Die Kritiker

«Lindburgs Fall»

von

Story


Peter Lindburg, der sich nach seiner Heimatstadt benannt hat, ist ein TV-Star. Seit Jahrzehnten spielt er den Fernsehkommissar Kämpfer in dem Krimi-Dauerbrenner «Blaulicht». „Conny, hier stimmt was nicht“ ist der bekannteste Satz aus der Serie und Kult zugleich. Gemeint ist Kommissar Kämpfers Partner Conny, den sein Schauspielkollege Mike Häusl spielt. Nach einem Gastspiel in einer TV-Talkshow muss Peter Lindburg vor dem heimischen Fernseher in dem Boulevard-Magazin der neugierigen Klatsch-Reporterin Caroline Bächle erfahren, dass seine Krimi-Serie «Blaulicht» vom Sender eingestellt wurde. Aufgrund einer Verjüngungskur des Kanals und nur noch schwachen Einschaltquoten werden Lindburg und sein Partner frühzeitig in Ruhestand geschickt. Das schmeckt dem gefallenen TV-Star gar nicht, während Kollege Häusl schon längst demoralisiert zum Alkohol greift. Um in Ruhe an einem neuen Drehbuch zu arbeiten, zieht Lindburg sich in seine thüringische Heimstadt Lindburg zurück.

Als er nachts gedankenverloren durch den Park läuft, wird er von zwei Jugendlichen angepöbelt, niedergeschlagen und schließlich ausgeraubt und mit Bier übergossen. Als Peter Lindburg wieder zu sich kommt, taumelt er in Richtung eines Hauses. Plötzlich traut er seinen Augen nicht, als er um Hilfe schreiend durch ein Fenster noch Zeuge eines Mordes wird. Zwar rufen die Nachbarn die Polizei, allerdings deswegen, weil sie Lindburg für einen betrunkenen Randalierer halten. Auf der Polizeiwache erzählt Lindburg dann Kommissarin Biehl, was er beobachtet hat. Doch kein Polizeibeamter will ihm Glauben schenken. Obwohl Lindburg stark nach Bier riecht und man seine hanebüchene Story nicht abkaufen mag, begleiten ihn die Polizisten zu dem Haus, in dem der Mord geschehen sein soll.

Zu allem Überfluss verwechselt Lindburg aber zunächst die Etage, ehe ihm klar wird, dass es Staatsanwalt Wangenheim – eine Etage darüber – gewesen sein muss, der jemanden erschlagen hat. Dem gehen die Polizisten aber nicht nach, da Wangenheim ob seiner gestörten Nachtruhe ohnehin schon sauer ist. Doch Peter Lindburg gibt nicht auf, ermittelt zusammen mit seinem ehemaligen TV-Partner Häusl auf eigenen Faust und belagert das Haus des Staatsanwalts, damit dieser die Leiche nicht wegschaffen kann. Später trifft Lindburg mitten im realen Kriminalfall noch auf seine Jugendliebe.

Darsteller


Fritz Wepper («Mord in bester Gesellschaft») ist Peter Lindburg
Bernd Michael Lade («Tatort») ist Mike Häusl
Francis Fulton-Smith («Kommissar LaBréa») ist Staatsanwalt von Wangenheim
Katharina Matz («Die Erlöser AG») ist Cäcilie Wangenheim
Barbara Schöneberger («Big City Fever») ist Caroline Bächle
Saskia Vester («All You Need Is Love») ist Sabine Arnhold
Adrian Topol («Vom Atmen unter Wasser») ist Thomas Arnhold
Elisabeth Lanz («Mein Oma ist die Beste») ist Kommissarin Biehl
Kai Lentrodt («Ein starkes Team», «Ladykracher») ist Klopstock

