Die Kritiker

«Stenzels Bescherung»

von

Unscheinbar, aber charmant: «Stenzels Bescherung» ist eine vorweihnachtliche Dramödie mit guten Hauptdarstellern.

Cast & Crew

  • Regie: Marc-Andreas Bochert
  • Drehbuch: Hans-Ullrich Krause, Marc-Andreas Bochert
  • Cast: Herbert Knaup, Anna Fischer, Johanna Gastdorf, Constantin von Jascheroff, Adnan Maral, Tom Böttcher, David A. Hamade, Sanne Schnapp, Karin Gregorek
  • Kamera: Andreas Höfer
  • Schnitt: Ronny Mattas
  • Musik: Stefan Maria Schneider
Kurz vorm Fest zeigt Das Erste eine weihnachtliche Dramödie, lose inspiriert von einer Zeitungsmeldung über einen Banker vom Dorf, der zu einer Art Schreibtisch-Robin-Hood wird: In einem ostdeutschen Kleinststädtchen wird aufgrund der schwindenden Einwohnerzahl und zunehmenden Globalisierung der Wirtschaftswelt das Schicksal der Dorfbank besiegelt. Aus der kleinen, nah am dörflichen Volk orientierten Bank wird eine Tochter eines asiatischen Großunternehmens mit dem (mutmaßlich) heuchlerischen Namen Kreativbank. Nach außen hin kommuniziert die Bank, das alles so bliebe, wie es war. Doch der ebenso schmierige wie schneidige Abgesandte der in Frankfurt am Main ansässigen deutschen Zentrale namens Tutz (Constantin von Jascheroff) schwadroniert hinter den Kulissen ominös bis einschüchternd was von Optimierung.

Noch bis Weihnachten soll Tutz die gemütliche Nebenstelle abwickeln, was Filialleiter Volkmar Stenzel (Herbert Knaup) allerdings auch nur zufällig erfährt, als er ein Telefonat belauscht. Aufgrund bürokratischer Schikanen wird auch eine Kreditsperre verordnet – dabei brauchen die Klein- bis Kleinstunternehmen und Privatkunden der Bank dringend kleine Finanzspritzen. Im Affekt beschließt Volkmar, brachliegende Konten erbenloser, verstorbener Kunden zu plündern, um Minikredite für die Nachbarschaft zu bewilligen. Ganz wichtig: Volkmars Vorgesetzte dürfen davon nicht erfahren, und bis Heiligabend muss alles zurückgezahlt werden. Selbstredend ist das leichter vorgenommen als getan …


Der Protagonist wird als nahezu apathischer Bürohengst eingeführt, der rein nach Automatismen zu funktionieren scheint, durch den Umsturz in seinem Berufsleben aber seinen inneren Mini-Revoluzzer und Samariter entdeckt. Volkmar ist auf Skriptseite sehr effizient, in manchen Szenen sogar schablonenhaft skizziert, doch Herbert Knaup spielt seine Rolle fein nuanciert: Mit kleinen Gesten und Blicken drückt er eine wehmütige Gutmütigkeit aus (oder eine gutmütige Wehmut?), und gibt so einen traurigen Held ab, der sich nie zu deutlich selbst bemitleidet. Neben ihm stützt Anna Fischer als freundlich-naive Straßensängerin den Film.

Von Fischer wird weitestgehend verlangt, das zu machen, was sie in ihren meisten Filmen macht, aber als ansteckend lebensfrohes Naturell funktioniert die Schauspielerin einfach zu gut, um es den Verantwortlichen von «Stenzels Bescherung» negativ anzurechnen, hier in bewährte Kerben zu schlagen. Bedauerlicher ist da, wie brav bis bieder dieser Film über den kleinen, aber wirkungsvollen Mini-Aufstand eines wohlmeinenden Bankers endet: Natürlich darf man nicht zu große, mutige Ideen von einer Advents-Wohlfühlkomödie erwarten, aber Hans-Ullrich Krause und Marc-Andreas Bochert gehen in ihrem Skript den bequemsten Weg, um Konflikte zu beenden, so sehr, dass sie ihre eigentliche Aussage fast schon verwässern.

Doch Constantin von Jascheroff als herrlich-schnöseliger Gelegenheitsfiesling gibt dem Film durchaus Humor mit und bewährt sich somit als Gegenstück zu Knaups Hauptrolle. Als funktional-unauffällig gefilmter Degeto-Adventsspaß könnte man schon deutlich "egaler" abschneiden als «Stenzels Bescherung».

«Stenzels Bescherung» ist am 23. Dezember 2019 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

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