Interview

Johnny Knoxville: ‚Ich weiß nicht, ob man es einen Unfall nennen kann‘

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Seit über 20 Jahren ist die Marke «Jackass» der Inbegriff für verrückte Stunts und Aktionen. Beim vierten Film verletzte sich Knoxville, aber von einem richtigen Unfall will er nicht sprechen.

Kaum zu glauben: 22 Jahre ist es schon wieder her, dass «Jackass» am 1. Oktober 2000 bei MTV erstmals ausgestrahlt wurde. Eine Meute aus Stuntmen und Skateboardern setzten sich gefährlichen und oft auch ekligen Situationen aus, die nicht nachahmenswert wird. Anführer Johnny Knoxville (51) versammelte um sich etliche wagemutige Haudegen, und hinter der Kamera koordinierte stets Jeff Tremaine (55) das Geschehen. 2002 kam dann der erste Kinofilm heraus, 2006 folgte Nummer Zwei. 2010 war mit «Jackass 3D» dann erst einmal Schluss. Aber nun wird das Format wieder zum Leben erweckt: «Jackass Forever» (aktuell im Kino) konfrontiert sein Publikum wieder mit atemberaubenden Kapriolen und fragwürdigen Widerlichkeiten. Wir trafen Johnny Knoxville und Jeff Tremaine zum Interview im Soho House in Berlin.

Warum hat es so lange gedauert, einen 4. Teil von „Jackass“ zu drehen?
Johnny Knoxville: Ich hatte lange kein Gefühl mehr dafür, nutzte aber die letzten Jahre, immer wieder neue Ideen aufzuschreiben. Eines Morgens bin ich dann mit dem wohligen Gefühl aufgewacht und dachte, jetzt ist es soweit. Also nahm ich sofort Kontakt mit Jeff auf und sagte: ‚Es ist Zeit, die Band wieder zusammenzutrommeln.‘ Zum Glück war er gleich dabei.

Jeff Tremaine: Wir beide waren lange mit anderen Projekten beschäftigt und «Jackass» schien so weit weg zu sein. Daher war ich erst mal überrascht, aber als er dann seinen Stapel mit Ideen hervorzog, war sofort klar, wir machen das.

Mit der Band sind Ihre «Jackass»-Mitstreiter gemeint wie Steve-O, Chris Pontius, Dave England und all die anderen gemeint. Wie dachten die denn darüber?
Johnny Knoxville: Sie konnten es gar nicht abwarten und waren sofort Feuer und Flamme.

War es nach so langer Zeit insofern anders, dass Sie ja alle älter geworden sind und damit vielleicht auch schmerzempfindlicher?
Johnny Knoxville Eigentlich nicht…

Jeff Tremaine: …aber wir waren natürlich nervös, ob es sich jetzt anders anfühlen würde. Deshalb organisierten wir einen Test-Dreh mit den alten Jungs, um einige Ideen durchzuprobieren. Wir drehten zwei Tage und holten uns auch noch einige jüngere Typen dazu, die mitmachen wollten. Schon in der ersten Minute fühlte es sich so an, als hätten wir nie aufgehört. Das fühlte sich echt toll an.

Johnny, im Film werden Sie jedoch von einem Stier dermaßen hart attackiert, dass Sie mit etlichen Verletzungen ins Krankenhaus mussten. War das nicht ein Moment, wo Sie dachten, jetzt reicht‘s?
Johnny Knoxville: Ich weiß nicht, ob man das einen Unfall nennen kann, ich hatte ihn schließlich mit Absicht herbeigeführt. Aber nein, solche Gedanken hatte ich nicht, weil noch zwei bis drei andere große Stunts auf mich warteten. Mir wurde aber geraten, solche Stunts mit Tieren zukünftig zu lassen. Darauf höre ich jetzt.

In «Jackass Forever» gibt es etliche Mutproben mit Tieren wie Schlangen, Spinnen oder Bären. Steigen Ihnen da nicht manchmal Tierschutzorganisationen aufs Dach?
Jeff Tremaine: Nein, wir tun dies ja zusammen mit den Tiertrainern, die die ganze Zeit anwesend sind und alles genau beobachten. Sie lieben ihre Tiere und wollen, dass es ihnen gutgeht. Deshalb halten wir uns an dem, was die Trainer sagen, um die Tiere nicht zu überfordern.

Johnny Knoxville:Wir lieben Tiere und wollen sie nicht verletzten. Aber sie dürfen uns verletzen.

