Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Anruf ins Glück

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 181: Die interaktive Gameshow, in der das Fernsehen laufen lernte.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir der wahrscheinlich niedlichsten Cross-Promotion der deutschen Fernsehgeschichte.

Das «ZDF Glückstelefon» wurde am 09. Januar 1989 im ZDF geboren und entstand zu einer Zeit, als die Programmhinweise noch von Fernsehansagerinnen vorgetragen wurden. Um das reine Ankündigen jedoch spannender zu gestalten, wurde es mit einem interaktiven Gewinnspiel verknüpft. Pro Ausgabe konnte nämlich ein heimischer Zuschauer Fragen zum ZDF-Programm per Telefon beantworten. Dazu musste in einer Art Computergame eine Figur durch ein Labyrinth geführt werden, welches die verschlungenen Flure des ZDF-Sendezentrums darstellen sollte. Von den Gängen gingen zahlreiche Türen ab, hinter denen die Fragen in Form kleiner Filmausschnitte steckten. Die Auswahl der Türen hatte dabei jedoch keine Auswirkungen auf die Reihenfolge oder Schwierigkeiten der Aufgaben.

Jedem Anrufer standen für die Beantwortung von drei Fragen anderthalb Minuten zur Verfügung. Für die korrekte Lösung musste man jedoch schon sehr bewandert im ZDF-Programm sein, denn es waren oft die Themen kommender Sendungen, mitwirkende Darsteller oder exakte Sendezeiten ohne Auswahlmöglichkeiten richtig zu benennen. Meist erhielten die Gewinner dann einen programmierbaren Videorekorder, mit dem man die Lieblingssendungen des Kanals nie mehr verpassen würde.

Die virtuelle Spielfigur war ein kleiner laufender Fernseher mit großen Füßen. Passenderweise trug er den Namen „Teletapps“ und war zugleich das Maskottchen der Sendung, das sich im Vorspann aus einem klingelnden Telefon verwandelte. Mit den verbalen Befehlen „links“ und „rechts" wurde es über das Telefon durch die Gänge geführt. Kam die Figur an einer Tür vorbei, galt es, rechtzeitig „Stopp“ zu rufen. Durch diese akustische Steuerung erinnerte das Spiel sehr an den legendären «Superball» von Sat.1, der zur gleichen Zeit auf einem ähnlichen Prinzip basierte.

Zu sehen waren die rund vierminütigen Ausgaben meist montags und freitags im Nachmittagsprogramm. Dabei schwankte die Sendezeit je nach Jahr zwischen 15 und 17 Uhr. Manchmal wurde zusätzlich auch an anderen Wochentagen gespielt. Präsentiert wurde das Spiel von den jeweiligen ZDF-Ansagerinnen wie Heike Maurer oder Babette Einstmann, die im Anschluss stets mit ihrer Hauptaufgabe, nämlich dem Ankündigen von ausgewählten Sendungen, fortfuhren. Hin und wieder gab es zudem einen prominenten Studiogast, der kurz interviewt wurde. War dies der Fall, bezog sich immer eine Frage auf dessen Programm.

Bevor das Spiel jedoch beginnen konnte, musste die Moderatorin erst auf das Klingeln des auffällig orangen Telefons warten, das in der Deko stand, um an diesem die Mitspieler begrüßen zu können. Das war allerdings nicht mehr als ein Showeffekt, denn die Kandidaten waren lang zuvor in der Leitung. In einer Zeit bevor es den „Hot Button“ gab, mussten sich diese nämlich per Postkarte bewerben und wurden dann von der Redaktion zurückgerufen.

So niedlich der kleine „Teletapps“ auch war, so antiquiert wirkten bald seine Optik und die technische Umsetzung. Spätestens mit dem Aufkommen der Gameshow «Hugo» wurde er bald zu einem Relikt aus früherer Zeit, sodass er wie die Fernsehansagerinnen ab Mitte der 90er Jahre aus dem Programm verbannt wurde.

Das «ZDF Glückstelefon» wurde im Jahr 1995 beerdigt und erreichte ein Alter von rund 750 Ausgaben. Die Show hinterließ die Moderatorin Babette Einstmann, die parallel noch durch die «Knoff-Hoff Show» führte und derzeit das tägliche Magazin «drehscheibe Deutschland» präsentiert.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann einer TV-Innovation, die keinem Zuschauer entgehen konnte.

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