Die Kritiker

«Rosamunde Pilcher: Vier Frauen»

von

Story


Edmund Aird ist seit langem glücklich verheiratet mit Virginia, mit der er zwei Kinder hat: Laura und Henry. Edmund, der aus erster Ehe noch eine Tochter hat, Alexa, ist erfolgreicher Geschäftsführer der in London ansässigen Firma "Sanford Aird Cubben", in der sein Sohn Henry und sein Schwiegersohn Noel um seine Nachfolge konkurrieren. Doch Virginia hat ein Geheimnis, das nur ihre Schwiegermutter Violet kennt: Vor genau 22 Jahren verbrachte Virginia eine Nacht mit ihrem amerikanischen Freund Conrad Tucker und weiß nicht, ob er oder ihr Ehemann Edmund der leibliche Vater von Laura ist.

Virginia wird von ihrer Vergangenheit eingeholt, als Conrad sich eines Tages bei ihr meldet. Er hat ein Foto von Laura in einem Gesellschaftsmagazin entdeckt und ist über ihre Ähnlichkeit mit seiner eigenen Mutter so verblüfft, dass er überzeugt ist, Lauras Vater zu sein. Er reist aus den USA an, um die Wahrheit herauszufinden und bringt damit eine Lawine von Misstrauen, Hass, Erpressung und Enttäuschung ins Rollen, die die Familie Aird in ihren Grundfesten erschüttert.

Virginia und Violet sind sich zunächst einig, dass Edmund nie etwas von der Affäre erfahren darf und legen Conrad sehr eindringlich nahe, wieder abzureisen. Doch der Plan geht nicht auf. In betrunkenem Zustand berichtet Conrad ausgerechnet dem skrupellosen und intriganten Schwiegersohn Edmunds, Noel Keeling, von seiner wahrscheinlichen Vaterschaft. Noel nutzt diese Information, um Virginia zu erpressen: Entweder er wird der neue Geschäftsführer der Firma oder ihr Geheimnis fliegt auf und die Familie Aird wird auseinandergerissen.

Virginia macht einen Vaterschaftstest, der ihr Dilemma bestätigt. Ihr Mann ist nicht Lauras Vater. Sie sieht keinen anderen Ausweg und überredet Edmund, Noel anstelle ihres Sohnes Henry an die Spitze des Unternehmens zu setzen. Virginia hofft, dadurch das Familienglück retten zu können, obwohl sie natürlich Gefahr läuft, ihren Sohn Henry zutiefst zu enttäuschen.

Darsteller


Eleonore Weisgerber («Vorzimmer zur Hölle: Streng geheim») ist Virginia Aird
Charles Dance («Game of Thrones») ist Edmund Aird
Eileen Atkins («Cranford») ist Violet Aird
Rebecca Night («Fanny Hill») ist Laura Aird
Susanna Simon («Dr. Molly & Karl») ist Alexa Keeling
Suzan Anbeh («Der Kriminalist») ist Lucilla Balmerino
Johannes Zirner («Geld.Macht.Liebe») ist Hamish Balmerino

Kritik


Die «Rosamunde Pilcher»-Filme sind mit Sicherheit der Gipfel des Trivialen im deutschen Fernsehen. Oft persifliert schlägt das Original immer wieder jede Parodie. Genauso verhält es sich auch mit den ersten zwei Ausgaben des neuen Vierteilers «Vier Frauen», «Virginias Geheimnis» und «Lauras Liebe», die uns das ZDF am Ostersonntag präsentiert. Eine Handlung ist nur schwer zu erkennen: Es stellt sich heraus, dass Laura nicht die leibliche Tochter von Edmund ist. Es gibt einige Machtkämpfe um Edmunds Nachfolge in seinem millionenschweren Konzern. Und Alexas Gatte geht fremd. Drei Stunden lang. Trivial, banal und gänzlich anspruchslos. Der Ruf der Reihe eilt ihr voraus – und das völlig zu Recht. Denn der einzig wirklich interessante Konflikt (der tragische Tod von Lauras großer Liebe bei einem Verkehrsunfall) bleibt durchgehend im Hintergrund.

In Rosamunde Pilchers Welt geschieht nahezu alles durch eine Verkettung von Zufall und Schicksal. Daran halten sich auch Drehbuchautor Matthew Thomas, der Pilchers Roman „September“ für diesen Film adaptierte, und Regisseur Giles Foster. Die Figuren wissen so gut wie nichts, „fühlen“ aber alles irgendwie. An Glaubwürdigkeit scheint kein Interesse zu bestehen. Und anstatt sinnvolle und tiefgehende Konflikte aufzubauen, zeigt man wie die Mitglieder der schottischen Geldadelsfamilie sich alle so unheimlich lieb haben und den lieben langen Tag nichts Besseres mit ihrem Leben anzufangen wissen, als auf der Terrasse ihres luxuriösen Anwesens zu sitzen, über die alltäglichen Nichtigkeiten ihres Lebens zu schwadronieren und sich schon mittags den Rot- oder Weißwein flaschenweise hinter die Binde zu kippen. Klingt zwar verlockend, ist aber für Fernsehfilme wenig geeignet. Schließlich tut man sich schwer, in einem solchen Umfeld wirklich glaubwürdige Konflikte unterzubringen, die spannend und tiefgreifend genug sind, um fesseln zu können.

Jedes Klischee, das man landläufig von einem «Rosamunde Pilcher»-Drehbuch hat, wird hier erfüllt. Das reißt auch kein Schauspieler mehr heraus. Rebecca Night mag durchaus talentiert sein, doch hier ergibt sie sich der anspruchslosen Mädchenhaftigkeit und dem triefenden Pathos ihrer Rolle. Auch Eleonore Weisberger und Charles Dance können ihr Potential bei weitem nicht einsetzen. Dafür ist die Vorlage schlicht zu debil und sinnentleert.

Das ZDF strahlt «Rosamunde Pilcher: Vier Frauen» am Sonntag, den 24. April 2011, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/49183
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