Die Kritiker

«Mama kommt!»

von

Inhalt:


Christiane Fischer ist anerkannte Unfallchirurgin, alleinerziehende Mutter und führt eine Liebesbeziehung zu dem jüngeren Kollegen Lars, die sie allerdings vor der Belegschaft und ihrer 15-jährigen Tochter Jette geheim hält. Umstände, die unweigerlich erschüttert werden, als Christianes Mutter Luise urplötzlich vor der Türe steht und um Asyl bittet bzw. für selbstverständlich erachtet und schlichtweg fordert.

Mit teuren Ratschlägen, Lebensweisheiten, der Umgestaltung der Wohnung und der Entlassung der Putzfrau treibt Luise ihr potentielles Erbe in den Wahnsinn. Nichtsdestotrotz spitzt sich die Lage weiter zu, als Christianes Jugendliebe Stephan auftaucht und an alte Zeiten anzuknüpfen versucht. Bruder Thomas entzieht sich der Affäre indes stets erfolgreich.

Darsteller:


Anja Kling («Männersache») ist Christiane Fischer
Senta Berger («Unter Verdacht») ist Luise Fischer
Jelle Haase («Liebe in anderen Umständen») ist Jette Fischer
Matthias Schloo («Zodiak») ist Lars
Simon Verhoeven («Männerherzen») ist Thomas Fischer
Martin Lindow («Eisfieber») ist Stephan
Petra Kelling («Im Meer der Lügen») ist Hedda
Walter Kreye («Der Dicke») ist Herr Brückner

Kritik:


Drei Generationen teilen diesselbe Problematik: Die Liebe. Die Liebe gegenüber einem Mann sowie die Liebe zwischen Mutter und Tochter. Eine Prämisse, aus der einerseits unendlich Potential geschöpft werden kann, andererseits auch lediglich ein stereotypisches Laientheater entstehen könnte. Schlussendlich eine Angelegenheit des jeweiligen Drehbuchs, das mit innovativen Handlungsaspekten überzeugen, oder aber rein durchschnittlich ausfallen kann. Im Falle von Sophia Krapoths Schriftstück trifft eher letztgenannte Option zu. Dennoch ist «Mama kommt!» zweifellos sehenswerter als zahllose andere Produktionen von derartiger Natur.

Dies ist den schlichtweg großartigen Darstellern zu verdanken. Mit Anja Kling und Senta Berger ward das perfekte Team gefunden. Genauso fühlen sich die Szenen auch an - wie Mannschaftssport. Berger und Kling wissen um ihre Fähigkeiten, ihre Kapazitäten und setzen diese goldrichtig ein, weshalb keine Szene überspitzt, unglaubwürdig oder fehl am Platze wirkt; etwas, das man wahrlich nicht von übermäßig vielen deutschen Fernsehfilmen behaupten kann. An ihrer Seite spielen Newcomerin Jelle Haase als übermütige Tochter sowie Matthias Schloo und Martin Lindow als Streithähne, die um Christianes Aufmerksamkeit buhlen. Leistungen, an denen zu keinem Zeitpunkt etwas auszusetzen ist. Haase verkörpert ihre Rolle besonders natürlich und zwanglos, es ist eine wahre Freude, eine 15-Jährige ohne inzwischen typische Drogenprobleme und drei Love Interests so realistisch poträtiert zu sehen. Heimlicher Star des Filmes ist jedoch Simon Verhoeven als Thomas Fischer, welcher eigentlich nur einen Block weiter wohnt, sich allerdings ständig aus der Schlinge zieht und mit einer Menge Sarkasmus die Probleme auf andere abwälzt. Verhoeven spielt hierbei übrigens an der Seite seiner wahren Mutter, Senta Berger, was die gemeinsamen Szenen umso amüsanter macht.

Leider können die inhaltlichen Formen und Rundungen weniger bezaubern. Luises Bestreben, das Leben ihrer 40-jährigen Tochter komfortabler zu arrangieren, indem sie die Wohnung verändert, die Putzfrau feuert oder Ratschläge am Fließband produziert, bemühen die Lachmuskeln kaum. Kein Wunder, alles wurde schlicht zu lebensnah in Szene gesetzt. Oftmals hätte dem Film das Extreme sicherlich nicht geschadet, in Komödien muss man eben etwas verrückt agieren, um den Nerv zu treffen. Als wirklichkeitsgetreues Werk überzeugt man also auf ganzer Linie, doch am ursprünglichen Gedankengang ist man vermutlich vorüber gezogen, was beim Betrachten des Schauspiels ein wenig mitschwingt. Langeweile tritt gleichwohl nicht auf, Interessierte werden es nicht bereuen, die Geschichte bis zum teilweise überraschenden Ende zu verfolgen.

«Mama kommt!» hat das Rad nicht neu erfunden, sondern an ein solides Fahrzeug montiert und den zweiten Gang eingelegt. Große schauspielerische Talente in einer vollkommen kunstgerechten Abhandlung eines allseits bekannten Themas. Das Einschalten ist keine Pflicht, aber mit der richtigen Erwartungshaltung als Maßstab lohnt es sich auf jeden Fall.

Das ZDF zeigt «Mama kommt!» am Montag, den 1. März 2010 um 20:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/40452
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