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Günther Jauchs Schummel TV

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Bei ProSieben ist mit der Rückkehr von «The Next Uri Geller» wieder die Saison der Scharlatane angebrochen. Am vergangenen Mittwoch wollte offensichtlich auch «Stern TV» auf dieser Welle mitschwimmen und bot dabei eine Vorstellung, die sogar den missglückte Auftritt von Jan Rouven in der ProSieben-Show unterbot.

Günther Jauch hatte den professionellen Hypnotiseur Wolfgang Künzel in sein Hürther Studio eingeladen, wo er sein Können anhand von vier „freiwilligen“ Kandidaten testen sollte. Künzel, der eigentlich unter dem Namen Alexander Cain auftritt, wurde als einer der renommiertesten Hypnotiseure Deutschlands in die Sendung eingeführt und ist Ausbilder an der Hypnoseakademie. Vor seiner Glanzvorstellung bei «Stern TV» bewies er seine Fähigkeiten bereits bei «Galileo Mystery», «Unglaublich – Die Show der Merkwürdigkeiten» und zuletzt in Uri Gellers-Alien-Debakel. Vor dem Hintergrund dieser Referenzen wunderten einen die anschließenden Ereignisse eigentlich nicht mehr.

Das Spiel begann, in dem Künzel seinen vier Teilnehmern zunächst befahl die Zahl „Fünf“ zu vergessen und entweder „Muh“ oder „Mäh“ anstelle der Zahl zu sagen. Die anschließende Probe klappt bei den ersten drei Kandidaten noch ganz gut. Dumm nur, dass Freiwilliger Nummer Vier anscheinend wirklich geschlafen hat und aufgrund seiner Nervosität die Zahl vier durch den Tierlaut ersetzte. Dass dieser Trick damit nicht funktionierte, ließ sich Künzel wie ein echter Profi nicht anmerken und macht mit seiner Show munter weiter.

Anschließend versuchte der Hypnotiseur die vier wieder schlafenden Menschen so zu manipulieren, dass sie sich anstatt einer Zitrone einen süßen Pfirsich vorstellen würden. Tatsächlich bissen diese beherzt in das saure Obst und verzogen keine Mine. Zumindest versuchte sie es. Als die Kamera Großaufnahmen der Gesichter zeigte, sah man sehr deutlich wie Kandidatin Zwei versuchte ihre Gesichtmuskeln unter Kontrolle zu halten. Nummer Vier, der zuvor die Aufgabe mit dem Zählen verrissen hatte, schossen sogar Tränen in die Augen.



Um den Zitronengeschmack verlieren zu können, bekamen die vier Teilnehmer im Anschluss ein Glas Wasser gereicht. Natürlich nicht ohne eine weitere Herausforderung. Zunächst redet er jedem der vier Freiwilligen einzeln eine unsichtbare Wand zwischen Glas und Mund ein, die nicht überwindbar war. Dumm nur, dass er vor diese Instruktionen vergaß, die vier wieder in Schlaf zu versetzen wie bei den Übungen zuvor. Daher waren diese bei vollem Bewusstsein als er die Aufgabe stellte. Über diesen Fehler ging Künzel wie gewohnt galant hinweg und auch die Freiwilligen spielten das Theater brav mit. Nicht dass hier noch der Verdacht des Betruges aufkommen würde.

Nachdem die vier endlich das wohlverdiente Wasser trinken durften, sollte das Glas an ihren Lippen kleben und nicht mehr zu entfernen sein. Dieses letzte Experiment verlief zunächst fehlerfrei bis Kandidatin Nummer Drei nach ein paar Sekunden die Ansage wohl schon wieder vergessen hatte und das Glas fröhlich absetzte. Der Hypnotiseur ignorierte diesen Fauxpas gewohnt professionell, bevor die folgende Werbepause das kümmerliche Schauspiel endgültig beendete.

Traurig nur, dass dieses Schmierentheater eben nicht bei Uri Geller, sondern in «Stern TV» dargeboten wurde. Einer Sendung, die ein journalistisches Magazin sein soll, wie Günther Jauch nicht müde wird zu betonen. Doch davon war in der beschriebenen Viertelstunde wenig zu merken.

Haben Sie das wirklich nötig, Herr Jauch?

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