Angefangen hat alles vor 22 Jahren bei MTV. Zwei Jahre lief die Serie im Fernsehen. Warum scheint sich die große Leinwand doch besser für Ihre Streiche zu eignen?
Johnny Knoxville: Im Kino können wir quasi alles machen, was wir wollen. Beim Fernsehen unterliegt man Einschränkungen. Vieles darf man dort nicht zeigen. Im Kino hingegen kannst du übermütig sein und heutzutage so viele Schwänze zeigen, wie du willst. Im amerikanischen Fernsehen wäre das ein Ding der Unmöglichkeit.

Johnny, Sie würden sich aber nie dafür zur Verfügung stellen, Ihr Gemächt in die Kamera zu halten, oder?
Johnny Knoxville: Nein, ich bin nicht so der Typ, der sich nackt auszieht. Ich bevorzuge die Stunts oder helfe dabei, die anderen anzuweisen.

Dafür sind andere zuständig wie etwa Chris Pontius oder Steve-O, die sich richtig wehtun lassen. Fragen Sie sich trotzdem manchmal, wie weit man gehen darf, wenn in «Jackass Forever» Penisse sogar plattgedrückt werden?
Johnny Knoxville:
Mir wurde mal ein Bild zugespielt, wo ein Typ zu sehen ist, der sich mit dem plattgedrückten Penis online gezeigt hat. Zuerst dachten wir, das ist ja furchtbar, aber dann sagten wir uns, schauen wir mal, was möglich ist. Jeff sagte: ‚Lass‘ es uns versuchen.‘ Ich meinte: ‚Das geht doch gar nicht!‘ Okay, wir haben es gemacht und es ist wirklich erstaunlich, wie sich ein menschlicher Penis plattdrücken lässt.

Jeff Tremaine: Wir haben es bei einigen Typen ausprobiert, niemand empfand Schmerzen. Wenn es zwickte und drückte, flutschte das Ding eben wieder aus der Halterung.

Wie wird eigentlich ausgewählt, wer welchen Stunt auszuführen hat? Entscheidet da manchmal das Los?
Johnny Knoxville: Das hängt davon ab, ob jemand Aufnahmen braucht oder wer darauf spezialisiert ist. Geht es um einen Stier, bin ich an der Reihe. Sind Furze gefordert, geht das an Dave England.

Jeff Tremaine: Manche der Ideen werden extra für den einen oder anderen geschrieben. Es gibt aber auch Ideen, die keiner machen will. Aber da finden wir Wege.

Johnny Knoxville: Hat jemand Angst vor dem, was er machen soll, dann ist genau derjenige dran, um die Idee umzusetzen.

Jeff Tremaine: Üblicherweise also immer derjenige, der es so gar nicht machen will (lacht).

Dieses Mal haben Sie mit Rachel Wolfson erstmals eine Frau im «Jackass»-Team. Wie ist es dazu gekommen?
Johnny Knoxville: Ich bin auf Instagram ein großer Fan von ihr und schlug sie Jeff vor. Denn sie ist wirklich lustig und kommt aus einer großartigen Familie. Ihr Vater ist Bezirksstaatsanwalt in Las Vegas, ihre Mutter ist Richterin, die zum Beispiel O. J. Simpson hinter Gittern brachte.

Was lernt man bei «Jackass» über Männer?
Jeff Tremaine: Man lernt, wie man Unterwasser furzen kann, wie man seinen Penis wie einen Pfannkuchen plattkriegt, wie man seinen Freund an einen Stuhl fesselt und einen Bären reinlässt…

Johnny Knoxville: Ich sage, wenn du etwas lernen willst, dann geh‘ in die Bibliothek. Wenn du aber mal wieder wirklich etwas zum Lachen haben willst, dann komm‘ zu «Jackass Forever».

«Wird das der letzte «Jackass»-Film sein oder geht es weiter?
Johnny Knoxville: Vielleicht, denn wir könnten noch. Aber werden wir es tun? Ich weiß es nicht.

Jeff Tremaine: Wir haben keinen Business-Plan und drehen jeden Film so, als wäre es der letzte. Aber wir haben auch gelernt: Sag niemals nie. Ich wäre also nicht überrascht, wenn noch ein nächster Film käme. Aber wenn nicht, würde mich nicht auch nicht verblüffen.

«Jackass 4.5» ist aber bereits angekündigt…
Jeff Tremaine: Der ist sogar schon fertig und wird bei Netflix herauskommen. Es ist eine andere Version von «Jackass Forever» sein - mit noch nicht gezeigten Szenen und Aufnahmen hinter den Kulissen. Wir haben immer viel Zusatzmaterial, mit dem man zwei Filme füllen kann. Also machen wir das einfach.

«Jackass Forever» ist im Kino zu sehen.

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