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Casting-Karrieren: Die Wasner-Zwillinge

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Schrille Stimmen, wilde Tänze, verletzte Knöchel und eine dramatische Dreiecksbeziehung. So verlief das mediale Leben der «Supertalent»-Kandidaten.

Immer wieder bringen Castingshows vermeintliche „Stars“ hervor, die, trotzdem sie nicht gewinnen konnten, dennoch regelmäßig im Fernsehen auftauchen. Quotenmeter.de stellt den medialen Werdegang einiger der schillerndsten Kandidaten vor. Diesmal: Die Wasner-Zwillinge und ihre Mutter Lieselotte.

Der Auftritt der Wasner-Zwillinge Dorthe und Klaudia war zweifelsfrei einer der skurrilsten und unfreiwillig komischsten Momente in der zweiten Staffel der Castingshow «Das Supertalent». Mit ihrer Tanzeinlage zum Hit „Freedom“ von D.J. Bobo sorgten sie für großes Gelächter im Saal und vor den Fernsehbildschirmen. Voller Inbrunst gaben sie sich damals, im Jahr 2008, der Musik hin und schreckten nicht davor zurück, selbst ihre Oberbekleidung abzulegen. Dumm nur, dass sich diese im Kabel des Mikrofons verhedderte und der Strip dadurch ins Stocken geriet. Schon im Vorcasting hatten sie sich derart verausgabt, dass sich Schwester Klaudia beim Tanzen den Knöchel verletzte. Doch all ihre Anstrengungen waren umsonst, denn sie kamen nicht weiter.

Die beiden selbstbetitelten „Super-Twins“ wurden dennoch schnell bekannt und die Mitschnitte ihres Auftritts zu großen Hits auf den einschlägigen Videoportalen. Einige User glaubten in Aufnahmen sogar eine Verschwörung erkannt zu haben und veröffentlichten ihre Beobachtungen. Im Zentrum stand dabei der Vorwurf, dass der Rauswurf ungerechtfertigt sei und die Juroren Sylvie van der Vaart und Bruce Darnell nur buzzern durften, nachdem Dieter Bohlen sein ‚Okay’ gegeben hätte. Die Skeptiker fühlten sich dann umso mehr bestätigt, als plötzlich die entsprechenden Videos von der Plattform YouTube verschwanden. Allerdings übersahen sie offenbar die Tatsache, dass RTL grundsätzlich versucht alle Szenen seiner Sendungen aus YouTube zu entfernen, damit sie exklusiv auf der hauseigenen Website Clipfish zu sehen sind. Dort ist der Auftritt übrigens nach wie vor abrufbar.

Begleitet wurden die Zwillinge bei ihrem Auftritt von ihrer Mutter Lieselotte Wasner, die einen vergleichbaren Bekanntheitsgrad erreichte. Sie trat in der selben Ausgabe als sogenannte „Karaoke-Queen“ mit dem Titel „Ein bisschen Frieden“ auf und erreichte trotz ihrer schrillen Stimme die nächste Runde. Damit korrigierte sie ihr enttäuschendes Abschneiden aus dem Vorjahr, denn sie war bereits in der ersten Staffel der Show zu sehen. Im Herbst 2007 schmetterte sie nämlich mit einer extrem hohen Stimme den Schlager „Du kannst nicht immer 17 sein“ ins Mikrofon und rekelte sich dazu ungelenk auf dem Boden herum. Schon damals waren die Töchter an ihrer Seite, traten jedoch mit keiner eigenen Nummer auf. Sie fieberten stattdessen mit vollerem Haar und in homogenen Jeanshemden hinter der Bühne mit. Als der Auftritt ihrer Mutter beendet war, stürmten sie direkt auf die Bühne und zeigten sich damit dem großen Publikum. Doch wie erwähnt, erreichte Lieselotte nicht die nächste Runde.



Im Jahr 2009 trat Mutter Lieselotte dann zum bereits dritten Mal beim «Supertalent» an. Diesmal jedoch ohne ihre Töchter, aber dafür mit zwei jungen und trainierten Tänzern, die wohl einen besseren optischen Reiz bieten sollten. Zu diesem Zeitpunkt war sie aber bereits sehr bekannt, sodass der Sender RTL ihre Vorbereitungen für den erneuten Auftritt ausführlich dokumentierte und die Aufnahmen sowohl in den einschlägigen Magazinen als auch in einer eigenen Ausgabe von «Mitten im Leben» zeigte. Bei den vorgeführten Aktionen verschwammen jedoch zunehmend die Grenzen zwischen Realität und Inszenierung, sodass letztlich fraglich blieb, wer tatsächlich auf die Idee mit den Tänzern gekommen ist.

