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Lokalpatrotischer Musikstreit beschäftigt den BR und die CSU

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Ungleiche Behandlung der musikalischen Kulturen Süddeutschlands? Ein Würzburger Professor sieht die Franken vom Bayerischen Rundfunk benachteiligt.

Für unerfahrene Ohren, sei es aufgrund eines großen regionalen Abstands zu den betroffenen Lokalkulturen oder schlicht aufgrund anderer Musikinteressen, mag der Unterschied marginal sein. Sofern er denn überhaupt zu bemerken ist. Aber für einen Würzburger Professor ist der Unterschied relevant: Journalismus- und Medienprofessor Kilian Moritz mag auch die fränkische Volksmusik. Doch die wird seiner Auffassung nach vom Bayerischen Rundfunk sträflich vernachlässigt, um stattdessen mehr Raum für die Musik Oberbayerns zu schaffen.

"Mich quält es direkt in den Ohren", klagt Kilian Moritz gegenüber der 'MainPost', "wenn auf fränkischen Weinfesten fränkische Kehlen krampfhaft versuchen, oberbayerisch zu singen". Regionale Eigenheiten unter den Teppich kehrende Sendungstitel wie «Bei uns dahoam - Volksmusik rund um Kulmbach» dürften im Norden, Westen und Osten Deutschlands bestenfalls gleichmütige Blicke provozieren, für Moritz sind sie dagegen ein Affront. Daher richtet er sich via 'MainPost' an den Intendanten des Bayrischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, und fragt spitz: "Was würden oberbayerische Zuschauer sagen, wenn eine Sendung hieße «Bei uns dahemm - Volksmusik aus dem Chiemgau» und sie würde auch noch von einem Franken moderiert?"

Abgesehen solcher Vermischungen aus Dialekten und Schauplätzen, die sich Eingeweihten gegenüber enorm beißen, stören den Professor zudem Programmstatistiken: Nach seiner eigenen Erhebung käme fränkische Volksmusik bloß auf maximal drei Prozent der BR-Hauptsendezeit – und das, obwohl Franken ein Drittel des Sendegebiets ausmacht. Musikalische Diskriminierung, sozusagen. Ein Vorwurf an den BR, der die CSU-Landtagsabgeordnete Barbara Regitz auf den Plan ruft: Die Politikerin forderte nach Publikmachung von Moritz' Beschwerden eine genaue Überprüfung dessen, wie viel Anteil am BR-Programm oberbayerische und fränkische Musik ausmachen. Darüber hinaus verlangte sie eine zeitnah umgesetzte Frankenmusikquote von 15 bis 20 Prozent.

Auch der CSU-Landtagsabgeordnete Manfred Ländner setzt diese Debatte auf seine Prioritätenliste und mahnt den öffentlich-rechtlichen Sender in der 'MainPost', er sollte sich künftig stärker mit seiner Programmgestaltung auseinandersetzen: "Sowohl der bayerische Rundfunk, als auch wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben machen", so der Politiker, der zugleich Präsident des Nordbayerischen Musikbundes ist.

Bei so viel politischem Gegenwind bleibt BR-Intendant Ulrich Wilhelm nicht still: Laut 'MainPost' hat er Moritz bereits angeboten, sich zusammenzusetzen und gemeinsam Konzepte für eine größere und mitreißende Darstellung der Frankenmusik zu finden. Ziel Wilhelms sei es, dadurch "die fränkische Volkskultur in unseren Programmangeboten so abbilden können, dass sich noch viel mehr Menschen dafür begeistern." Happy End nach bayerisch-fränkischer Art.

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