Die Kritiker

«Die Erfinderbraut»

von  |  Quelle: Inhalt: ARD

Simone Thomalla ist am Freitagabend in dem Spielfilm «Die Erfinderbraut» zu sehen.

Inhalt


Das sprechende Hundehalsband, der Schneebesen mit Abschmeckfunktion oder der Butter-Stick: Die „nützlichen" Haushaltskreationen der Erfinderin Alexandra Fuchs zeichnen sich zwar durch Kreativität aus, haben sie aber bislang nicht reich gemacht. Im Gegenteil: Die 38-jährige musste gerade ihr Haus aufgeben, um gemeinsam mit ihrem 11-jährigen Sohn Moritz und ihrer 18-jährigen Tochter Julie in eine günstigere Berliner Stadtwohnung zu ziehen. Den ständig wachsenden Schuldenberg hält die alleinerziehende Mutter vor ihren Kindern geheim. Sie ist froh, wenigstens eine Anstellung in der Reinigung von Ewald Hübner zu ergattern.

Hier lernt sie den sensiblen Geschäftsmann Gregor Sand kennen, der nach einem tragischen Verlust von Bindungsängsten geplagt wird. Auch Alexandra will nach einer gescheiterten Beziehung eigentlich nichts mehr von Männern wissen - trotzdem funkt es zwischen ihr und Gregor augenblicklich. Während die beiden ihre neue Bekanntschaft durch regelmäßige Treffen intensivieren, fasst sich Alexandra ein Herz und versucht noch ein letztes Mal, ihre bislang ambitionierteste Erfindung, einen Haltbarkeitsmesser für Lebensmittel, zum Patent anzumelden.

Dabei wird sie von der attraktiven Fiona-Salm Friedrich unterstützt, einer ehemaligen Schulfreundin, die inzwischen als erfolgreiche Patentanwältin arbeitet. Die Freude über diese neuerliche Chance währt allerdings nur kurz: Während Alexandra zu Hause alle Hände voll zu tun hat, ihren Nachwuchs in den Griff zu kriegen, stellt sie fest, dass Fiona sie hintergeht: Die Anwältin hat die Idee des Haltbarkeitsmessers als ihre eigene verkauft. Und der potenzielle Investor für das neue Produkt ist ausgerechnet Gregor, dem sich Alexandra nun nicht mehr anvertrauen kann.

Darsteller


Simone Thomalla («Tatort: Leipzig») als Alexandra
Ulrich Noethen («Von Mäusen und Lügen») als Gregor
Paula Schramm («Doctor's Diary») als Julie
Jean-Luca Classen («Bei manchen Männern hilft nur Voodoo») als Moritz
Catherine Flemming («Hunger – Sehnsucht nach Liebe») als Fiona-Salm Friedrich
Peter Sattmann («Unser Charly») als Ewald Hübner
Katharina Schubert («Da kommt Kalle») als Elvira

Kritik
Erfindungsreich ist die Dramaturgie der «Erfinderbraut» nicht im geringsten. Dafür ackert das einfallslose Drehbuch zu stark allbekannte 08/15-Schemata um alleinerziehende Mütter, schwierige Teenager und traumatisierte Middle-Ager ab und baut seine Struktur auf allerhand Zufällen auf, was jeden Ansatz von Glaubwürdigkeit natürlich schon im Keim erstickt. Autorin Natalie Scharf setzt auf überdrehte Figuren, Regisseur Thomas Nennstiel auf überreizte Motive. Mit Subtilität haben es beide nicht so – die Degeto natürlich erst recht nicht.

Manchmal ist es geradezu erstaunlich, mit welchen plumpen Mitteln man hier Stimmung machen will: Wenn die Kamera nach der (vermeintlich) überraschenden Wendung nah an das entsetzte Gesicht von Erfinderbraut Alexandra ranfährt und dazu die Fanfaren loslegen, fühlt man sich fast wie am Cliffhanger-Ende einer «Dallas»-Folge aus den Siebzigern. Ein Stilmittel, das heute allenfalls noch als Parodie funktionieren könnte. Hier scheint es jedoch ernst gemeint zu sein und manövriert die Produktion an die Grenze zur Peinlichkeit.

Und das ist angesichts all der Überzeichnung des Drehbuchs nur der Gipfel der Hammerschläge auf die Zwölf. Denn von Anfang an ist klar, dass dieser Film schon in seiner Prämisse die Degeto-Doktrin verinnerlicht hat. Der kleine Junge, der seinen Hund vermisst, muss sich in nahezu jeder Szene die Krokodilsträhnen herausdrücken. Die Teenagerin will kurz vor dem Abitur die Schule schmeißen und zum Musical. Die alleinerziehende Mutter steckt in einer beruflichen Krise, verschweigt ihren Kindern, dass der Gerichtsvollzieher mittlerweile fast täglich vor der Tür steht und lässt sich von ihrer alten Schulfreundin, die im schicken Loft wohnt, ausbeuten. Das kennt man schon.

Wenig überraschend, dass Simone Thomalla angesichts dieses kargen dramaturgischen Zustands nichts von ihrem Potential nutzen kann. Ulrich Noethen, der in der «Erfinderbraut» ihren Rettungsanker verkörpert, hat schon öfter solche Rollen gespielt, in denen er den gebeutelten Mann mit dem Schicksalsschlag geben muss. Vielleicht ist es die Erfahrung, vielleicht ist es sein Talent, das ihn seine Figur in diesem Film noch am glaubwürdigsten spielen lässt. Der Rest des Casts besteht dagegen zum überwiegenden Teil aus Fehlbesetzungen mit Darstellern ohne Esprit, die unfähig zu jeder Authentizität scheinen. Womit sie zum Degeto-Duktus eigentlich hervorragend passen.

Das Erste strahlt «Die Erfinderbraut» am Freitag, den 25. Januar 2013, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/61675
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