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‚Die Bienen und das Unsichtbare‘

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In der vergangenen Woche wurde Clemens J. Setz für den Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Quotenmeter schaut sich sein letztes Buch an.

Das Werk "Die Bienen und das Unsichtbare" von Clemens J. Setz ist am 26. Oktober 2020 im Suhrkamp Verlag zu Berlin erschienen. 2021 wurde der Autor dafür mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet, einem der wichtigsten Literaturpreise des deutschen Sprachraums. Auf 416 Seiten erforscht der 1982 geborene Autor dabei die Grenzen des menschlichen Sprachvermögens und hält den Leser zum Mitdenken und Mitreden an.

Sprache und das gegenseitige Verständnis in der Kommunikation sind der Mittelpunkt des zwischenmenschlichen Miteinanders. Selbst wer nicht spricht, verständigt sich. Setz geht als Autor und Übersetzer mit diesem Werk nicht nur der Geschichte der Sprachen auf den Grund, sondern resümiert auch all die Versuche der Menschen, neue Sprachen zu finden. Von essentiell nützlichen Sprachen wie den Blissymbolics, künstlichen Grammatiken des Klingonischen über Plansprachen Esperanto handelt dieses Buch, dass für jeden Leser Herausforderung und Sprachförderung zugleich ist.

Dabei steht hinter dem Bericht über die sprachliche Erfindung auch stets die intrinsische Motivation ihrer Entdeckung - ein persönliche, verzweifelte Krise von wechselnden Protagonisten. Die These des Werkes baut darauf auf, dass Menschen, sobald sie keine Worte mehr haben, um sich Ausdruck zu verleihen, eine eigene Sprache kreieren mussten. Auch auf die Gefahr geht Setz ein, die von denen ausgeht, die die neu erfundene Sprache nicht sprechen oder verstehen wollen.

Kein Roman, kein Erzählband, kein Sachbuch - ein Genre für das Werk zu finden, ist schwer. Dem schönen Buch ist kein klarer Handlungsstrang zu entnehmen, Lyrik lockert die Seiten auf, wenn Sachlichkeit überhandnimmt. Mit zahlreichen Anekdoten, mühevoll zusammengetragenen Fakten und tiefgründigen Beobachtungen ist ein ebenso unergründliches wie lesenswertes Buch entstanden, das linguistische Mauern einreißt. Clemens J. Setz entdeckt und überwindet die Grenzen der Sprache.
Wer sich eine tiefgründige und leichtfüßige Erzählung im typischen Stil des mehrfach preisgekrönten Autors erhofft, wird seine Erwartungen mit dem Bienenbuch nicht erfüllt sehen - dafür aber unerwartet tiefe Einblicke in sprachliche Welten erlangen, die so noch nie zusammengetragen wurden.

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