Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Das Comedy-Bermuda-Dreieck

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 148: Bernd Stelters altbackene Samstag-Abend-Show, die eigentlich für frischen Wind sorgen sollte.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir eines weiteren Beweises dafür, dass gute Absichten manchmal entsetzliche Ergebnisse verursachen können.

«Stimmung!» wurde am 03. August 1996 im Ersten geboren und komplettierte neben der Spielshow «Showlympia» und der Kuppelsendung «Allein oder Fröhlich» das groß angekündigte „Festival der neuen Köpfe“, mit dem der Sender im Sommerloch neue Samstagabendshows ausprobierte. Wie bei den beiden anderen Vertretern wurde das neue Format absichtlich mit einem noch recht unbekannten Gesicht besetzt. Die Wahl fiel dabei auf den damals 35jährigen Bernd Stelter, der zuvor jahrelang als sogenannter „Werbefachmann“ erfolgreich im Kölner Karneval auftrat. Diesem Hintergrund entsprechend glich seine Sendung eher einer Prunksendung als einer modernen Samstagabendshow. Dabei verfolgte Stelter eigentlich das ambitionierte Ziel, die klassischen Unterhaltungssendungen früherer Jahre wiederzubeleben. In einem Interview kündigte er vor dem Start an: „Ich möchte das humoristische Bermuda-Dreieck aus Kabarett, Comedy und Klamauk wiederbeleben." Dies war dem Endprodukt jedoch kaum anzumerken, das ein allzu starkes Stammtisch-Niveau pflegte.

So gab es mitten im Hochsommer Büttenreden, Funkemariechen und Stimmungsmusik, von denen die wenigsten Beiträge wirklich unterhaltsam und neu waren. Dazwischen traten Stargäste wir Roberto Blanco, Heinz Schenk, De Bläck Fööss und Guildo Horn in der Rhein-Ruhr-Halle in Duisburg auf und animierten das Publikum zum obligatorischen Mitklatschen. Was in der Karnevalssaison im Rheinland funktionieren mag, wollte jedoch nicht so recht ins Sommerprogramm des Ersten passen. Am Ende erntete Stelter darum mit seiner Show wie auch die beiden „Neuen Köpfe“ zuvor vernichtende Kritiken. Die Berliner Zeitung schrieb damals sogar: „Zum Schluß [...] verabschiedete sich Bernd Stelter von dem Duisburger Publikum mit den Worten ‚Wir sehen uns wieder’. Das ist als Drohung zu werten.“

Doch so zweifelhaft die Qualität der Sendung auch gewesen sein mag, entpuppte sie sich als erfolgreichstes der drei getesteten Formate. Die erste Ausgabe erreichte mit 3,46 Millionen Zuschauern die beste Reichweite aller drei Konzepte und das, obwohl sie mit den Olympischen Sommerspielen harte Konkurrenz im Gegenprogramm hatte. Damit gelang ihr zwar ein Achtungserfolg und der interne Sieg im „Festival der neuen Köpfe“, doch einen wirklichen Publikumsrenner stellte sie dennoch nicht dar.

Da für das Jahr 1996 bereits zwei weitere Ausgaben vertraglich zugesichert waren, stand eine Fortsetzung dennoch nicht in Frage. Ein leicht verändertes Konzept und Termine außerhalb der zuschauerarmen Sommermonate vermochten die Sehbeteiligungen jedoch nicht zu steigern. Von den ursprünglich sieben für das Jahr 1997 geplanten Folgen wurden deswegen nur noch zwei umgesetzt, Die letzte Show im Mai 1997 hatte mit 3,68 Millionen kaum mehr Zuschauer als die Premiere und musste sich hinter Sat.1, ZDF und RTL als Viertplatzierte geschlagen geben. Trotzdem war das Format der langlebigste Kandidat der Testsendungen, denn «Showlympia» wurde nach nur zwei Ausgaben eingestellt, während «Allein oder Fröhlich» den Sendeplatz am Samstagabend bereits nach einer Folge verlor.

«Stimmung!» wurde am 24. Mai 1997 beerdigt und erreichte ein Alter von fünf Ausgaben. Die Show hinterließ den Moderator Bernd Stelter, der anschließend zur Stammbesetzung der Comedysendung «7 Tage, 7 Köpfe» gehörte und mit «Bernds Hexe» eine eigene Sitcom bei RTL bekam. Seit 2007 präsentiert er das «NRW-Duell» im WDR.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann der täglichen Dosis Klatsch und Tratsch.

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