Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Es lebe der Sport?!

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Immer montags blickt Quotenmeter auf die Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Das Jahr beginnt mit sportliche Vorsätzen, doch wer ist der wahre Quoten-König?

Spricht man in Bezug auf das Fernsehen über Fußball ist oftmals die Rede von König Fußball, der nicht nur allerlei Privilegien genießt, sondern auch stets für gute Quoten sorgt. Wird eine Fußball-Weltmeisterschaft gespielt und im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen, pausiert im Privatfernsehen neuproduziertes Programm, um es von einer schlechten Quote zu schützen. Diese Rechnung ging zwar während des Turniers in Katar im November und Dezember einmal mehr auf, doch die Zuschauerzahlen im Ersten und ZDF waren verglichen mit vergangenen Turnieren alles andere als majestätisch. Dies wurde an dieser Stelle hinlänglich diskutiert. Am vergangenen Wochenende startete nun auch die Bundesliga in die zweite, etwas verlängerte Saisonhälfte.

Bundesliga zwingt Dschungel in die Knie
Sat.1 durfte sich über die Übertragung des Spitzenspiels zwischen Leipzig und München freuen. Die Freude hielt auch am nächsten Morgen noch an, denn mit einer durchschnittlichen Reichweite von etwas mehr als viereinhalb Millionen Zuschauern zwang man sogar den derzeitigen Quoten-Krösus RTL in die Knie. Während die beiden Fußball-Halbzeiten in der Zielgruppe 22,1 und 23,9 Prozent einfuhren, sank das Ergebnis von «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» im Vergleich zur ersten Freitagssendung um elf Prozentpunkte auf 26,3 Prozent. Ganz umgefallen ist das Dschungelcamp damit nicht, aber die Reichweite belief sich zwischen 21:30 Uhr und Mitternacht auf 3,67 Millionen. Sat.1-Zuschauerfeuerwerk hielt nur bis 22:27 Uhr. Die anschließenden Highlights behielten nur noch 1,23 Millionen Interessierte. Punktsieg RTL, denn die Quote bei den 14- bis 49-Jährige sackte auf nur noch 8,9 Prozent ab. «ran Late Night» kam ab 23:00 Uhr auf nur noch miese 3,9 Prozent und eine Reichweite von weniger als einer halben Million Menschen.

Die Zugkraft des Fußballs ist nach wie vor vorhanden, doch interessieren sich die Fans augenscheinlich nur noch für das Spiel selbst und nicht mehr für das in der Regel glattgebügelte Drumherum. Ohne die am Samstag spielenden Mannschaften des Rekordmeisters und dessen Erzrivalen von Borussia Dortmund fehlte es der «Sportschau» am Samstagvorabend etwas an Glanz. Mit 13,5 Prozent Marktanteil holte Das Erste zwar einmal mehr ein gutes Ergebnis, doch es war die drittschwächste Ausgabe in dieser Saison. Die Konferenz bei Sky am Nachmittag sicherte sich übrigens 14,0 Prozent bei den Jüngeren. Aber nicht nur der Fußball beweist dieser Tage sein Können, auch der Handball ist derzeit in aller Munde.

Handball-WM als Quotengarant
Die deutsche Nationalmannschaft steht noch vor dem letzten Hauptrundenspiel gegen Norwegen am heutigen Abend bereits sicher im Viertelfinale. Die Siege über Argentinien und die Niederlande verfolgten ein Millionen-Publikum. Am Samstag trat das DHB-Team erstmals zur besten Sendezeit an und lockte 6,10 Millionen Zuschauer zum ZDF. Für die höchste Reihweite des Turniers reichte es damit aber dennoch nicht, denn das Vorrunden-Spiel gegen Serbien sicherte dem Ersten 6,27 Millionen. Mit einem Marktanteil von 26,2 Prozent bei den Jüngeren gegen das Nachbarland brauchen sich die Handballer vor König Fußball aber nicht zu verstecken. Das Spiel gegen Argentinien, das am Donnerstag um 18:00 Uhr begann holte sogar 27,0 Prozent. Am heutigen Abend erfolgt der Anwurf gegen die Norweger erneut in der Primetime.

Vom runden zum ei-förmigen Wurfgeschoss: ProSieben setzt seit September auf American Football aus der NFL. Mit dem Start der Playoffs bog nicht nur die Spielzeit auf die Zielgeraden ein, sondern auch die Zeit der NFL bei der ProSiebenSat.1-Sendergruppe, die bekanntlich die Rechte an RTL Deutschland verlor. Die Partien vom Wochenende stellten aber einmal mehr unter Beweis, wie lukrativ die Rechte am amerikanischen Volkssport sind. Am Samstagabend erreichte die Partie der Jacksonville Jaguars bei den Kansas City Chiefs einen Zielgruppen-Marktanteil von bis zu 18,0 Prozent. Bis spät in die Nacht saßen noch 0,61 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher. Die Nachtpartie zwischen New York und Philadelphia konnte mit dieser Reichweite freilich nicht mithalten, doch auf dem Quotenmarkt waren ansehnliche Werte zwischen 7,8 Prozent im vierten Viertel, als das Spiel entschieden war, und 11,7 Prozent im zweiten Quarter drin. Am Sonntagabend begann die Übertragung der Spiele bereits um 21:00 Uhr. Cincinnati gegen Buffalo kam gegen anfangs große Konkurrenz («Tatort») auf annehmbare 7,5 Prozent. Im weiteren Verlauf stieg das Ergebnis auf ausgezeichnete 10,5 Prozent. Für die Dallas Cowboys, die in San Francisco gastierten, waren am nach Mitternacht bis zu 12,4 Prozent drin. 0,31 und 0,26 Millionen sahen die ersten beiden Viertel ab 0:40 Uhr.

