Die Kritiker

«In Wahrheit – Jette ist tot»

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Der zweite Fall der Kommissarin Judith Mohn möchte viele Probleme ansprechen. Ob es dem Krimi gelingt Cyber- und Jugendkriminalität, Familienprobleme und ein Drogenopfer unter einen Hut zu bekommen, klärt die Quotenmeter-Kritik.

«Jette ist tot»-Facts

Vor der Kamera:
Christina Hecke ist Judith Mohn
Robin Sondermann ist Freddy Breyer
Juergen Maurer ist Niklas Mohn
Rudolf Kowalski ist Markus Zerner
Sophie von Kessel ist Nicole Mertens

Hinter der Kamera:
Regie: Matthias Tiefenbacher
Drehbuch: Mathias Schnelting
Kamera: Hanno Lenz
Schnitt: Horst Reiter
Musik: Christoph Zirngibl
Wie der Filmtitel bereits verrät, ist die junge Jette gestorben. Der Teenager wird zusammengepfercht und blutüberströmt in dem Kofferraum eines Drogendealers gefunden. Angeblich wollte sie bei einer Freundin übernachten, doch ihr wirkliches Vorhaben sah anders aus. Kommissarin Mohn ist mit der Familie der Verstorbenen gut befreundet und versucht es ihr schonend beizubringen, doch die Familie scheint nach dem Tod der Tochter auseinanderzubrechen. Und neben der Suche nach Jettes Mörder gibt es noch weitere Baustellen: die zweite und jüngere Schwester der Familie, Sarah, chattet mit einem ihr Unbekannten im Internet und schickt ihm sogar schlüpfrige Bilder. Die Kommissarin beginnt eine Verbindung zwischen dem Mord an Jette und dem mysteriösen Unbekannten zu suchen – und wird fündig.

«In Wahrheit – Jette ist tot» ist ambitioniert und versucht zahlreiche Themen abzudecken. Jugendkriminalität, das Verhalten von Jüngeren im Internet, Cyberkriminalität und auch private Probleme von Jettes Familie, sowie von der Kommissarin selbst. Auch wenn die Vielzahl der Themen den Fall interessant macht, merkt man zugleich, dass der Film den vielen ernsten Problemen nicht gerecht werden kann. Dafür werden zu viele Thematiken nur oberflächlich und halbgar angesprochen und auch nicht zufriedenstellend aufgelöst.

Noch dazu sind viele Dialoge insbesondere auf dem Polizeirevier nicht nur unglaubwürdig, sondern zudem auch noch zum Fremdschämen. Als ein potentieller Verbrecher beispielsweise verhört wird, wirkt die Befragung der Kommissarin sehr gestellt und ist fernab von jedem realistischen Dialog. Auch wenn man Darstellerin Christina Hecke anmerkt, dass sie ihre Rolle angemessen ausfüllen möchte, verhindert das Drehbuch ihr Vorhaben. Abseits des Polizeireviers findet man zwar bessere Dialoge, doch auch diese zeugen nicht gerade von Authentizität oder Realismus.

Neben Drogen und Internetkriminalität spielen auch die privaten Probleme der Kommissarin eine Rolle. Ihr Ehemann distanziert sich ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag von ihr und teilt ihr mit, dass er Zeit brauche. Grundsätzlich spricht nichts dagegen neben dem eigentlichen Fall einen weiteren Konflikt mit dem Ermittler auf einer privaten Ebene aufzubauen. Schließlich folgen die meisten Krimis diesem Muster, so auch «In Wahrheit – Jette ist tot». Leider wird gerade diese Ebene nur wenig beleuchtet und verliert sich in den weiteren Facetten des Falls, obwohl das Verhältnis zwischen Kommissarin Mohn und ihrem Ehemann durchaus interessant ist.

Auch das Thema Internetkriminalität mit der Tochter Sarah wird sehr stiefmütterlich behandelt. Da hilft es auch nicht, dass der Charakter, der hinter den fragwürdigen Chats mit Sarah steckt, ein klischeehaftes Abziehbild eines Nerds und sozial fernen Jungen ist. Gerade heutzutage sollte man sich von gerade diesen Charakterzeichnungen längst verabschiedet haben, da sie nur noch peinlich und unangebracht wirken.

«In Wahrheit – Jette ist tot» ist zweifelsohne ein ambitionierter Fall, der sich jedoch mehr als nur einmal an seinen eigenen Themen verhebt. Zu unglaubwürdig sind viele Dialoge und oftmals ist auch die Charakterzeichnung mehr auf der Seite der Klischees, als auf der der Ernsthaftigkeit. Der zweite Fall der Kommissarin wird leider Opfer seiner eigenen Ambitionen. Weniger wäre hier mehr gewesen.

Das ZDF zeigt «In Wahrheit – Jette ist tot» am Samstag, den 23. Februar, um 20.15 Uhr.

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