Hintergrund

Screenforce Days: Darauf hoffen wir

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In dieser Woche stellen die Fernsehsender in Köln wieder ihre Programme vor. Zuletzt gab es schon kleine Einblicke.

Bereits im Februar plauderte RTL-Chef Henning Tewes aus dem Nähkästchen und kündigte zahlreiche Comebacks von alten RTL-Marken an. Bislang enttäuschte das Comeback von «7 Tage, 7 Köpfe» mit dem früheren «Verstehen Sie Spaß?»-Moderator Guido Cantz, danach gab es ein Wiedersehen mit «Der Preis ist heiß». Zwei der drei produzierten Episoden sind ausgestrahlt, die Bilanz ist derzeit gut. Das «Turmspringen» machte seine Sache gut und nun muss die «100.000 Mark Show» ihr Können beweisen.

Diese Ideen sind zwar alle schön, doch damit lässt sich die Fülle von Programmstunden der Marken «Das Supertalent» und «Deutschland sucht den Superstar» nicht ersetzen. Zwar mag man weiterhin einen begabten Sänger suchen, aber die Quoten sind suboptimal. Ein alternatives Ersatzprogramm in der Schublade zu haben, wäre für den Sender mehr als ratsam. Daher blick die Branche umso mehr nach Köln. Neue Marken braucht die Fernsehstation, die auch weiterhin die Nummer eins unter den Privaten bleiben will. Es gab in der Vergangenheit immer neue Ansätze, aber der große Wurf war nicht dabei. Und wenn dann solche Eventshow-Reality-Shows wie «Das Sommerhaus der Stars» auch nur bedingt funktionieren, weil sich die Kandidaten zu gut verstehen, dann sinken schließlich die Einschaltquoten.

Klar, in Köln wird man sich nicht ausruhen. Aber zuletzt wurde es ruhig. Noch mehr Specials von «Stern TV» und «Extra» sind nicht machbar, Eventfilme hat man in dieser Schlagzahl nicht bestellt, um damit den Donnerstag dauerhaft zu bespielen. Und mit Sonja Zietlow könnte man bestimmt qualitativ hochwertiger Sendungen als «Die 25» herstellen.

Deutlich gravierender ist das Bild in Unterföhring: Daniel Rosemann, Chef von Sat.1 und ProSieben, muss endlich liefern. Es ist unverständlich, warum in der größten Krise des Privatfernsehens durch die Konkurrenz der Mediatheken von ARD/ZDF und den Streamingdiensten, nur eine Person die zwei größten Sender im Alleingang leitet. Man kann nur hoffen, dass die Factual-Ambitionen für den Sonntag gestrichen wurden, Baustellen haben die Sender genügend.

ProSieben besteht in der subjektiven Wahrnehmung nur noch aus «Schlag den Star», «Wer stiehlt mir die Show?», «TV total», «The Voice» und «The Masked Singer». Die Formate dehnt man inzwischen so lange, dass man schließlich mit ihnen ins Bett gehen kann. Mit «Late Night Berlin» und «red.» hat man lediglich zwei Programme, die man im Nachklapp senden kann. Notgedrungen könnte man zumindest alte Folgen beliebter Sketch-Reihen senden, aber nach einer Show, diese gleich noch einmal zu wiederholen, wirkt arg seltsam und zeugt nicht von Einfallsreichtum.

Neue Showformate bei ProSieben gibt es kaum – und wenn dann überleben diese Sendungen meist nur vier Episoden. Was ist denn bitte bei «The Beauty & the Nerd» passiert, dass die dritte Staffel nicht gesendet werden konnte. Wie soll man Florida TV für kreative, neue Konzepte begeistern, wenn man von Stefan Raab lieblos produzierte Shows abnimmt. «Blamieren oder Kassieren» wird zwar durchaus passable Quoten haben, aber das Konzept ist dünner als das Klopapier in deutschen Krankenhäusern.

Ohnehin vergaloppierte sich ProSiebenSat.1 in den vergangenen Jahren. Die Magazine wie «akte.», «Zervakis & Opdenhövel. Live.» und «Jetzt. Besser. Leben. Mit Sat.1» spielen Kreisklasse. Das haben auch die Zuschauerzahlen klar ergeben. Man kann sich nur wundern, wie ein früheres DAX-Unternehmen so viel Expertise verloren hat. Vielleicht aber – und das sei zu hoffen – macht Rosemann mit seinem Team endlich den Aufschlag, den die Sender brauchen.

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