Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Der 'Dicke-Lippen-Skandal'

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 80: Das Duell der Stars von morgen und die ersten Auftritte von Bill Kaulitz und Annemarie Eilfeld.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir eines kurzen Überraschungserfolgs.

«Star Search» wurde am 05. Juli 2003 in Sat.1 geboren und entstand zu einer Zeit als Konkurrent RTL mit der Show «Deutschland sucht den Superstar» das Format der Castingshows ungeahnt populär machte. Auf der Suche nach einem geeigneten Pendant stieß Sat.1 dann auf die amerikanische Sendung «Star Search». Das Original lief bereits zwischen den Jahren 1983 und 1995 und wurde dort ebenfalls infolge des Erfolgs der «DSDS»-Vorlage «American Idol» ab 2002 neu aufgelegt.

Anders als bei «American Idol» traten die Kandidaten nicht alle gegeneinander an, sondern stets in direkten Duellen, von denen jeweils nur ein Kontrahent weiterkam. In der deutschen Version wurde der Sieger mithilfe einer Jury und den Anrufen der Zuschauer ermittelt. Zuerst gab die Jury ihre Wertung in Form von Punkten ab, anschließend wurde zu diesen die ebenfalls in Punkte umgewandelte Anzahl der Anrufer addiert. Wer die höhere Punktzahl hatte, kam weiter.

Was die Show zusätzlich unterschied, war die Tatsache, dass nicht nur jugendliche Sänger, sondern auch Models, Comedians und Kindersänger gesucht wurden. In den USA kamen so die noch kindlichen Britney Spears, Justin Timberlake und Christian Aguilera auf eine große Bühne noch bevor sie bekannt wurden. In Deutschland trat der damals 13-jährige Tokio Hotel-Sänger Bill Kaulitz mit dem Song „It’s raining Men“ auf und schied im Achtelfinale aus. Die spätere «DSDS»-Zicke Annemarie Eilfeld flog bereits in der Vorrunde aus dem Wettbewerb.

Moderiert wurde der Wettkampf von Sat.1-Allzweckwaffe Kai Pflaume. Die vierköpfige Jury komplettierte neben Sängerin Jeanette Biedermann, Moderator Hugo Egon Balder und Schauspielerin Alexandra Kamp in jeder Ausgabe ein wechselnder Gaststar. Nachdem sich ein Kandidat über die unechten Lippen von Kamp lustig gemacht hatte und Hugo Egon Balder dies während einer «TV Total»-Sendung wiederholte, war diese derart verärgert, dass sie die Show verließ. Sie wurde durch Model Eva Padberg ersetzt.

Die erste Staffel lief in Sat.1 mit drei Ausgaben pro Woche freitags zur besten Sendezeit und am Wochenende im Vorabendprogramm und mauserte sich nach einem mäßigen Start (2,23 Mio. Zuschauer) während ihrer Laufzeit zu einem beachtlichen Erfolg. Das Finale verfolgten am 10. August 2003 rund 5,82 Millionen Zuschauer. Der Marktanteil in der Zielgruppe lag bei sensationellen 36,6 Prozent. Grund genug, das Format ab 08. April 2004 in eine zweite Staffel zu schicken. Diesmal wurden alle Folgen im Abendprogramm ausgestrahlt und zusätzlich Spezial-Ausgaben im Anschluss der Hauptsendung, eine Pre-Show sowie ein Magazin bei VIVA produziert. Doch der zweite Aufguss fand kaum noch Interesse bei den Zuschauern. Selten verfolgten mehr als zwei Millionen Menschen die Duelle der Stars von morgen. Dieser Misserfolg führte dazu, dass sich Sat.1 gegen die Produktion einer dritten Staffel entschied.

«Star Search» wurde am 27. Mai 2004 beerdigt und erreichte ein Alter von nicht einmal einem Jahr. Die Show hinterließ die Sieger der ersten Staffel Martin Kesici, der mit seinem Song „Angel of Berlin“ einen Nummer 1-Hit landen konnte und dann Anfang 2012 ins RTL-Dschungelcamp einzug, sowie Ingo Oschmann, der eine eigene Sendung bei Sat.1 («Wenn Sie lachen, ist es Oschmann») sowie die Moderation der «Witzigsten Werbespots der Welt» übernahm. In der zweiten Staffel siegte Oliver Beerhenke als bester Comedian, der zusammen mit Andrea Göpel bei RTL «Upps! Die Superpannenshow» präsentierte. Sängerin Florence Joy bekam eine Rolle in der gefloppten RTL-Soap «Ahornallee» und ist seit 2008 mit dem ehemaligen «DSDS»-Kandidaten Thomas Enns verheiratet.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann der ersten Abschaltung einer Live-Sendung im deutschen Fernsehen.

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