Die Kritiker

«Der Kommissar und die Wut»

von

Roeland Wiesnekker und Lucas Gregorowicz spielen am Montagabend im ZDF ein Katz-und-Maus-Spiel um einen verschwundenen jungen Porschefahrer.

Stab

Darsteller: Roeland Wiesnekker, Meike Droste, Benno Fürmann, Ulrike C. Tscharre, Lucas Gregorowicz, Marc Ben Puch
Drehbuch: Christoph Darnstädt
Kamera: Leah Striker
Musik: Florian Tessloff
Regie: Andreas Senn
Als der Berliner Weinhändler Oliver Fröling (Lucas Gregorowicz) eines Nachts vor seinem Haus die Motoren eines Sportwagens röhren hört, kann er nicht mehr an sich halten. Kaum verwunderlich – schließlich hat ein Raser bei einem illegalen Autorennen auf dem Kurfürstendamm vor nicht einmal einem Jahr seine Frau totgefahren, als sie spätnachts auf dem Nachhauseweg von ihrem Französischkurs war. Dem windigen Porschefahrer vor seinem Haus will er jetzt das Benzin aus dem Blut austreiben – und schlägt seinen Kopf leider einmal zu fest gegen die Autotür.

Das hat auch das Kommissarenehepaar aus Martin Brühl (Roeland Wiesnekker) und Susanne Koch (Meike Droste) schnell ermittelt, das von seinem Landhaus am See zu Hilfe gerufen wird, weil ein minderjähriger Porschefahrer seit letzter Nacht nicht mehr aufgetaucht ist und seine steinreichen Eltern zuhause die Wände hochgehen. Oliver Fröling wittert derweil die Chance auf schnelles Geld, setzt aber leider seine Erpresserschreiben so stümperhaft auf und hält zudem noch sein Konterfei in allerhand Überwachungskameras, dass ihm die Berliner Polizei bald auf den Fersen ist. Womit niemand so richtig rechnet: Das Entführungsopfer entwickelt schnell Sympathien für den traumatisierten Weinhändler, in dessen Gewalt es sich befindet – und zwar ganz ohne Stockholm-Syndrom. Alte Schuld ist schließlich ein viel besseres Motiv.

Das ist an sich eine interessante, runde Geschichte – nur leider dringt «Der Kommissar und die Wut» nie so recht zur thematischen Ebene durch. Dafür verlässt sich der Figurenhaushalt zu sehr auf eine Überbetonung seiner charakterlichen Gegensätze: Kommissar Martin Brühl ist eher ein rustikaler Typ, der Klartext spricht, vom Adrenalin des pulsierenden Polizistenjobs lebt und in Porschefahrern nur verkappte Statusaffen „mit dicken Eiern und kleinem Schwanz“ (O-Ton Wiesnekker) sieht. Der Vater des verschwundenen Jungen ist dagegen ein lässiger Luxuskarrenhändler, der in dem Fall gar kein so großes Drama sieht. Sein Sohn wollte einfach mal raus; und als er im selben Alter war, war ihm ja ebenso nichts so zuwider wie das Leben seines Vaters aus Eigenheim, Daimler und Frau-Schlagen.

So ist «Der Kommissar und die Wut» leider kein rasender Rache-Thriller geworden, genauso wenig wie ein rührender Stoff um Aufarbeitung, Vergebung und Verzeihen, sondern ein zu gehetzter Film, dessen interessante Zutaten nie eine gelungene Mischung ergeben. Gut, dass Roeland Wiesnekker, Lucas Gregorowicz und – leider nur in einer kleinen Rolle – Katrine de Candole genug Format besitzen, um auch diese zu kurz gedachte Gemengelage in ansehnliches Fernsehen zu spielen.

Das ZDF zeigt «Der Kommissar und die Wut» am Montag, den 7. Dezember um 20.15 Uhr.

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