Die Kritiker

«Kommissar Van der Valk – Rauschendes Amsterdam»

von

Im zweiten Teil der neuen deutsch-britisch-niederländischen Krimiserie nimmt das Ermittlerteam rund um Piet Van der Valk langsam Fahrt auf, kann aber erneute Schwächen im Storytelling nicht verbergen.

Cast & Crew

  • Darsteller: Marc Warren, Maimie McCoy, Luke Allen-Gale, Elliot Barnes-Worrell, Emma Fielding, Taj Atwal, Tim Dutton, Juliet Aubrey und andere.
  • Musik: Matthijs Kieboom
  • Kamera: Coen Stroeve
  • Buch: Chris Murray
  • Regie: Max Porcelijn
Nachdem sich der erste Teil von «Kommissar Van der Valk» unausgefeilt und mit einem vorhersehbaren Ende präsentierte, wirkt der zweite Fall „Rauschendes Amsterdam“ inhaltlich ein wenig homogener und thematisch aufgeräumter. Das Team mit Marc Warren an der Spitzte wächst langsam aber stetig zusammen, lediglich Luke Allen-Gale als Brad de Vries bleibt weiterhin blass und austauschbar. Ansonsten legt aber vor allem Elliot Barnes – Worrell als Job Cloovers zu und schafft es, sich ins Team zu integrieren und bei Van der Valk Gehör zu verschaffen.

Bunt gemischt ist halb gewonnen


Die neue Geschichte behandelt im Wesentlichen ein Familiendrama um ein eineiiges Schwesternpaar, wobei das aus der Literatur gängige dualistische Zwillingsbild von Lieblingstochter und schwarzem Schaf eine einnehmende Rolle spielt. Angereichert ist die Geschichte mit ein wenig sexualisierter religiöser Symbolik, einer Prise Mystizismus und einem Schuss Missbrauch von Schutzbefohlenen. So auf den Kern heruntergebrochen klingt dies erneut danach, als hätte Drehbuchautor Chris Murray auch mit seinem zweiten Drehbuch zu viel gewollt und letztlich einen Krimi erschaffen, der seinen eigenen Erwartungen nicht gerecht werden kann. Das trifft in Teilen auch tatsächlich zu. Trotzdem gelingt es aber auch, aus diesen Zutaten eine spannende Geschichte zu kreieren, die dank der beiden starken Hauptdarsteller (Warren und McCoy) und eines ansprechend inszenierten Story-Verlaufs den Zuschauer bei der Stange hält und Lust auf den dritten Teil weckt.

The same procedere as


Nicht, dass alle Schwächen, die «Van der Valk» bislang zeigt, mit einem Mal ausgemerzt wären. Es gelingt beispielsweise wieder nicht, einen interessanten Twist ins Spiel zu bringen. Viel zu früh kommt man der Geschichte auf die Spur und bewegt sich von nun an auf demselben Wissensstand wie die Ermittler. Frustrierend ist diese Art der Erzählweise aber dennoch nicht. Vor allem die Hintergrundgeschichte um eine Nonne, die ihre Liebe zu einer muslimischen Frau entdeckt, die wiederum in den Strudel eines besessenen Religionsfeindes und Manipulators gerät, stellt sich als unterhaltsame Idee heraus. Juliet Aubrey («Primevil – Rückkehr der Urzeitmonster») verkörpert dabei die innerlich von ihrer erwachten lesbischen Sexualität zerrissene Schwester Joan Pauwels mit Feingefühl und ohne große Fanfarenstöße. Und Taj Atwal («Line of Duty») weiß in ihrer Rolle als verstoßene Tochter, die um jeden Preis zurück in den Schoß der Familie möchte, zu gefallen.

Wie schon im Pilotfilm wird aber das viel zu schwache Mordmotiv wiederum zum Wermutstropfen des eigentlich doch spannenden Films. So gut die Figur auch gespielt ist, als Zuschauer nimmt man Zafiras Motivation einfach nicht frag- und klaglos hin. Das Zwillingsmotiv gewinnt seine Stärke aus der Idee, dass die böse Schwester ihr genetisches Pendant für das Licht und die Wärme, dass sie in die Welt hinausträgt, abgrundtief hasst. Diese Prämisse ist in diesem Fall aber so nicht gegeben. Die drogensüchtige Zafira verabscheut ihre Schwester Aamina (der Name bedeutet übrigens so viel wie „Die Vertrauenswürdige“) nicht, im Gegenteil. Sie möchte nur nach Hause und von ihrem Vater geliebt werden. Daraus ein perfides Mordkomplott zu schmieden, erscheint ein wenig weit hergeholt. Immerhin nimmt sich „Rauschendes Amsterdam“ aber nicht als Moralinstanz aus. Der Film hinterfragt nichts und möchte auch auf nichts hinweisen, sondern lediglich unterhalten. Und das gelingt insgesamt dann doch besser, als mit dem ersten Teil.

Fazit: «Kommissar Van der Valk» weist Schwächen im Storytelling auf, keine Frage. Doch das Hintergrundthema des zweiten Falls ist interessant und weckt die Neugier. Doch warum bleibt es bei einem simplen MacGuffin, der für die Auflösung letztlich völlig irrelevant ist? Das Finale gerät nämlich schon wieder zu banal und letztlich somit auch enttäuschend. Die tolle Schauspielerriege hat etwas Besseres verdient und so bleibt es zu hoffen, dass es Drehbuchautor Chris Murray wenigstens im dritten Teil der Serie gelingt, sich von seinen selbstauferlegten Konventionen zu lösen.

«Kommissar Van der Valk – Rauschendes Amsterdam» ist am 14. Juni 2020 um 21.45 Uhr im Ersten zu sehen.

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