Kritik


«Lindburgs Fall» ist eine gelungene Krimi-Komödie, die ganz frisch im Frühjahr 2011 entstanden ist. Mit der Produktion wurde die Firma ndF: Berlin von ARD Degeto und dem MDR beauftragt. Gedreht wurde nicht in der Hauptstadt, sondern in Leipzig und Umgebung. Anders als ähnliche Krimikomödien zeichnet sich «Lindburgs Fall» durch eine geradlinige Story und eine solide Umsetzung eines durchdachten Drehbuchs von Marie Reiners und Sylke Lorenz aus. Reiners, die schon «Mord mit Aussicht»-Episoden schrieb, konnte auf ihre Krimi-Erfahrung bauen und hat die richtigen Zutaten für einen komödiantischen Krimi-Film gefunden. Ein verwirrt wirkender TV-Star, dessen Karriere abrupt endete, auf der Suche nach der Wahrheit und Gerechtigkeit und ein skrupelloser Staatsanwalt auf der Gegenseite sind die beiden Kontrahenten in der Geschichte. Dazwischen stehen die Polizisten rund um die „echte“ Kommissarin Biehl, die zuweilen ein wenig tapsig wirken, aber zwischen beiden Fronten eben nur das glauben, was sie selbst für möglich halten. Dabei ist es der Clou der Geschichte, dass dem abgestürzten TV-Kommissar niemand Glauben schenken mag und man ihm gar unterstellt, nur auf Publicity aus zu sein. So findet auch die Boulevard-Presse ihren Platz in der Story, die sogar mit Insider-Infos von einem der Polizisten bedient wird und daraus ein falsches Spiel mit dem ehemaligen TV-Stern Lindburg spielt.

All diese Faktoren sorgen für eine runde Geschichte, die Spannung auf der einen Seite, aber auch lustige Momente auf der anderen Seite beinhaltet. Brillant ist dabei die Rolle von Peter Lindburg mit Fritz Wepper ausgefüllt. Der Schauspieler stellt einmal mehr Spielfreude unter Beweis und sorgt für eine Authentizität seiner Rolle, die trotz mancher Übertreibungen nie ins Lächerliche oder den Klamauk abdriftet. Vielmehr geht sein Charakter mit dem übergreifenden Unglauben der Polizisten und Presse anhand von Selbstironie um, die dem Film richtig gut tut. Sieht es am Anfang des Films noch so aus, als wolle man die Geschichte eines abgestürzten TV-Stars und seiner Versuche, wieder auf die Beine zu kommen, zeigen, so entwickelt sich nach dem Park-Vorfall und der anschließenden Mord-Beobachtung Lindburgs, die der Zuschauer ebenso mitbekommt, ein Kriminalfall, der einen besonderen Charakter hat, weil Lindburg eben nur TV-Kommissar ist und gewissermaßen den „echten“ Polizisten die Show stiehlt. Dass er auf eigene Faust ermittelt und dabei auch immer wieder Grenzen überschreitet, macht die Spannung in «Lindburgs Fall» aus. Nicht ganz glücklich ist allerdings, dass dem Zuschauer schon nach einer Viertelstunde ein Mörder präsentiert wird, der von der Exekutive aber eben nicht dingfest gemacht wird.

Glücklicherweise bleiben aber Motiv und Hintergrund der Tat offen, so dass sich daraus noch eine spannende Figurenkonstellation bauen ließ, die das Interesse des Zuschauers an den Fragen weckt. Mit zunehmender Spielzeit lässt Regisseurin Franziska Meyer-Price den TV-Kommissar Peter Lindburg immer tiefer in das verwobene Beziehungsgeflecht der verdächtigen Personen eintauchen und nimmt den Zuschauer mit auf die Recherche-Reise des Schauspielers, der auf eigene Faust den Kommissar mimt. Es ist durch eine gute Inszenierung gelungen, die Wege nachzuzeichnen, die Peter Lindburg geht, um den Mörder zu überführen. Zum Schluss hat man dann doch noch eine überraschende Wendung eingebaut, die ein wenig zu offensichtlich ist und sich schon im Mittelteil des Films andeutet.

Regisseurin Franziska Meyer-Price, die unter anderem «Doctors Diary»-Episoden und «Undercover Love» inszeniert hat, versteht jedoch das Handwerk und hat eine unterhaltsame Krimikomödie geschaffen, die auch mit dem Running-Gag „Conny, hier stimmt was nicht“ dem roten Faden in der Geschichte gefolgt ist. Mag «Lindburgs Fall» zwar an manchen Stellen nicht ganz nachvollziehbar in der Handlung erscheinen, so überzeugt der ARD-Film aber im Gesamten. Die Humorfarbe passt für eine leichte Krimikomödie und der Fall von Peter Lindburg, den er alleine aufklären muss, trägt genug Spannung, um den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Zum Schluss wird die Geschichte zudem noch etwas komplexer als zu Beginn angenommen, was in einem soliden Finale endet.

Die ARD zeigt die Krimikomödie «Lindburgs Fall» am Freitag, 19. August 2011, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/51469
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