschauer nicht zu verwirren. Aber dafür gibt es einfache Regeln. Hält man sich daran, kann man sogar im Live-Bild sehr gut Abseitspositionen erkennen.“ So ist Fleischmann einer der Regisseure, die die Spider-Cam nicht nur für Wiederholungen einsetzt, sondern auch live.

„Ich bin das Auge des Zuschauers“, lautet seine wichtigste Regel. „Was wir nicht zeigen, kann der Fan nicht sehen.“ Und der diskutiert in Kneipen und Bars immer gerne über die Entscheidungen, die der Regisseur trifft. Zum Beispiel darüber, wie häufig die „flachen Kameras“ (also die am Spielfeldrand) zum Einsatz kommen. Fleischmann macht dies vom Spiel abhängig. Seine Regel: Ist das Spiel ohnehin schnell würden zu häufige Schnitte die Übertragung zu unruhig machen. „Ich habe neulich Bayern gegen Augsburg übertragen: Kein Leckerbissen, aber die Bayern haben den Ball super schnell zirkulieren lassen, sodass Close-Ups eigentlich nicht möglich waren.“ In solch einem Fall setzt er die Führungskamera häufiger ein.

Ein so schnelles Spiel wird auch am Samstag erwartet. „Wir konnten es in dieser Woche ja schon von den Spielern lesen. Erwartet wird ein unglaublich intensives Duell“, sagt der TV-Regisseur. „Ich bin mir sicher, dass mein englischer Kollege angesichts des Spiels die Emotionen in der Übertragung nicht zu kurz kommen lassen wird.“

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