Hintergrund

Kurios: Buchmarkt bricht unter Corona ein

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Dabei sind massive Rückgänge zum Start des Frühjahres nichts Ungewöhnliches.

Seit rund zwei Monaten befinden sich Deutschland und viele weitere europäische Staaten im Lockdown. Zahlreiche Geschäfte haben geschlossen, die Kinder wurden von zu Hause über das Internet unterrichtet und zahlreiche Betriebe ordneten Home-Office an. Die Kontaktsperre, die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel verhängte, führte ebenfalls zu zahlreichen Stunden in den eigenen vier Wänden.

Die Fernsehsender in Deutschland verzeichneten deutlich höhere Reichweiten, auch die Streamingdienste verzeichneten einen gewaltigen Zulauf. Eigentlich hätte auch der Buchmarkt zulegen müssen, allerdings sprechen die Statistiken eine andere Sprache. Die Zahlen der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) besagten zwar, dass die Menschen vermehrt durch das Internet klicken, aber der Börsenverein Buch hat massive Einbrüche zu verzeichnen.

Infografik: Buchhandel bricht ein | Statista

Ein kleines Auf und Ab ist im Buchhandel normal, allerdings verhielten sich die Monate März und April laut Branchen-Monitor BUCH völlig abseits der Regel. Die Entwicklungen zum Vorjahresmonat sanken im März um 20,2 Prozent, im April ging der Umsatz sogar um 33,0 Prozent zurück. Somit steht auch fest, dass Online-Händler wie Amazon oder die Internetableger von Hugendubel und Thalia den stationären Handel derzeit nicht ablösen können. Auch wenn immer wieder von der Gefahr des amerikanischen Warenhauses schwadroniert wird, sind die Buchhändler in Deutschland für den Markt immer noch von großer Bedeutung.

Vertriebswege von Büchern

  • 46,8% Sortimentshandel
  • 21,0% Verlage direkt
  • 19,5% Internet
  • 9,8% Sonstiges
  • 1,3% Warenhäuser
  • 1,2% Versandbuchhandel
  • 0,4% Buchgemeinschaften
© 2018 Branchen-Monitor BUCH
In Deutschland gibt es über 470 Bahnhofhändler, rund 2.350 Sortimentsbuchhandel und 197 Kauf- und Warenhäuser, die sich auf Bücher spezialisiert haben. Mit Amazon gibt es gerade einmal zehn E-Commerce-Verkaufsstellen. Es liegen derzeit keine aktuellen Zahlen vom Internetbuchhandel vor, die letzten Daten aus dem Jahr lagen allerdings nur bei 19,5 Prozent Marktanteil – die Verlage kamen im Direktverkauf sogar auf bessere 21,0 Prozent. In der Statistik sind keine Privatverkäufe enthalten, die es durch Facebook-Gruppen und eBay-Auktionen und -Kleinanzeigen in beachtlicher Höhe gibt.

Vor zwei Monaten berichteten diverse Tageszeitungen, dass Amazon die Bestellung von Büchern stoppte – Ein Amazon-Sprecher bestätigte dies gegenüber „Boersenblatt.net“. Man wollte die Logistikzentren mit Verbrauchsgütern des täglichen Bedarfs füllen. Während die IG unabhängige Verlage dies als Katastrophe ansah, teilte der Börsenverein Buch darüber nichts mit.

Besonders rückläufig waren die Reiseführer (-76,4%) und die Sachbücher (-42,0%) zum Vorjahresmonat, die Kinderbücher verursachten lediglich einen Rücklauf von 19,6 Prozent und schlugen sich im April recht ordentlich. Gegenüber dem März 2020 sank der Verkauf von Kinderbüchern gar nur um 2,9 Prozent, Reisebücher sind aber mit 35,9 Prozent die Verlierer der Corona-Pandemie. Zu den beliebtesten Büchern der Belletristik gehörten im April „Der Klang des Herzens“, die Neuausgabe von Jojo Moyes setzte sich an die Spitze der Hitliste. „Die Mondschwestern“ und „Stern 111“ folgten auf den Siegertreppchen.

Gerade zum Beginn des Frühjahrs sind große Schwankungen auf dem Buchmarkt üblich. Im März 2019 ging der Umsatz von fast zwölf Prozent zurück, ehe einen Monat später der Umsatz um 20 Prozent zulegte. Während im März 2018 der Umsatz um 12,2 Prozent wuchs, musste man im April und Mai einen Rückgang von 14,2 und 5,8 Prozent verbuchen. Bei der Finanzkrise 2009 wuchs der Buchmarkt auf einen Umsatz von 9,69 Milliarden Euro und konnte im darauffolgenden Jahr sogar mit 9,73 Milliarden Euro getoppt werden. Im Jahr 2018 setzte man „nur“ noch 9,13 Milliarden Euro um.

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