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Sat.1-Thriller: Fehlentscheidung kostet fast eine Million Zuschauer

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Die Thriller-Strecke, die der Münchner Sender 2019 am Montag platzierte, war kein Erfolg. Was besonders mies lief und ob überhaupt ein Hoffnungsschimmer zu finden ist.

Wie stark waren die Filme inhaltlich?

  • «Todesfrist»: 65%
  • «Kaltes Blut»: 50%
  • «Das vergessene Dorf»: 35%
  • «Zerschunden»: 70%
  • «Tot im Wald»: 50%
  • «Amokspiel» (2018): 25%
  • «Das Nebelhaus» (2017): 70%
Prozentzahl: Wertung des Quotenmeter-Kritikers in der Reihe "Die Kritiker"
Mit Krimis und Thrillern räumen Das Erste und das ZDF Woche für Woche ab: Die etablieren Reihen begeistern längst nicht nur die alten Zuschauer, auch bei den Jungen kommen sie teils auf zweistellige Werte – Ergebnisse also, die in dieser Form für Privatsender attraktiv sind. In diesem Herbst hat daher der Privatsender Sat.1 auf seine bis dato längste, aber eben auch unerfolgreichste Thriller-Strecke gesetzt. Mit dem schon vor sieben Jahren produzierten, aber jetzt erst gezeigten «Tot im Wald» endete die Schiene an Free-TV-Premieren, es folgen nun noch einige Wiederholungen.

Doch die Programmentscheidung, die Filme nicht mehr dienstags, sondern nun am Montagabend und somit in direkter Konkurrenz zum ZDF-Fernsehfilm der Woche zu zeigen, erwies sich als falsch. Die bitteren Resultate: Keiner der sieben gezeigten Sat.1-Thriller schaffte es bei den besonders wichtigen 14- bis 49-Jährigen auf Höhe des Senderschnitts. Am stärksten unterwegs war noch der die Thriller-Saison eröffnende Streifen «Todesfrist», der 7,4 Prozent bei den Jungen zustande brachte. Dass zudem auch die Qualität eher zu wünschen übrig ließ (siehe Infobox mit den %-Wertungen unserer Kritiker), zeigte eine Kurve ganz deutlich. Die Quoten nahmen fast von Woche zu Woche ab, der das Finale bildende «Tot im Wald» holte nur noch 4,4 Prozent Marktanteil bei den Jungen und somit zumindest in der wichtigen Altersklasse das schwächste Ergebnis aller sieben Filme.



Bei den Umworbenen kamen die Thriller im Schnitt auf gerade einmal 5,8 Prozent Marktanteil. Zum Vergleich: 2018, damals noch dienstags, holten die Filme im Schnitt noch 7,8 Prozent – also satte zwei Prozentpunkte mehr. Dass sie dort deutlich populärer waren, zeigt auch der Vergleich der direkten Reihen. Die Premiere von „Dr. Abel“, nämlich «Zersetzt» kam vergangenen Herbst auf 2,27 Millionen Zuschauer (7,4%), in diesem Jahr holten zwei weitere Filme aus der Tsokos-Reihe jeweils 1,55 Millionen Gesamt-Zuschauer und magere 6,2 sowie 5,5 Prozent. Ähnliches gilt auch für die Julia-Durant-Reihe, die in diesem Jahr mit 6,5 und 5,3 Prozent miese Ergebnisse bei den Umworbenen einfuhr. Gestartet war sie 2018 noch mit 8,2 Prozent. Damals verfolgten das TV-Debüt rund 2,65 Millionen Menschen ab drei Jahren. In diesem Jahr kamen die zwei Fortsetzungen auf schlechte 1,40 sowie 1,45 Millionen.



Cora Stein dürfte im Sat.1-Programm zudem schnell Geschichte sein. Ihr „erster Fall“ «Das vergessene Dorf» um einen obskuren Voodoo-Kult verfehlte sogar die Marke von einer Million Zuschauern und blieb bei ungenügenden 0,97 Millionen hängen. Im Schnitt also kamen die sieben Thriller-Premieren am Montagabend in Sat.1 auf 1,48 Millionen Zuschauer. Die beste Reichweite holte ausgerechnet der Hannah-Mangold-und-Lucy-Palm-Film, der – wie schon erwähnt – 2012 eigentlich mal als zweiter Teil einer eigenen Reihe entstand, dann aber nur im Pay-TV lief und nun nochmal ausgegraben wurde und somit eine späte Free-TV-Premiere feierte.

Die gemessenen 1,48 Millionen Zuschauer liegen demnach sehr deutlich unterhalb der Werte des Vorjahres – 2,14 Millionen Zuseher wurden damals ermittelt. Drei der vier 2018er-Filme waren deutlich stärker unterwegs, einzig «Nackt. Das Netz vergisst» nie holte mit etwas mehr als 1,6 Millionen Zuschauern schon recht maue Ergebnisse. An Werte, die vereinzelt 2017 möglich waren, «Das Nebelhaus» etwa strahlt weiterhin mit 3,46 Millionen Zuschauern gesamt und über zwölf Prozent bei den Jungen, darf heute besser gar nicht mehr gedacht werden. Selbst der damals schon als schwach betitelte Zweiteiler «Keine schlechte Chance» (7,1 und 6,3%) lief für heutige Verhältnisse mit 2,11 und 1,96 Millionen Zuschauern insgesamt recht stark.

Sat.1 muss nun also entscheiden: Rückt man für 2020 vom Thriller-Plan ab oder erkennt man, dass solche Stoffe auf einem anderen Sendeplatz durchaus noch eine Zukunft haben.

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