Hingeschaut

«Reality Shore»: Hardcore-Party bis zur völligen Erschöpfung

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Der schweizerische Streamingdienst oneplus startet die Viacom-Show auf Kreta. Wir haben gesehen, wie junge Menschen sich vor der Kamera weiter entblößen.

ViacomCBS und CH Media haben sich zusammengeschlossen, um eine deutschsprachige Version des erfolgreichen «Jersey Shore»-Formates zu starten. Mit dabei ist unter anderem die 21-jährige Walentina Doronina, die schon bei «Ex on the Beach», «#CoupleChallenge» und «Are You The One – Reality Stars in Love» mitwirkte. Die aus Essen stammende Instagramerin ging eigentlich ins Fernsehen, um ihren Traummann zu finden. „Wenn man einmal mit mir Sex hatte, dann ist es so, dass die Männer immer mehr wollen“, tönte die damals 20-Jährige vor dem Start einer RTL-Show.

Jetzt ist Walentina Doronina neben Partynudel Bellydah («Der Bachelor», 3+), Model Nic, Reality-Star Jessica, die 26-jährige trans* Person Jessy, Party-King Niko aus Mönchengladbach, Sunnyboy Yasin und Mia («Paradise Hotel», RTL+, «Der Bachelor», 3+) zu sehen. Die Produktionsfirma mietete eine Villa auf der griechischen Insel Kreta an, um die jungen Akteure in zwölf Folgen, wovon zwei wöchentlich erscheinen, feiern zu lassen. Die Off-Stimme machte klar, dass hier das Feiern im Mittelpunkt steht.

Doch nach jedem Rausch folgt auch das Erwachen und bei dem einen oder anderen auch der Kater. „Freut euch auf die krassesten Party-Champions aus Deutschland und der Schweiz“, kündigte die Off-Stime im Vorspann an. Dabei bedient oneplus die einfache Sehnsucht nach Sommer, Sonne und Urlaub – völlig abseits der Corona-Pandemie. Die Produktion entstand zu einer Zeit, in der noch nicht alle jungen Leute geimpft waren. Die Schweiz ging mit den Corona-Regeln zwar deutlich lascher um, aber die Bilder zeigen klar: Hier wird endlich wieder gefeiert – wie im alten Stil.

Die Sendung verbindet klassische Elemente: Eine traumhafte Kulisse wie aus «Love Island» und «Paradise Hotel», die Team-Mitglieder müssen hierbei keine Aufgaben wie beispielsweise bei «#CoupleChallenge» oder «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» erfüllen. Es ist vom Konzept her eine vergleichsweise relativ mühelose Show, da auf Elemente wie das Verkuppeln ebenfalls verzichtet wird. Daher: Es müssen nicht krampfhaft Paare zueinander finden.

Im tristen Winter von Europa dominiert die Location durch ihre bunten Bilder – und im Gegensatz von «Love Island» müssen keine täglichen Sendungen produziert werden. Die Produktionsfirma konnte also nahtlos die besten Szenen aneinanderreihen. Für eine solche Produktion schickte man Bellydah als erstes in die Villa, es dauert inklusive Vorspann keine vier Minuten, ehe der erste Cocktail getrunken wird. „Ich habe kein Schamgefühl“, sagt Bellydah gleich danach in ihrem Vorstellungsvideo. Ein offensichtlicher Trick der Cutter: Mit der Züricher Partymaus soll es in den kommenden Folgen viel nackte Haut, Affären und – ein weiteres Geheimrezept von erfolgreichen Reality-Shows – auch Streit geben.

„Ich bin Russin“, antwortete Walentina auf die Frage, ob sie sich nicht auch ein Gläschen Alkohol gönnen wolle. Bereits in der achten Minute haben die ersten drei Charaktere das Teufelszeug in ihrem Körper. Sekt, Aperol, Bier, Wein und Co. werden Stunden später dafür sorgen, dass es in der Traumvilla mächtig kracht. Übrigens: Walentina äußerte sich in ihrem Einspielfilm als Traumfrau und als Antagonistin. „Ich muss nicht Everybody‘s Darling sein“, so die aus Essen kommende Influencerin. Doch bereits nach einer Stunde muss Walentina weinen, weil sie von ihren Mitspielern nicht ernst genommen wurde.

Unter dem Alkoholeinfluss werden die Jungs und Mädels weitaus offener – aber auch sentimentaler. Der Abonnent des Streamingdienstes erfährt, dass Bellydah Opfer häuslicher Gewalt wurde. Ob ihr mit tiefrotem Gesicht und im lallenden Zustand wirklich klar war, dass diese Szene im Fernsehen landet wird? Genauso diese, dass sie noch andeutete, darunter psychisch zu leiden – während des sexuellen Aktes scheint sie aber befreit von diesem psychischen Leid, wie sie ebenfalls verriet. «Reality Shore» nimmt aber keine Rücksicht auf persönliche Gefühle und strahlt alle Szenen aus der Villa aus.

Zurück zur Walentina: Am nächsten Abend wollte sie die Nacht mit Emanuel in einem Bett verbringen, am Vormittag danach provoziert sie mit Sätzen wie „Warum soll ich auf Beef aus sein? Für mich ist jetzt auch keiner zu Einhundert Prozent, wo ich jetzt sage ‚Geil! Den würde ich auch privat so daten‘“. Immerhin fand sie Emanuel noch am ansprechendsten. Die bloßgestellte Bellydah redet in der Gruppe dann über ihren favorisierten Sexpartner, ehe Nico als mysteriöse Figur dargestellt wird. Nico beschwert sich, dass die meisten Frauen nicht seinem Beuteschema entsprechen. Da dieser auf diesen gesamten Blödsinn nicht wirklich Lust hatte, zeitweise sein Mikrofon nicht trug und seine Kamera verdeckte, wird er aus dem Haus geworfen.

Die Show ist für Nico vorbei. Doch the Show must go on! Mit Mia kommt ein extrovertiertes Reality-Sternchen in die Villa. Die Party geht weiter, noch in den nächsten Wochen werden die Zuschauer das Format zu Gesicht bekommen. Jetzt hat auch das schweizerische Fernsehen seine jüngste Trash-TV-Show. Der Abgrund zur qualitativen Fernsehhölle ist geöffnet. Prost!

«Reality Shore» ist ab 8. Dezember bei Joyn verfügbar.

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