Hingeschaut

«Geht doch!»: Träge, statt lustige Lösungssuche

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Comedians retten die Welt – oder sowas in der Art: Die ZDF-Comedyshow «Geht doch!» sucht augenzwinkernd nach Lösungen für große wie kleine Probleme. Lustig ist das aber nur selten.

Wieso immer Witze gegen was machen, wenn man auch Witze für etwas reißen kann? Die neue ZDF-Comedyshow «Geht doch!» operiert sehr lose nach diesem Gedanken: Moderator Sebastian Pufpaff begrüßt in jeder Ausgabe dieses neuen Formats, von dem testweise zunächst drei Folgen über den Äther gehen, vier Comedians. Pufpfaff und Gäste knöpfen sich dann in den etwa 45 Minuten Sendezeit große und kleine Ärgernisse vor. Von Alltagsproblemchen wie "Wenn ich in der Innenstadt unterwegs bin, schleichen mir die Leute direkt vor mir zu sehr" und "Wie beende ich möglichst rasch und dennoch höflich ein unangenehmes Telefonat?" bis hin zu ärgeren Sachlagen wie "Wie reduzieren wir den Plastikmüll?" und "Wie gehen wir mit dem Dieselfahrverbot um?"

Diese Fragen werden in unterschiedlicher Form beantwortet. Kleinere Sorgen, eingereicht in Form von Straßeninterviews und Publikumsvideos, bekommen in der «Geht doch!»-Auftaktfolge auch bloß kleinere Antworten. Pufpaff gesellt sich mit seinen Gästen Olaf Schubert, Philip Simon, Torsten Sträter und Tahnee Schaffarczyk an einen Stehtisch und bequatscht in knappen Sätzen mögliche Lösungsstrategien. Größere Fragen hingegen münden in eine längere "Lösungspräsentation" – im Falle der Gäste kommt es zu einem Stand-up, Pufpaff derweil erläutert seine Dieselfahrverbot-Lösungsideen in einem Einspielfilmchen.

Die Auftaktfolge macht allerdings wenig Lust auf noch mehr Comedy-Problemlösung. Das Geplänkel am Stehtisch läuft sehr steif ab, weder spielen sich die Gäste spritzig den Ball zu, noch gelingt es Pufpaff, einen schmissigen Gesprächsverlauf anzustoßen. Auch ist der Redaktion die Auswahl der zu lösenden Probleme nicht so recht gelungen: Die Frage "Wie beende ich schnell ein unangenehmes Telefonat, ohne unhöflich zu wirken?" etwa wird naheliegenderweise mit dem Vorschlag beantwortet, ein Funkloch vorzutäuschen, was das Humorpotential dieses Gesprächsthemas zügig trocken legt.

Das Potential von «Geht doch!» zeigt sich am ehesten bei der Frage, wie man mit Fußwegschleichern umgehen sollte, da diese Frage bei Torsten Sträter einen ehrlichen, gleichzeitig humoresk überspitzten Zorn auf langsame Zeitgenossen weckt, woraufhin er seine Lösungsidee mit alberner, spontaner Begeisterung vorträgt. Das ist noch lange kein Comedygold, ist aber ein Schuss Lebendigkeit in der sonst so steif gearteten Show.

Die längeren "Lösungsansätze" (schlussendlich sind die Fragen und Probleme eh nur Sprungbretter für Stand-up-Material) sind nur minimal besser: Wenn beispielsweise Tahnee nach einem soliden Monolog über übertriebenen Alkoholkonsum einen Schuldgefühle erzeugenden Pfandflaschenautomaten austestet, hat das schon eine unterhaltsam-comichafte Art. Dennoch wird die Show ihrem mehrmals betonten Anspruch, lösungsorientiert zu sein, nicht einmal augenzwinkernd gerecht und die Präsentation des Ganzen ist eine unausgegorene Mischung aus Panel-Comedy und einer schwerfälligen Rahmenpräsentation für Stand-up-Schnippsel. Comedy Central bekommt das mit den weltrettenden Comedians besser hin.

«Geht doch!» ist erstmals am 30. April 2019 ab 22.45 Uhr im ZDF zu sehen. Die zweite Ausgabe «Geht doch!» wird am Dienstag, 21. Mai 2019, um 23.00 Uhr ausgestrahlt.

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