Schwerpunkt

Stephen King und die verdammten Filme

von   |  12 Kommentare

Obwohl Stephen King sehr gute Bücher verfasst, sind viele Kinogänger von seinen Filmen sehr enttäuscht.

Stephen King - ein Name, der einem bemerkenswert großen Teil der Menschheit ein Begriff ist - und das unabhängig von Alter oder sozialem Hintergrund. Ein Name, der für hervorragende Bücher steht, die den Leser fesseln und mit auf eine Reise voller Spannung und Abenteuer nehmen. Werke wie «The Green Mile», «Es», „Langoliers“ oder „The Stand“ haben über viele Jahre hinweg ihre Leser in ihren Bann gezogen. Leider steht Stephen King aber auch für Verfilmungen, die ein müder Abklatsch seiner großartigen Literatur sind und beweisen, dass eben nicht jeder literarische Bestseller das Zeug zu einem Blockbuster hat, der die Massen begeistert. Mit diesem Phänomen befasst sich der folgende Artikel und versucht, ihm auf den Grund zu gehen.

Stephen King - die Bücher hui, die Filme pfui
Stephen King hat über viele Jahre hinweg zahlreiche Bücher geschrieben, die meist auf große Begeisterung gestoßen sind und bereits mit Spannung erwartet wurden. Dass seine größten Werke daraufhin verfilmt wurden, war eine naheliegende Konsequenz. So konnten «Carrie», «The Green Mile», «Der dunkle Turm», «Es» und viele andere nun auch ein weniger lese-affines Publikum erreichen. Zum Teil erhielten die so entstandenen Filme positive Bewertungen von 80 Prozent oder noch mehr - dies gilt allerdings nur für wenige Evergreens wie «Shining», «The Green Mile» oder «Misery». Der größere Teil der King-Filme findet sich im Mittelfeld der Bewertungsskala mit 30 bis 60 Prozent ein und einige Werke landeten bei weit unter 50 Prozent.

Diese ernüchternde Resonanz lässt einen stutzig werden. An einer herausragenden Vorlage fehlt es ja gerade nicht. Wo also hakt es? Dank des zur Verfügung stehenden Budgets werden außerdem talentierte Schauspieler eingestellt, die viele Zuschauer in die Kinos ziehen. Übrig bleibt also nur noch das Drehbuch. Hier liegt das Problem zahlreicher Verfilmungen von vielversprechenden Büchern, die dann allerdings "floppen": Die treue Leserschaft ist begeistert von Kings Schreibstil, seiner Art und Weise, Bilder zu kreieren und den Leser mitzunehmen auf eine Reise. Diese Bilder werden durch die daraufhin produzierten Drehbücher meist nur unzureichend umgesetzt. Hier wird der Fokus auf visuelle Spannung und Action gelegt, die aber nicht den Geist Kings widerspiegeln und seine Werke somit verfälschen. Dies bedeutet noch nicht, dass so nicht ein anderes großes Werk entstehen kann. Manche Drehbücher schaffen es, einen Film zu schaffen, der zwar anders ist als das Buch, aber auf seine eigene Art und Weise ein Meisterwerk darstellt. Dies gelingt hier aber leider nicht.

So bleiben leider beide Arten von Zuschauern unbefriedigt: Die treuen Leser der Bücher erwarten ein gleichartiges Meisterwerk und eine visuelle Interpretation dessen, was sie schon kennen. Hiervon erhalten sie einen Abklatsch, der "gewollt, aber nicht gekonnt" schreit. Die zweite Gruppe sind jene, die die Bücher nicht gelesen haben, aber auf der Suche nach einem spannenden Film sind. Diese Gruppe ist weniger voreingenommen und könnte daher leicht mit einer guten Neuinterpretation begeistert werden. Sie legen weniger Wert auf die Nähe zum Buch, als auf ansprechende Bilder, eine gute Story, brillante Schauspieler. Da sich die Filme zwar weg von den Büchern bewegen, aber in keine gescheite eigene Richtung, werden auch diese Zuschauer enttäuscht.

