Hingeschaut

Kolb und die «höllischen Nachbarn»

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Am Mittwoch startete RTL seine neue Mittwochs-Doku: Jürgen Kirsch sah die Premiere für Quotenmeter.de.

Die «Supernanny» und Schuldenberater Peter Zwegat machen Pause am RTL-Mittwoch, da darf gleich ein neuer Experte ran. Diesmal ein Rechtsanwalt. Ernst Andreas Kolb heißt er und möchte verstrittenen Nachbarn dabei helfen in Zukunft friedlich nebeneinander zu leben. Dies ist gleichzeitig der Startschuss für die neue RTL-Doku-Soap «Nachbarschaftsstreit – Kolb greift ein». Man kennt sie ja - die lieben Nachbarn. Wenn beim Ballspielen das Spielgerät versehentlich auf Nachbars Grundstück landet, ein Baum zu weit über Nachbars Rasen ragt, der Hund zu oft bellt oder einfach nur zuviel Lärm vom Gegenüber in die eigenen vier Wände dröhnt, dann gibt es meistens Konflikte am Maschendrahtzaun. Bevor sich die beteiligten Nachbarn die Köpfe einhauen, soll hier der Rechtsanwalt und Mediator Kolb eingreifen.

Sein Ziel soll es dabei nicht nur sein die verstrittenen Parteien über ihre rechtlichen Möglichkeiten aufzuklären, sondern – so wird in der Einführungssequenz der RTL-Doku deutlich – auch beide Nachbarn an einen Tisch zu bringen, wo das Kriegsbeil begraben werden soll.

Los geht es also mit Kolbs erstem Fall bei RTL. Vorgestellt wird ein Reihenhaus, in dem auf der einen Seite die Familie Weißmann lebt, auf der anderen Herr Cera und seine Freundin Sandra, die zudem eine Tochter haben. Die beiden Nachbarn befinden sich seit zwei Jahren in einem offenen Streit, bezeichnen diesen selbst als Nachbarschaftskrieg, geben sich gegenseitig die Schuld und haben letztlich den Gipfel ihrer Streitigkeiten erreicht, so dass beide Parteien Rechtsanwalt und Mediator Ernst Andreas Kolb gerufen haben, damit dieser eingreifen soll. Denn – so sagt er selbst – es gibt immer eine Lösung. Doch zunächst muss sich der Anwalt einen Überblick verschaffen und sowohl Familie Weißmann als auch deren Nachbarn auf der anderen Seite nach ihrer Meinung befragen. Das Ehepaar Weißmann wohnt schon seit 1998 in dem Haus und ist Eigentümer, die Nachbarn wohnen zur Miete und sind – so glauben sie – Hartz-4-Empfänger. Der Streit drehte sich zunächst um banale Sachen. So stört Familie Weißmann seit längerem die Rauchentwicklung, wenn ihre Nachbarn Grillen, was sie sehr oft tun.



Das stinkt und die Wäsche, die draußen zum trocknen hängt, riecht dann auch nach Rauch und Benzin, erklärt Frau Weißmann empört. Das habe aber erst angefangen, als ein Dritter Mieter, Herr Gladzek, nebenan eingezogen ist und stets zusammen mit Eugen Cera und Sandra grillt. Dabei benutzt er flüssigen Grillanzündern, was wohl den Rauch verursacht. Jedoch ist der Rauch vom Grillen der Nachbarn noch das geringste Problem, da haben die Nachbarn doch tatsächlich einen Komposthaufen im Garten aufgestellt. Seitdem will Frau Weißmann 16 tote Ratten, die von ihren Katzen gefangen wurden, im eigenen Garten gefunden haben. Doch damit ist immer noch nicht genug des Ärgers, denn auch Eugen Cera stört etwas: Die Tannen auf dem Grundstück Weißmann, die auf seins ragen und Schatten werfen und somit auf dem anderen Gelände nichts mehr wächst. Kurzerhand hat er also die Äste auf der einen Seite entfernt, sehr zum Ärger der Weißmanns, die dem nie zugestimmt haben wollen und sich das nicht gefallen lassen wollen.

Soweit die Ausgangslage – die Tannen sind also das Hauptproblem, der Rest sind Nebenkriegsschauplätze. Mediator Ernst Andreas Kolb spricht also erstmal mit beiden Parteien, lässt sie zudem auf Karteikarten, mit denen er arbeitet – so erzählt uns RTL –, aufschreiben, welche Wünsche sie hegen und was sie von den Nachbarn gegenüber erwarten. Zudem befragt er sie zu ihren Einschätzungen des jeweiligen Gegenübers – getrennt voneinander. Denn später sollen sich alle vier zusammen im Schloss Neuwied, einem neutralen Ort, wieder treffen, sich mit Kolb an einen runden Tisch setzen und Lösungen finden. Gesagt, getan.

Die Fronten sind zwar zu Beginn des Gesprächs, das sieben Stunden gedauert haben soll, mehr als verhärtet, das beobachtet Kolb vorher in einen Nebenraum per versteckter Kamera. Doch am runden Tisch scheint es Kolb schließlich doch zu schaffen, dass die Nachbarn miteinander reden und auf einander zugehen. Denn der unfreundliche Umgang miteinander und das gegenseitige Anschweigen war das eigentliche Problem, durch das die anderen Probleme erst entstanden. So einigt man sich plötzlich auf Rücksicht beim Grillen auf der einen Seite und auf Wertschätzung auf der anderen Seite. Ach ja und das Tannenproblem will man gemeinsam in Angriff nehmen. Zwar glaubt man im Hause Weißmann immer noch nicht so ganz an den Nachbarschaftsfrieden, aber zum Ende der Doku-Serie sieht man wie sich die bisher verstrittenen Nachbarn am Maschendrahtzaun die Hände reichen.

Die neue RTL-Dokureihe, sie macht schon Spaß. Aber nicht weil man einiges dazu lernt, sondern allein weil man durch das Streiten über banale Dinge, die man in einem vernünftigen Dialog regeln könnte, bestens unterhalten wird. Da sieht man den Frust auf der einen Seite und verbitterte Lästereien auf der anderen Seite. So geht es hin und her. Bis Kolb schließlich eingreift und das im Happy End, das sowieso vorher schon klar ist, beendet wird. Nachbarschaftsstreit ist immer ein interessantes Thema, da die Konflikte für Außenstehende Zuschauer amüsant sind - das hat man schon bei den «Höllischen Nachbarn» gesehen, die ebenfalls auf RTL zu sehen gewesen sind. Allerdings ging man dort noch mit einer Brise Ironie an die Sache. Genauso wie der Nachbarschaftsstreit um Regina Zindler bei Barbara Salesch, den Stefan Raab einst mit dem Song „Maschendrahtzaun“ veredelte. So gesehen kann RTL mit dem Thema Nachbarschaftsstreit gar nichts falsch machen, denn sich gegenseitig bekriegende Nachbarn schaut man sich genauso gerne an wie unerzogene Bengel, die ihre Eltern beschimpfen und überall aus der Reihe tanzen, bis die «Supernanny» kommt. Der Unterhaltungsfaktor überwiegt bei «Nachbarschaftsstreit – Kolb greift ein» und ist auf jeden Fall gegeben. Der Start dieser neuen Doku-Soap auf RTL gelang.

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