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Sitcoms groß in Mode: Schräge Helden für schwierige Zeiten

Leben und leben lassen: Das ist das Motto des stets fidelen Kioskbesitzers Atze aus Essen-Kray, der auf Goldkettchen und seine Pilotenbrille schwört und für jede Situation einen coolen Spruch parat hat. Da ist Hausmeister Krause aus Köln-Talk ganz anders: Toleranz ist für ihn eine üble Krankheit, Mieter und seine Familie behandelt er wie lästiges Ungeziefer.

Zwei Männer also, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten - und doch haben die beiden eine Gemeinsamkeit: Die von den Komikern Thomas "Atze" Schröder und Tom Gerhardt gespielten Originale sind die Hauptfiguren in zwei der erfolgreichsten deutschen TV-Sitcoms. Mehrere Millionen Zuschauer verfolgen Woche für Woche "Alles Atze" (RTL), "Hausmeister Krause" (Sat.1), "Die Camper" (RTL), oder "Bewegte Männer" (Sat.1) und lassen sich von den Abenteuern gestresster Alltagshelden begeistern. Die überschaubaren und mal mehr, mal weniger skurilen TV-Komödien in Serie sorgen gerade in wirtschaftlich schwerer Zeit für Ablenkung und Entspannung. Kein Wunder, dass Atze und Co. zunehmend Konkurrenz bekommen: Immer mehr deutsche Sitcoms drängen ins Fernsehprogramm, ein Ende des Booms ist derzeit nicht in Sicht.

"Wir machen einfach das, was uns auch Spass macht", sagt die Kölner TV-Produzentin Christiane Ruff, die als Geschäftsführerin "Sony Pictures Film und Fernseh Produktion" für Erfolgsserien wie "Nikola" oder "Ritas Welt" (beide RTL) verantwortlich ist und den renommierten Grimme-Preis erhalten hat.

Ein Erfolgsrezept der komischen Miniserien aus einheimischer Produktion ist laut Ruff ihre Nähe zum Alltag vieler Zuschauer: "Wir versuchen Trends aufzuspüren, zu sehen, mit was sich die Leute herumschlagen", sagt die Produzentin.

Von "Ritas Welt" und "Nikola" starten nach der Sommerpause neue Folgen, genauso wie von der preisgekrönten RTL-Familien-Sitcom "Mein Leben & ich" mit Wolke Hegenbarth und "Bernds Hexe" (ebenfalls RTL). Neu ins Programm schickt der Kölner Privatsender im Herbst unter anderem die Sitcom "Krista" mit Julia Stinshoff, sie ist eine junge Single-Frau auf der Suche nach dem richtigen Mann, "Unter Bürdern" über zwei von Heinrich Schafmeister und Michael Brandner gespielte grundverschiedene Brüder, die gemeinsam eine Anwaltskanzlei betreiben, sowie die Teenie-Sitcom "Schulmädchen" über eine Münchener Clique kesser und cleverer Mädchen.

Sat.1 will - ebenfalls nach der Sommerpause - mit "Die Schampusbauern" kontern. In der Sitcom geht es um zwei Landwirte, die eine dicke Erbschaft gemacht haben und sich in die Münchener Schickeria einkaufen wollen. Ausserdem will der Berliner Sender nach Auskunft einer Sprecherin im Herbst neue Folgen von "Anke" mit Star-Komikerin Anke Engelke ins Quotenrennen schicken, obwohl der Sender mit diesem Format, das sich um die neurotische Moderatorin einer Talkshow dreht, vor drei Jahren böse auf die Nase fiel. Doch von derlei Ausrutschern lassen sich die Programmplaner nicht irritieren, denn das Genre Sitcom funktioniert alles in allem so gut wie nie zuvor, die Schubladen der Privatsender sind voll mit Plänen für neue Formate. ARD und ZDF haben dagegen den deutschen Sitcom-Boom bisher weitgehend verschlafen. (fabs)

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