König Biathlon
Während im Januar in den USA traditionell der Fokus voll und ganz dem Football gehört, ist die Situation hierzulande etwas unübersichtlicher, denn neben Fußball und einem Handball-Großturnier ist natürlich auch der Wintersport omnipräsent im Fernsehen. Am Wochenende stand das traditionsreiche Ski-Rennen aus Kitzbühel von der Hahnenkamm-Abfahrt an. Während am Freitagvormittag 1,44 Millionen Zuschauer im ZDF gezählt wurden, stieg das Interesse am Samstag um 11:30 Uhr auf 2,44 Millionen. Mit einem Marktanteil von 19,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen lief es ausgezeichnet für den Mainzer Sender, der ab 13:00 auch die 10-Kilometer-Verfolgung der Damen im Biathlon übertrug. Die Reichweite stieg auf 4,01 Millionen, der Marktanteil auf 24,2 Prozent und damit auf Fußball-Verhältnisse. Die Herren-Verfolgung holte zwar rund 110.000 Zuschauer mehr, der Marktanteil lag aber „nur“ bei 19,9 Prozent. Noch gefragter waren aber am Sonntag die Staffel-Wettbewerbe. Um 11:43 Uhr schalteten bereits 4,30 Millionen Zuschauer die Frauenstaffel ein, der Marktanteil lag bei sagenhaften 22,8 Prozent. Die Herren-Staffel am Nachmittag verfolgten sogar mehr als fünf Millionen Menschen und bescherte dem ZDF 23,1 Prozent in der klassischen Zielgruppe. Auch abseits des Königs des Wintersports lief es für das ZDF überragend, sodass Randsportarten wie eine Zusammenfassung von Skicross Freestyle am Sonntagnachmittag ab 16:19 Uhr auf knapp drei Millionen Zusehende und 11,8 Prozent bei den Jüngeren kam.

Zwangsläufig fällt aber auch so manche Sportart dem bunten Wintersporttreiben zum Opfer. Die 15-minütige Zusammenfassung des Eishockey-Spiels der DEL-Teams aus Mannheim und München überzeugte am Samstagmorgen ab 9:43 Uhr nur 0,43 Millionen Zuschauer zum Einschalten. Mit einem Marktanteil von nur 3,0 Prozent lief es so schlecht wie seit November 2019 nicht mehr. Damals wurde eine Zusammenfassung aber erst im Nachmittagsprogramm gesendet. Eishockey wird es demnächst auch wieder bei ProSieben Maxx geben. Der Spartensender zeigt nach der NFL-Saison am Sonntagabend wieder Spiele aus der National Hockey League (NHL) aus den USA. Die Übertragung entpuppte sich im vergangenen Jahr allerdings als Rohrkrepierer mit Marktanteilen von meist weniger als einem Prozent. Besserung gab es aber während der Final-Serie, als im Nachtprogramm teils starke Werte von bis zu 3,9 Prozent generiert wurden. Fraglich ist aber, ob die reguläre Spielzeit diesen Aufschwung verwerten kann. Angesichts der mickrigen Marktanteile im ZDF ist dies aber mehr als fraglich.

Eine weitere Ausnahme bildete zuletzt der Motorsport. RTL verzichtete angesichts stark rückläufiger Zuschauerzahlen auf einen Rechtedeal für die Formel 1 mit Sky Deutschland. Auch die Formel E bei ProSieben hatte zum Saison-Auftakt am vorvergangenen Samstag gehörig zu kämpfen und erreichte in der Primetime ab 21:00 Uhr nur 0,48 Millionen Zuschauer und schwache 4,0 Prozent. ProSieben gilt derzeit als möglicher Rechtepartner für Sky Deutschland, um die vier Saison-Rennen ins Free-TV zu bringen. Angesichts des Zuschauerinteresses in der vergangenen Woche über fast sämtliche Sportarten hinweg lässt sich zwar festhalten, dass Sportübertragungen derzeit Hochkonjunktur haben, doch dazu zählt eben auch eine passende Vermarktung sowie eine gewissen Routine beim Publikum. Es wird spannend sein, wie die NFL bei RTL Deutschland angenommen wird. Reichen ProSieben vier Formel-1-Rennen, um dem Motorsport-Standbein der Sendergruppe einen Schub zu geben? Es lebe der Sport, aber um welchen Preis?

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