Die Kritiker

«Morden im Norden»

von  |  Quelle: Inhalt ARD

«Morden im Norden» aus der ARD-Vorabendkrimireihe «Heiter bis tödlich» geht ebenso seicht in eine zweite Staffel, wie schon die vorherige aufhörte.

Inhalt:


Ein Toter an der Steilklippe. Die Kommissare Finn Kiesewetter und Sandra Schwartenbeck werden gerufen und stellen die Identität des Toten fest. Es handelt sich um den Apotheker Rosenthal, der unweit der Stelle, an der er gefunden wurde, in einem kleinen Haus seinen Ruhestand verbrachte. Eine Augenzeugin sagt aus, er sei voller Panik aus dem Haus zur Klippe gerannt, wirkte verfolgt und sei dort wahrscheinlich abgestürzt. Die Ermittlungen im familiären Umfeld ergeben, dass seine Kinder Sina und Stefan Rosenthal ein gutes Verhältnis zu ihrem Vater hatten. Sie sind ohne ihre Mutter aufgewachsen, die sie schon in ihrer frühen Kindheit verlassen und sich nie mehr gemeldet hat. Auch die Befragung der ehemaligen Angestellten Rosenthals, Renate Rick, die die Apotheke übernommen hat, bringt sie nicht viel weiter. Zwar hatte Rosenthal kurz vor seinem Tod eine Auseinandersetzung mit Rick, mit der er schon seit vielen Jahren ein heimliches Verhältnis hatte. Und auch mit dem Sohn gab es wegen eines Bauprojektes einen handfesten Streit. Aber beides reicht als Mordmotiv nicht aus. Wer also könnte einen Grund gehabt haben, das Opfer von der Klippe zu stoßen? Finn hat sich auf Anhieb in das kleine Haus des Toten verliebt und Sandra, die selbst gerade baut, ermutigt ihn, es zu mieten. Da er Skrupel hat, schneidet sie kurzerhand das Thema bei den erbenden Kindern an und hat Erfolg. In Finns große Vorfreude, endlich wieder ein eigenes Dach über dem Kopf zu haben, mischt sich allerdings die bange Frage, wie er das seinen Tanten beibringen soll.

Darsteller:


Sven Martinek («Der Clown») ist Finn Kiesewetter
Marie-Luise Schramm («Mein Bruder, der Vampir») ist Sandra Schwartenbeck
Tessa Mittelstaedt («Tatort») ist Elke Rasmussen
Ingo Naujoks («Die Zwillinge») ist Lars Englen
Veit Stübner («Die Fälscher») ist Herr Schroeter
Christoph Tomanek («Homevideo») ist Dr. Strahl
Jürgen Uter («Easy Money») ist Ernst
und andere.

Kritik:


Die ARD-Vorabendkrimireihe «Heiter bis tödlich» ist nicht gerade für ihren Anspruch bekannt, den sie an das Publikum stellt. Dennoch scheint sie mittlerweile eine beachtliche Fanbase um sich geschart zu haben. Viele der verschiedenen Serien brachten es bereits zu einer zweiten Staffel. So auch «Morden im Norden». Das Ermittlerteam aus Lübeck kann zwar ohne Zweifel mit Sympathieträgern auftrumpfen und ist mit Sven Martinek und Ingo Naujocks ansehnlich besetzt. Geistige Forderung sucht man jedoch auch bei ihr vergebens.

Charaktere, Handlung und Auflösung kommen nie über das Prädikat „nett“ hinaus. Die am Reißbrett entworfenen Figuren erhalten kaum die Möglichkeit, Ecken und Kanten zu zeigen. Mehr noch: Gleichwohl die Darstellung nicht darauf aus ist, tiefgründige Charakterköpfe zu bieten, bleiben die einzelnen Ermittler nicht nur blass, sondern sogar penetrant klischeehaft, wodurch keiner der Darsteller dazu kommt, sein Können in vollem Maße auszuspielen. So gibt es zwei Erzählebenen, die es nicht schaffen, zufriedenstellend erzählt zu werden. Auf der einen Seite werden die Mordermittlungen dargestellt, die – wie üblich – aus Mutmaßungen und der Suche nach Indizien bestehen. Auf der anderen Seite sorgen persönliche Verwicklungen und die halbherzig entworfenen Hintergründe der Figuren für Erzählstoff. Mehr als ein Techtelmechtel unter Kollegen oder die die Anflüge eines Muttersöhnchens, die eine andere Figur offenbart, bekommt der Zuschauer jedoch nicht serviert. Die Neckereien innerhalb des Teams gehören mittlerweile zur Standardausführung eines jeden Krimis und sind deshalb kaum mehr eine Erwähnung wert.

Da «Morden im Norden» jedoch kein «Tatort» ist, sind auch die Fälle der neuen Staffel selbstverständlich dem Niveau der vorherigen Folgen angepasst. Und nichts spricht gegen halbwegs spannungsarme Krimiunterhaltung zum geistigen Abschalten. Somit wird auch die neue Staffel das Publikum zufrieden stellen, das bereits an der ersten Gefallen fand. Das vor allem die erste Folge „Auf der Klippe“ stellenweise unter den mauen Leistungen der Nebendarsteller zu leiden hat, kann jedoch nicht der Ausrichtung des Formats geschuldet sein.

Neben der Story behält auch «Morden im Norden» das Merkmal bei, an dem man alle «Heiter bis Tödlich»-Reihen erkennt. Da sie alle in verschiedenen Städten spielen, sorgen die auffälligen Aufnahmen der Ermittlungsumgebung für Wiedererkennungswert und werden in ansehnlich-unverfälschten Bildern zur Auflockerung zwischen die Handlung gepresst. Auch sonst verzichtet die Reihe auf (unnötigen) Schnickschnack in Sachen Bildgestaltung und verlässt sich ganz auf die Handlung, die auf einem Drehbuch von Marie Reiners basiert. Regie führte Torsten Wacker, der versucht, innerhalb der Episode eine ausgewogene Mischung zwischen (zu) langen Dialogen und dynamischen Sequenzen zu finden. Dies gelingt.

Fazit: «Morden im Norden: Auf der Klippe» bildet den Auftakt für 16 neue Folgen der Reihe und bietet sehr seichte Krimikost, die der Zielgruppe gefallen wird. Anspruchsvolleren Krimizuschauer, die sonst eher den «Tatort» bevorzugen, werden die konturlosen Charaktere und die harmlose Handlung zu langweilig sein. Dies ändert jedoch nichts daran, dass die Reihe – nach wie vor – ansehnlich produziert ist.

Die ARD startet die neue Staffel von «Heiter bis tödlich: Morden im Norden» am 02. April um 17:55 Uhr.

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