Serientäter

«The English» Kritik – Western Fans aufgepasst!

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In seiner sechsteiligen Miniserie erzählt Hugo Blick die Geschichte zweier Außenseiter im Wilden Westen, deren Schicksale Stück für Stück miteinander verschmelzen.

Die Renaissance des Westerns scheint unaufhaltbar voranzuschreiten. Begründet durch den Erfolg von «Yellowstone» versucht sich in den vergangenen Jahren fast jeder Streaminganbieter ein Stück vom Erfolgskuchen abzuschneiden. Im Falle von «The English» scheint dies Autor und Regisseur Hugo Blick dank einer überragenden Kameraarbeit und einem fantastischen Cast auch mit Bravour zu gelingen.

Wir schreiben das Jahr 1890. Eine englische Frau namens Lady Cornelia Locke (Emily Blunt) ist mit einem Koffer voller Geld auf der Suche nach dem Mann, den sie für den Tod ihres Sohnes verantwortlich macht. Durch Zufall trifft sie auf einen amerikanischen Ureinwohner namens Eli Whipp (Chaske Spencer), der als Späher in der amerikanischen Kavallerie gedient hat. Ein charismatischer und angsteinflößender Bösewicht, gespielt von Game of Thrones Alumni Ciarán Hinds, macht gleich zu Beginn der Serie deutlich, dass sich hier die Qualität des Casts betreffend bis in kleine Nebenrollen an Genregrößen wie «Deadwood» orientiert wurde.

Allein die Kameraarbeit von «The English» schafft es allerdings ein Westernfeeling zu erzeugen, wie es im Medium TV bisher kaum möglich schien. Von breitflächigen, sich lang hinziehenden Panoramaaufnahmen bis zu klassischen Detailaufnahmen im Stile alter Spaghettiwestern schreit hier fast alles nach einer großen Kinoleinwand und je größer der Bildschirm im heimischen Wohnzimmer ausfällt, desto bildgewaltiger wirkt Blicks Miniserie. Als qualitativ schwankend kann lediglich die Dialogarbeit der Produktion bezeichnet werden, die von einem angsteinflößenden Kammerspiel im Stile von Tarantino bis zu kitschigen Monologen und Dialogen, die teils gar immersionshemmend wirken, reichen. Dank der ausgezeichneten Chemie zwischen den Beiden Protagonisten und deren schauspielerischer Breite, ist dieser Einschnitt allerdings bis zu einem gewissen Grad vernachlässigbar.

Auch die Brutalität der Serie macht unmissverständlich deutlich, wie kompromisslos sich an klassischen Spaghetti-Western orientiert wurde, in dem ein Menschenleben nicht mehr wert war, als die Münzen in ihren Taschen und jeder Mensch im Morgengrauen seinen letzten Tag begonnen haben könnte. Abgeschossene Köpfe, Vergewaltigungen und Hinrichtungen sind an der Tagesordnung. Nebencharaktere sterben wie die Fliegen und überleben kaum mehr als eine Folge.

«The English» ist eine Liebeserklärung an das Westerngenre, erinnert allerdings mehr an in Europa produzierte Italowestern im Stile von Sergio Leone als an den klassischen amerikanischen Western. Bis auf die etwas unausgegorene Dialogarbeit, kann Hugo Blicks Miniserie dank einer faszinierenden Kameraarbeit und schauspielerischen Darbietungen, die ihresgleichen suchen, Fans des Genres über die sechs Folgen der Miniserie hinweg in einen im wahrsten Sinne des Wortes Wilden Westen hineinziehen.


Die britisch-amerikanische Co-Produktion zwischen der BBC und Amazon Prime Video ging am 10., respektive 11. November international auf Sendung. Überraschenderweise wird Amazon in Deutschland allerdings nicht die Ausstrahlung übernehmen, stattdessen läuft die Serie hierzulande ab dem 26. November 2022 bei Magenta TV.

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