Die Kritiker

«Bring mich nach Hause»

von   |  2 Kommentare

Silke Bodenbender und Anneke Kim Sarnau spielen die Töchter einer hirntoten Frau. Wie schneidet der ZDF-Film über Sterbehilfe ab?

Stab

Darsteller: Silke Bodenbender, Anneke Kim Sarnau, Hedi Kriegeskotte, Christian Erdmann, Camille Loup Moltzen, Anna Grisebach
Buch: Britta Stöckle
Regie: Christiane Balthasar
Bildgestaltung: Hannes Hubach
Montage: Andreas Althoff
Sterbehilfe: Bei kaum einem anderen Thema prallen derart viele Meinungen und Blickwinkel zusammen. Noch dazu ist es bei fast allen Menschen mit tiefen eigenen Empfindungen aufgeladen, weshalb die Debatte entsprechend emotional geführt wird. Es geht um Selbstbestimmung, Eigenverantwortlichkeit, ein selbstständig entschiedenes Ende von Leiden, Schmerz und Qual, um Fürsorge und Frieden, und gleichzeitig auch um: Verantwortung, für sich selbst und andere, um Menschenwürde, um Ehrfurcht vor dem Leben.

Was passiert, wenn man keine Patientenverfügung hinterlässt, in der alle Eventualitäten klar geregelt sind, und auch niemanden in einem Dokument bestimmt, der im Zweifel die Entscheidungen treffen soll, zeigt dieser ZDF-Film am Beispiel der Rentnerin Martina Hartwig (Hedi Kriegeskotte), die eines Nachmittags in ihrem alten Wohnhaus kollabiert. Die Sanitäter bringen sie in die Klinik, dort werden ein geplatztes Aneurysma und Hirnblutungen diagnostiziert. Schnell wird klar: Selbst wenn sie die Katastrophe überleben sollte, wird sie für immer ein Pflegefall bleiben – und ihr Großhirn, ihr Gedächtnis, ihre Persönlichkeit sind im Grunde bereits auf Ewigkeit erloschen.

Dass ihre beiden Töchter in völlig unterschiedlichen Welten leben, macht alles nur noch schlimmer: Ulrike (Silke Bodenbender) ist die Emotionale, hat Mann und Kinder, glaubt an Gott und engagiert sich für die Gemeinde, und sie kann es einfach nicht wahrhaben, dass ihre Mutter nach bester ärztlicher Erkenntnis nichts mehr fühlt oder denkt oder empfindet, dass ihr Körper nur noch Fleisch ist, das mit Maschinen am Leben gehalten wird. Jeglichen Eingriff, ihr Leben zu beenden oder sich an die Auflösung ihres Hausstandes zu machen, lehnt sie kategorisch ab.

Ganz anders ihre Schwester Sandra (Anneke Kim Sarnau), eine Astrophysikerin und damit in der Logik dieses Films nicht unbedingt ein Gefühlsmensch. Sie durchdenkt alles akribisch, will keine Fehler machen, handelt ruhig und überlegt und kommt dadurch nur zu einem umso eiserneren Schluss: Ihre Mutter wird nie wieder ins Leben zurückfinden, und wenn sie noch etwas empfindet, werden es Qualen sein.

Diese Gegenüberstellung ist natürlich sehr einfach gedacht, weil sie Zwischentöne völlig negiert. Viele Zuschauerinnen werden sich weder in Ulrike noch in Sandra wiederfinden – und zudem wirkt es sehr unangenehm, dass ein Mensch, der mehr Wert auf Überlegtheit legt, Gefahr läuft, als kalt und herzlos verschrien zu werden. Vieles davon kann glücklicherweise Anneke Kim Sarnau mit ihrer sehr unaufdringlichen und angenehm emotionalen Darbietung übertünchen.

Der Film «Bring mich nach Hause» wird am Montag, den 25. Oktober um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.

Kurz-URL: qmde.de/130280
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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
silvio.martin
24.10.2021 18:21 Uhr 1
"«Bring mich Hause» "



Wenn man es nicht mal schafft, eine Überschrift, die einem eigentlich sofort ins Auge springt, fehlerfrei hinzubekommen. Traurig.
Sentinel2003
27.10.2021 05:07 Uhr 2
.....wurde wohl anscheinend geändert.... O:-) ;)

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