Die Kritiker

«Tatort - Murot und das Prinzip Hoffnung»

von

Die Fälle um Felix Murot gehören meist zu den besten «Tatort». Ist das auch diese Woche so?

Stab

Darsteller: Ulrich Tukur, Barbara Philipp, Karoline Eichhorn, Lars Eidinger, Friederike Ott, Angela Winkler
Kamera: Klaus Eichhammer
Drehbuch: Martin Rauhaus
Regie: Rainer Kaufmann
So wie Felix Murot (Ulrich Tukur) spricht kein anderer Kommissar in der ARD. Das mag damit zu tun haben, dass der gediegene Mann vor seiner Zeit beim hessischen LKA mal ein paar Semester Philosophie studiert hat; damals, als er noch ein junger Wilder war. Kann es dann Zufall sein, dass einer seiner ehemaligen Professoren, zu dem er ein besonders enges Verhältnis hatte, nun, inzwischen obdachlos geworden, nachts am Mainufer mit einem Genickschuss ermordet wird?

Nein, natürlich nicht, denn das widerspräche jeglicher Felix-Murot-Logik. Es muss um das große Ganze gehen, um tiefphilosophische Themen, in denen sich Murots Biographie und sein immer etwas absonderlicher Blick auf die Welt spiegeln können. Nicht selten sind aus diesen Beobachtungen ganz herrliche Stunden Fernsehen entstanden und wunderschöne Erzählungen, aus denen der Zuschauer viel lernen und erfahren durfte.

Nicht so an diesem Sonntag. Denn aus Murots entrücktem Blick ist ein wunderlicher Haufen an bescheuerten Gestalten geworden, die sich auf die Kinder des ermordeten Philosophieprofessors verteilen: Der Eine rezitiert in einem verrauchten Lokal leeres Geschwafel und reiht dabei nur Phrasen aneinander, raucht ununterbrochen und verspottet die Welt. Die andere hat sich in Religion und karitativen Überbau geflüchtet. Und die Älteste meint, mit psychologischem Voodoo-Zauber könnte sie ihre eigene kaputte Familie erklären.

Das sind zwar nun nicht gerade untypische Murot-Figuren: Doch in den meisten bisherigen Folgen hatte ihr Zusammenspiel oft viel mehr Substanz als in „Das Prinzip Hoffnung“. Dass Assistentin Magda Wächter zwischen der philosophischen Zitatschlacht andauernd behauptet, sie habe nur Realschule, macht die Sache auch nicht besser. Murots neuer «Tatort» geht komplett in seinem selbst gesponnenen Labyrinth verloren und verliert schon früh den Faden.

Denn eigentlich ist Murots neuer Fall als eng getaktetes Katz-und-Maus-Spiel angelegt: Murot bekommt Post, und kurz darauf wird jemand umgelegt. Ein Mörder krallt sich die Wehrlosen, und ganz Hessen versucht, die Obdachlosen von der Straße zu bekommen, um dem Täter keine neuen Opfer auf dem Silbertablett zu servieren. So beginnt die Folge – und fast die Hälfte seiner Laufzeit ist dann kaum mehr etwas davon zu hören, während die Familie des abgestiegenen Philosophen auseinandergenommen wird. Die ist zwar sehr Murotting, und natürlich liegt die Lösung des Falls auch in irgendwo in Murots seltsamer Historie mit ihr begraben. Aber eine spannende Geschichte will daraus nicht entstehen.

Die «Tatort»-Folge „Murot und das Prinzip Hoffnung“ ist am Sonntag, den 21. November um 20.15 Uhr zu sehen.

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