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‚Chartwell Manor‘

von

Der Cartoonist Gleen Head verarbeitet seine Schulzeit mit dieser Graphic Novel. Ebenfalls mit von der Partie: Schulleiter Lynch.

Fast fünfzig Jahre arbeitete der amerikanische Cartoonist Glenn Head an "Chartwell Manor". Ebenso lange brauchte er auch, um die Erlebnisse zu verarbeiten, von denen er in diesem Graphic Novel auf eindrückliche und ehrliche Weise erzählt. Denn "Chartwell Manor" ist ein Memoir: ein Rückblick auf ein Leben, das von den traumatischen Erfahrungen der Jugendzeit geprägt war und noch immer ist.

1971, im Alter von 13 Jahren, kommt Glenn an das katholische und elitäre Internat Chartwell Manor in New Jersey. Hier regiert Schulleiter Lynch, der gefälligst mit 'Sir' angesprochen werden möchte und der seinen Schülern eine glorreiche Zukunft verspricht. Man hat sich in Chartwell auf 'schwierige' Fälle spezialisiert, und Glenns Eltern erhoffen sich von der renommierten Schule, dass hier den schlechten Noten des Sohnes ein Ende bereitet werden kann.

Stattdessen ist es jedoch Glenns Unschuld, die in Chartwell Manor ein jähes Ende findet. Zwei Jahre lang ist er dem physischen, emotionalen und sexuellen Missbrauch des Schulleiters ausgesetzt. Durch Lügen und Manipulationen macht sich Lynch die Schüler gefügig - niemand ist vor seinen gefürchteten 'Kuschelsessions' sicher.

Wie die meisten seiner Mitschüler hat Glenn ein Leben lang mit seinen Erlebnissen in Chartwell zu kämpfen. "Chartwell Manor" endet nämlich nicht mit Glenns Schullaufbahn: gewissermaßen fängt hier die eigentliche Geschichte erst an. Es ist eine Geschichte von den lebenslangen Folgen, die sexueller Missbrauch wie einen Rattenschwanz nach sich zieht, und von der fortwährenden Herausforderung, irgendwie doch noch das Leben in den Griff zu bekommen. Nach Chartwell führt Glenn ein wildes Leben voller Drogen, Alkohol und Sex. Im Comic-Zeichnen findet er eine gewisse Ruhe und schließlich auch eine Möglichkeit, seine Erfahrung zu verarbeiten und zu erzählen.

Glenn Heads schwarzweiße Zeichnungen bestechen durch die Stärke ihres Ausdrucks, manchmal auch durch ein gewisses Maß an Surrealismus. An keiner Stelle versucht Head, sich in ein gutes Licht zu rücken oder als sympathische Figur darzustellen. Im Gegenteil: Es ist dem Autor ein Anliegen, seine Lebensgeschichte ehrlich, ungeschönt und in ihrer ganzen dunklen Verkommenheit zu erzählen. Nur so kann, wie es scheint, die Ungeheuerlichkeit von Lynchs Verbrechen mitsamt dessen Auswirkungen angemessen erfasst werden.

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