Es folgte ein Auftritt in der RTL II-Sendung «Der Trödeltrupp». Darin sollte der sogenannte Trödelexperte Sükrü alte Sachen der Familie Wasner verkaufen, damit sich Lieselotte ihren langersehnten Wunsch nach einem roten Sofa erfüllen konnte. Bei seiner Entrümplung stieß Sükrü jedoch (drehbuchgerecht) mit Tochter Klaudia aneinander, die verhindern wollte, dass ihre alten Babysachen verramscht werden. Unterstützung erfuhr sie dabei von ihrem Verlobten Jörg.

Doch auch, wenn die Wasner-Familie damit längst im Reality- und Doku-Zirkus angekommen war, zog es Mutter Lieselotte noch einmal auf die Bühne einer Castingshow. Im Jahr 2011 nahm sie im Alter von mittlerweile 71 Jahren an der ersten Staffel der Doppelgänger-Suche «My Name Is...» von RTL II teil und trat mit schlechter Perücke als Daniela-Katzenberger-Double auf. Da sie kaum eine Zeile ihres Liedes "Nothing’s Gonna Stop Me Now" kannte, lag der Verdacht nahe, dass wohl nicht Lieselotte selbst den Einfall für die Teilnahme, sondern eher die Produktionsfirma hatte.

Auch wenn Lieselotte im RTL II-Casting gnadenlos durchfiel, blickte die Rentnerin zu diesem Zeitpunkt bereits auf eine fast zehnjährige Fernsehkarriere zurück. Entdeckt wurde sie nämlich erstmals kurz nach der Jahrtausendwende – und damit lang vor ihrem Auftritt beim «Supertalent» - als sie im Offenen Kanal Bremen einen Song darbot.

Damals wurde eine Redakteurin der Sat.1-Talkshow «Britt» auf die Dame aufmerksam und engagierte sie für eine Ausgabe. Zu jener Aufzeichnung brachte sie dann bereits ihre Töchter Klaudia und Dorthe mit, die zusammen in goldenen Outfits den Schlager „Ein bisschen Frieden“ präsentierten. Mit jenem Lied schaffte Lieselotte rund sechs Jahre später bei ihrem zweiten Auftritt beim «Supertalent» den Sprung in die zweite Runde. Witzigerweise fiel auch Oliver Kalkofe ihre Darbietung bei «Britt» auf und er parodierte sie sogar in seinem Format «Kalkofes Mattscheibe».

Jüngst sind dunkle Wolken am Himmel aufgezogen, denn durch die Familie Wasner und vor allem durch die Zwillinge ging ein großer Bruch. Mittlerweile ist nämlich Klaudias ehemaliger Verlobter Jörg ausgerechnet mit ihrer Schwester Dorthe zusammen. Für Klaudia war dies nach eigenen Aussagen ein großer Schock, war er doch ihr bisher einziger Freund. Um nun einen neuen Mann zu finden, nimmt sie aktuell an einer Verkupplungsaktion teil, die im Rahmen des ProSieben-Magazins «taff» produziert wird. Moderiert wird diese von Dschungel-König Peer Kusmagk.

Bereits am 29. Juni 2011 zeigte der Sender daher eine ausführliche Vorstellung der sogenannten „Hobbytänzerin“, bei der natürlich auch Mutter Lieselotte zu Wort kommen durfte. In dem kurzen Beitrag berichtete Klaudia zudem, dass sie noch in ihrem Jugendzimmer bei Mutter wohnen und am liebsten Wolken beobachten würde. Von Schwester Dorthe war indessen nichts zu sehen. Das Format mit dem herabsetzenden Titel «Amor am Limit» wird übrigens von der Firma Good Times umgesetzt, die auch für ihren Auftritt im Doku-Format «Der Trödeltrupp» verantwortlich war. Ab Dienstag, den 04. Oktober 2011, werden dann die Höhepunkte der Dates von Klaudia und weiteren drei Kandidaten bei «taff» zu sehen sein.

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