King wird reduziert auf plumpen Horror
Die Bücher von Stephen King sind in erster Linie so erfolgreich, weil es dem Autor gelingt, einzigartig brillante Charaktere zu schaffen und diese mit einer exzellent durchdachten Handlung in Szene zu setzen. Ja, die Bücher lassen sich in die Genres Thriller, Horror und Action einordnen - diese Einordnung ist im Hinblick auf die literarische Kunst Kings aber lediglich zweitrangig. Die Leser sind hier nicht auf der Suche nach "irgendeinem weiteren Thriller", sondern nach Kings Geist und seinem Gespür für Stimmungen. Dies wird in den Verfilmungen kaum umgesetzt. Stattdessen wird versucht, mit einem Fokus auf Spannung und Action die breite Masse anzuziehen. Das Resultat ist - nicht in jedem, aber leider in vielen Fällen - plump und anspruchslos. Es versinkt in dem Meer anderer durchschnittlicher Thriller, ihm fehlt jedes Alleinstellungsmerkmal und vor allem das, was die Begeisterung für die Bücher ausgelöst hat.

Nicht jedes Buch taugt zu einem Film
Auch wenn es Gang und Gäbe ist, jedes halbwegs erfolgreiche Buch zu einem Film zu machen, heißt das noch nicht, dass dies bei jedem Werk gelingt. Es gibt Literatur, die sich auch als Film hervorragend macht und in manchen Fällen sogar noch mehr glänzt, als auf den Seiten. King verzaubert seine Leser aber zum Teil mit seitenlangen Monologen, die die Charaktere mit sich selbst führen - in einem Buch mögen diese Szenen fesseln, aber in Filmen sind sie oft einfach nicht umsetzbar. Daher werden diese Teile in den Verfilmungen gerne ausgelassen, was dazu führt, dass die Bücher um essenzielle Teile beschnitten werden.

Die Tiefe vieler Charaktere, ihre Entwicklungen und ihr Werdegang, können zudem nicht in zweistündigen Filmen hinreichend zusammengefasst werden. Und selbst wenn dies ohne größere Abstriche geschehen könnte, heißt das noch nicht, dass dies die Motivation jedes Produzenten ist. Die Werke erfolgreicher Autoren werden deshalb gerne verfilmt, weil sich mit ihren Namen eine große Fangemeinde in die Kinos ziehen und schnelles Geld machen lässt. Leider ruhen sich hierauf einige Produzenten aus und machen sich nicht die Mühe, in eine qualitativ hochwertige Umsetzung zu produzieren.

Das Fazit
Stephen King ist einer jener großartigen Autoren, die ihren Erfolg ihrem einzigartigen Gespür für Charaktere, Stimmungen und Geschichten zu verdanken haben. Der einzige, der dies angemessen nachahmen kann, ist Stephen King selbst. Ob es nun an der Natur seiner Bücher liegt oder an der fehlenden Motivation so mancher Produzenten - das dennoch vorhandene Potenzial wurde bisher leider nur in wenigen Filmen umgesetzt.

Kurz-URL: qmde.de/122526
Finde ich...
super
schade
82 %
18 %
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger Artikel«#Couple Challenge»: Beziehungen werden ab Dezember in ihren Grundfesten erschüttertnächster ArtikelArabische Großfamilien-Action im neuen Podcast «Clanland»
Es gibt 12 Kommentare zum Artikel
Torsten.Schaub
10.11.2020 12:00 Uhr 1
Ohje, was für ein Bericht der vollkommen an der Realität vorbei geht. Ich kann es beurteilen, da ich nicht nur etliche King Bücher gelesen sondern auch viele Filme gesehen habe. Hier wird also einfach unterschlagen, dass viele Filme auf Kings Bücher richtige Kassenschlager waren. Nicht zuletzt der Beweis, dass ES der bisher erfolgreichste Horrorfilm aller Zeiten geworden ist. OK, zugegeben, die früheren Verfilmungen waren recht dünn. Von der ersten ES-Verfilmung war ich masslos Enttäuscht, wobei man aber bedenken muss, dass die damalige Technik eine gute Verfilmung nicht zu gelassen hat. Das sah man besonders beim Showdown. Dennoch, sind die meisten King Verfilmungen sehr gut. Sie jetzt alle zu nennen wäre zu aufwendig. Das zwischendurch mal ein paar B-Filmchen ist normal, aber die vielen Blockbuster beweisen, dass sie erfolgreich laufen und es sehr gute Umsetzungen der Bücher gibt.



