Serientäter

Fast schon zu viel Realität: «Ich dich auch!»

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Seit Mitte Februar hat das ZDF eine neue Sitcom in der Mediathek versteckt. Die Protagonisten sind zwei Verliebte.

In Mainz hat man in den vergangenen Monaten schon zahlreichen diversen Projekten grünes Licht gegeben. Im vergangenen Sommer schickte man «Deadlines» auf Sendung, eine Serie über vier alte Freundinnen, dabei darf die Deutsch-Türkin Elif (Jasmin Shakeri) genauso wenig fehlen wie die Person of Color Salka Weber, deren neue Serie «Oh Hell» erst bei Magenta TV startete. Im brillanten «Doppelhaushälfte» zieht eine schwarze Familie zu den Deutsch-Vietnamesen. «Loving Her» ist eine Geschichte einer lesbischen Frau auf den Irrungen und Wirrungen der Liebe.

Die junge Serie «Ich dich auch!» passt da so gar nicht in das Bild der diversen ZDFneo-Serien. Im Mittepunkt stehen die (urdeutschen?) Caro und Yannik, die sich vor Kurzem kennen und lieben gelernt haben. Das schon fast austausche Paar, gespielt von Rojan Juan Barani und Meriel Hinsching, lebt in Ruhe in den eigenen vier Wänden. Doch immer wieder wird das junge Paar von Caros Familie und dem Nachbar Tüffi gestört.

Die Geschichte ist so unoriginell, dass Yanniks zwei Mütter, das Außergewöhnlichste der gesamten Serie sind. Doch das muss nichts Schlechtes sein – ist es in diesem Fall auch nicht. Denn: Die Zuschauer freuen sich nicht nur immer auf neue diverse und kreative Serien. Viele Comedy-Serien, die den gesamten Tag gute Marktanteile einfahren und bei Streamingdiensten Woche für Woche die Bestplätze belegen, sind erzählerisch überhaupt nicht abwechslungsreich. «How I Met Your Mother», «The Big Bang Theory» und Co. sind mit Klischees vollgepackt und brauchen mehrere Staffeln, um Konfliktpositionen zu bewältigen.

Mit einer einzigen Staffel, die mit acht Episoden recht kurz ausfällt, wird man bei «Ich dich auch!» nicht sonderlich überrascht. Die Autoren Jochen Wigand, Svenja Ingwersen und Thomas Brückner erzählen eine nette und schöne Geschichte: Zwei Verliebte möchten ihre „Krankheit“ gemeinsam im Bett auskurieren. Statt einen Keil zwischen Yannik und Caro zu treiben, gibt es eine Antagonistin: Caros Schwester Svenja, die von Leonie Wesslow verkörpert wird. Sie steht gerne im Mittelpunkt und nervt sämtliche beteiligte Personen mit ihrer Verlobung und ihrer künftigen Hochzeit. Da wirkt es schon fast bitter, dass sie nie erfahren wird, dass ihr Freund Sven (Sven Daniel Bühler) erst vor Kurzem etwas mit einer Bekannten hatte.

Die Story entwickelt sich in den ersten acht Episoden nicht wesentlich weiter. Jede Folge von «Ich dich auch!» widmet sich einem gewissen Thema. Zunächst geht es bei frisch Verliebten um das große F-Wort, eine weitere Geschichte widmet sich einem Dickpic und bei einer Folge steht ein ominöses Paket im Mittelpunkt. Auch eine Übernachtungsparty, weil eine Bombe in unmittelbarer Umgebung von Svenjas und Svens Wohnung geräumt werden soll, wird inszeniert. Der Staffelhöhepunkt ist der Zusammenzug zwischen Caro und Yannik. Außerdem bekommen die Fernsehzuschauer einen Cliffhanger serviert, bei dem der Schichtsalat im Halse stecken bleibt.

«Ich dich auch!» ist eine solide Comedy-Serie, die einen netten Cast und ganz lustige Geschichten miteinander vereint. Das Besondere für Nerds: Die Produktionsfirma Tower Productions, die das Format «Him & Her» dafür aus Großbritannien adaptiert hat, hat die gesamte Wohnung in einem Studio auf einer Stahlbühne erbaut. Mit «Ich dich auch!» ist ZDFneo eine solide Serie gelungen. Weniger gelungen war der im vergangenen Jahr produzierte Totalausfall. In «The Drag of Us» haben die Verantwortlichen, unter anderem «Hausmeister Krause»-Star Tom Gerhardt, den Unterschied zwischen Transgender und Drag Queens verwechselt.

«Ich dich auch» ist in der ZDFmediathek verfügbar.

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