Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Harald Schmidt und die Schwuchtel-WM

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 90: Eine WM-Sendung der besonderen Art.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir des Beweises dafür, dass das Runde doch ins Eckige passt.

Das «McSchmidt-Studio» wurde am 08. Juni 1998 in Sat.1 geboren und entstand zu einer Zeit, als Harald Schmidt mit seiner täglichen «Harald Schmidt Show» nach erheblichen Startschwierigkeiten endlich annehmbare Erfolge feiern konnte. Parallel zu seinem Fernseh-Engagement bei Sat.1 hatte er auch einen umfassenden Werbevertrag mit einer bekannten Fastfood-Kette abgeschlossen. Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 1998 vereinbarten die drei Parteien nun eine bisher einmalige Kooperation - eine tägliche Dauerwerbesendung zur WM.

Das Konzept der Minishow war eng an Schmidts eigentliche Sendung angelegt. Er kommentierte täglich um 20.10 Uhr, an einem Schreibtisch sitzend, die wichtigsten Ereignisse rund um das Thema Fußball. Da die WM in Frankreich ausgetragen wurde, sorgte der französische Drummer Antoine seiner Late-Show-Band für die musikalische Untermalung. Zusätzlich wurden in jeder Ausgabe hochwertige Gewinne verlost. Viel Raum blieb Schmidt für seine Analysen jedoch nicht, da die einzelnen Epsioden jeweils nur fünf Minuten dauerten.

Dennoch reichte die knappe Zeit, um einen medienwirksamen Skandal auszulösen. In einer wiederkehrenden Rubrik über das fiktive WM-Tagebuch von Lothar Matthäus wurde nämlich Jürgen Klinsmann unter anderem als „Schwabenschwuchtel“ und „Warmduscher“ bezeichnet. Dieser fand solche Beleidigungen nicht witzig und leitete juristische Schritte ein. Viel geholfen hat es Schmidt jedoch nicht, sein WM-Studio verharrte oft bei einstelligen Marktanteilen. Aufgrund dieser schwachen Quoten und weil sein Werbevertrag nicht verlängert wurde, kam es nie zu einer Neuauflage des Projekts - auch nicht als Sat.1 im Jahr 2002 sogar die Übertragungsrechte an der WM besaß und sich Schmidt auf dem Höhepunkt seiner Karriere befand.

Das «McSchmidt-Studio» wurde am 12. Juli 1998 beerdigt und erreichte ein Alter von 35 Folgen. Die Show hinterließ den Moderator Harald Schmidt, der noch bis 2003 seine Late-Night-Show in Sat.1 moderierte und dann nach einer Pause ins Erste wechselte.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann der weiblichen Seite der WM.

Kurz-URL: qmde.de/42510
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