Daher ist dieser Bericht einfach nur reiner Blödsinn! Sorry, ist so. Wer mit den Verfilmungen nicht zufrieden ist, soll sich in die Ecke stellen und heulen. Es erwarten uns in den nächsten Jahren noch etlich Remake, die sehr vielversprechen sein werden, wie z. B. Firestarter oder auch (schon in Planung) Christine.
Neo
10.11.2020 12:07 Uhr 2
Get Out überschätzt finden und Stephen King Verfilmungen feiern. :smile_cat:
CaptainCharisma
10.11.2020 13:03 Uhr 3


Die neuen ES Filme sind im Vergleich doch reinster Slapstik. Ein cheesy one liner jagt den nächsten. Das hat nichts mit Horror zu tun. Das sind verkappte Komödien. King Filme sind wie seine Bücher. Anfangs ambitioniert, mittig wird der Faden verloren und der Schluss wir ruckartig hingerotzt, weil es einfach nur schnell zu Ende gebracht werden soll.
TorianKel77
10.11.2020 13:20 Uhr 4
Horror & Grusel sind ja im Besonderen Geschmackssache und oft mehr kritisch beäugt :thinking:



Der Captain hat da denke ich einen guten Punkt. Wenn man bereits die Bücher durchaus zwiespältig beurteilen kann, liefert eine meist komprimierte und veränderte Verfilmung sicher noch mehr Angriffspunkte. Womöglich gilt es da die Prämisse der "sehr guten Bücher" auch mehr zu beleuchten.

Dennoch sind ja einige filmische Klassiker den Vorlagen entsprungen. Und zwischen 50-70 Prozent ist denke ich für abnehmbare Horrorfilme sogar ein typischer Bereich. Die Ausreißer nach oben sind imo spärlicher.
Neo
10.11.2020 14:05 Uhr 5
Die beste Stephen King Verfilmung ist mit Abstand Kubricks The Shining und das auch nur, weil es eben Kubrick war. King war ja so gar nicht happy mit dem Film und zuletzt hat sich dann Doctor Sleeps Erwachen rangewanzt und war für mein Dafürhalten prompt mies.

Die neuen Es-Filme (zumindest den ersten Teil, den ich sah) sind gar nicht meins. Alles gut gemacht, aber wirklich gegruselt habe ich mich nicht und das will was heißen. Viele andere King Verfilmungen finde ich anständig und deshalb gut guckbar, aber nicht wirklich herausragend. Gut, der erste Carrie, da ikonographisch und einer meiner ersten Horrorfilme, und The Green Mile kann man noch gut und gerne hervorheben, aber sonst? :thinking:
CaptainCharisma
10.11.2020 19:06 Uhr 6
Ich würde jetzt noch Stand by Me und Misery nennen. Aber selbst die Verfilmungen von den guten von-vorne-bis-hinten King Büchern (die man an einer Hand abzählen kann IMO) sind auch oft solala. Denke da an The Stand (1994). Dann hat man auch die Vollkatastrophen wie Der Dunkle Turm - der einfach nur eine Frechheit war.
Sentinel2003
11.11.2020 00:29 Uhr 7
Ich fand beide Verfilmungen von "ES" nicht übel...obwohl ich die Special Effects in den beiden Neuverfilmungen schon etwas zu viel fand!! Und, was ich in beiden Verfilmungen , also die von 1990 und diese 2 von 2016 und 2019 sehr anstrengend fand, dass ich immer überlegen mußte, wer Schauspieler Erwachsener und Kind war.
kauai
11.11.2020 18:14 Uhr 8
Ich steh ja auf das Horror-Genre, aber mit Steven King kann ich gar nix anfangen. Es gibt wenige Sachen, die ich bis zum Ende durchgehalten habe weshalb ich die neuen Sachen auch nicht oder erst sehr spät schaue. Muss dem Captain da beipflichten, dass manches ganz nett beginnt aber das wars dann auch. Die neuen ES- Verfilmungen hab ich z.B. bis heute nicht gesehen.
TwistedAngel
11.11.2020 18:49 Uhr 9
Also ich habe zwar weder alle Bücher noch Filme gesehen, aber kann es sein, dass die Grundidee seiner Geschichten immer relativ dünn ist, dann aber immer ziemlich aufgebläht und ausgeschmückt wird? Komplex sind die Geschichten ja wohl nicht, Friedhof d. Kuscheltiere ist sowas von vorhersehbar oder neulich habe ich aus Langeweile zum 1. Mal Thinner gesehen, weil er mich nie interessiert hat und jetzt weiß ich auch warum ... die Filme lassen sich doch alle in 1 Satz zusammenfassen?! 🤷🏻???
troubled
12.11.2020 22:27 Uhr 10
Ich schaue ja unglaublich gerne "Dolores". Gefällt mir weitaus besser als das Buch.

Mit "Shining" konnte ich nie was anfangen, finde ich einfach nur langweilig.

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung