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Der Rollstuhl: Ein in Soaps gern genutztes Utensil

von   |  7 Kommentare

Die Einschränkung der eigenen Mobilität ist, vor allem wenn sie plötzlich kommt, eine gewaltige Veränderung für ein Lebewesen. Und daher ein häufig und vielfältig genutzter Kniff in Daily Soaps.

Ein Unfall, ein schwerer Schicksalsschlag kann das Leben eines Menschen von einem Moment auf den anderen verändern. Verletzungen können so erheblich sein, dass das Leben von vorher nicht mehr weiterlebbar ist. Einschränkungen der eigenen Mobilität können abgefedert werden, in dem man sich in einem Rollstuhl fortbewegt. In Deutschland sollen nach statistischen Angaben rund 1,6 Millionen Menschen in einem Rollstuhl sitzen; die Zahl bleibt seit einigen Jahren stabil. In Daily Soaps ist dies ein häufig genutztes Mittel, um ein persönliches Schicksal seines Charakters zu erzählen – in vielen Fällen ist die Abhängigkeit von dem Gefährt aber nicht auf Lebensdauer. Wundersame Heilungen gehören oftmals dazu. Wir präsentieren fünf Geschichten rund um Figuren im Rollstuhl, die nicht selten eine sehr wunderbare Wendung genommen haben.

Ganz aktuell nämlich sitzen gleich mehrere Figuren von bekannten Daily-Soaps im Rollstuhl – bei «GZSZ» ist Johanna, die Tochter von Katrin und Gerner, auf einen solchen angewiesen, nachdem bei ihr eine Operation schief ging. Ein Tupfer wurde in der Wunde vergessen, eine Entzündung folgte und diese drückt nun auf Nerven, sodass das junge Mädchen nicht mehr gehen kann. Wie lange «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» diese Story erzählen möchte, ist nicht bekannt. Sie ist aber Ausgangspunkt für eine antagonistische Aufstellung des Gerner-Clans gegen die bodenständige Familie Seefeld. Deren Tochter Lilly nämlich war ausführende Ärzten im OP – Lillys Fehler und die Tatsache, dass sie diesen zu vertuschen versuchte, ließ die Situation eskalieren und die Damen-Freundschaft zwischen Katrin und Maren zerbrechen.

Es ist bei Weitem nicht die erste Rollstuhl-Geschichte in der täglichen RTL-Soap. Schon in den 90ern bedienten sich die Autoren dieser Idee. Junge Fans der Serie werden es heute kaum mehr wissen, aber Johannas Papa Jo Gerner selbst saß einige Zeit im Rollstuhl. Jo war damals aus einem Fenster gestürzt und konnte für einige Monate seine Beine nicht mehr bewegen. Seine Mobilitätseinschränkung und der daraus resultierende Krankenhaus-Aufenthalt ließ mehrere Geschichten entstehen. Unter anderem verliebte sich der Anwalt in Rebecca, die ihn auf Station pflegte. Durch den Rollstuhl verbesserte sich auch das Verhältnis von Jo und seinem Halbbruder Patrick.

Den Charakter der Figur verändert hat der Rollstuhl auch im Falle des heute noch in «GZSZ» zu sehenden Felix Lehmann, regelmäßig und ganz besonders damals herausragend verkörpert von Schauspieler Thaddäus Meilinger. Felix ist der etwas unterkühlte und leicht berechenbare Bruder von Chris Lehmann, der inzwischen vermutlich bei einer Explosion verstorben ist. Weil Chris seinem Bruder Felix die Ehefrau wegschnappte, war das Verhältnis der beiden lange angespannt. Felix war zu dieser Zeit klarer Antagonist der Serie, ließ Chris sogar in eine psychosomatische Klinik einweisen. Im Verlauf der Geschichte kommt es zu einem heftigen Autounfall, den Felix zwar überlebt, aber eben mit der Einschränkung, dass er auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Durch diese Situation kommen sich nicht nur die ungleichen Brüder näher, auch die ebenfalls einsame Laura wird auf Felix aufmerksam. Felix und Laura beginnen eine Affäre und werden im weiteren Verlauf, als Felix längst wieder laufen kann, zum wohl besten Gegenpart von Gerner und Katrin, das die Serie in dieser Dekade gesehen hat.

Die tägliche Das-Erste-Serie «Rote Rosen» erzählt zudem zur Zeit die Geschichte eines jungen Mädchens im Rollstuhl. Es ist die Tochter der weiblichen Hauptfigur Astrid, nämlich Pia, die schon seit ihrer Kindheit und nach einem tragischen Autounfall an den Rollstuhl gefesselt ist. Inzwischen lebt sie damit auf selbstbewusste Weise. Doch trotzdem stößt sie immer wieder auf Hindernisse, etwa bei der Wahl der neuen Schule, die nicht absolut behindertengerecht ausgebaut ist. Zusammen mit ihrer Mutter aber hat Pia das Gefühl, den Kampf gegen jedes Hindernis aufnehmen zu können. Und trotz der Einschränkung kann sie ihre eigenen Ziele verfolgen. Pia setzt sich stark für den Umweltschutz und die Fridays-for-Future-Bewegung ein. Im Verlauf der Staffel, das hat Das Erste schon angekündigt, soll Pia sich zudem das erste Mal so richtig verlieben – das dürfte neue Komplikationen mit sich bringen.

Dass der Rollstuhl bei einer sich anbahnenden Beziehung ein Problem sein kann, erzählte Das Erste in einer anderen seiner Serien schon einmal: Nämlich in Staffel zwei von «Sturm der Liebe». Die zweite weibliche Hauptfigur am Fürstenhof, Miriam, war querschnittsgelähmt, als sie ihren späteren Ehemann Robert kennen lernte. Und der war von diesem Umstand zunächst auch durchaus geschockt. Wie so oft aber, war die Querschnittslähmung nicht von ganz langer Dauer. Miriam kam im Laufe der Staffel mit einer Ärztin und Hypnosespezialistin in Kontakt, die ihr in der Tat helfen konnte. Ihre böse Mutter Barbara, eine der besten Antagonistinnen, die Soap-Deutschland bis heute kennen lernte, versuchte zwar ihr Möglichstes, um eine Heilung zu verhindern, scheiterte aber. Robert und Miriam wurden für einige Zeit glücklich, die Figur Miriam starb jedoch später im Off. Bis heute ist sie die einzige weibliche Hauptfigur der Serie, die den Serientod starb.

«Sturm der Liebe» hat derweil noch eine andere Figur in den Rollstuhl gesetzt und damit die vielleicht verrückteste Geschichte dieser Art kreiert. Die Serie befindet sich in Staffel zwölf, als Serienbiest Beatrice Stahl mit ihrer Tochter Desiree in einen Streit gerät, an dessen Ende sie vom Balkon gestoßen wird. In Folge konnte sie einige Zeit ihre Beine nicht mehr bewegen, doch recht bald setzte auch hier eine Wunderheilung ein, die der Figur Beatrice aber nur auf den ersten Blick wirklich recht war. Von dieser weihte sie nämlich nur ihren späteren Partner ein, denn der Rollstuhl sollte ihr ein perfektes Alibi für ihre Schandtaten verschaffen. Natürlich flog das irgendwann auf und Beatrice lief noch einige Staffeln weiter durch das bekannte Hotel Fürstenhof, ehe sie vor rund zwei Jahren in der dortigen "Pianobar" ermordet wurde.


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Es gibt 7 Kommentare zum Artikel
Manyou
20.01.2020 12:39 Uhr 1
Interessanter Artikel, aber die Charaktere aus "Unter uns" hat man dabei vergessen. Und Felix' Bruder Chris ist nicht gestorben, sondern hat seinen Tod nur vorgetäuscht...
Familie Tschiep
20.01.2020 12:56 Uhr 2
Sitzt Dr. Dressler in der Lindenstraße nicht auch im Rollstuhl?
TwistedAngel
20.01.2020 20:13 Uhr 3


Genau, warum lässt man so nen Artikel nicht den Florian Kaiser schreiben, der hätte besser recherchiert und 2 Seiten geschrieben - Leon saß doch auch mal lange im Rolli und Paco von UU auch, da fehlen einige!




Nicht mehr, ist nämlich verstorben! Aber auch er fehlt, zumal es den Mythos gibt, die Autoren hätte einfach vergessen, ihn genesen zu lassen ... ':)
Quotermain
20.01.2020 21:02 Uhr 4


Und ich könnte wetten, laut Sid könnte Carsten Flöter eher divers.. sein? Tja alles halt Fiction....

Edit..sorry Sid . Bald kommen die Ben^s, Lukas^s, Niklass3s....wo liegt deine Rent3...?
Wolfsgesicht
20.01.2020 23:07 Uhr 5
Und nicht zu vergessen Joko Winterscheidt in der Soap von Klaas :)
Manuel Weis
21.01.2020 08:27 Uhr 6
Was mit Chris genau passiert ist, wurde nie abschließend aufgeklärt. Es gab mal die Andeutung, dass er eventuell entkommen sein könnte. Aber es ist kein 100% sicherer Fakt, dass er seinen Tod vorgetäuscht hat...
Manyou
21.01.2020 09:29 Uhr 7
Lilli hat damals eine Nachricht von Chris bekommen per Handy, ungefährer Wortlaut: "Hey Blondie, wir habens geschafft." Das reicht mir vollkommen aus.

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