Die Kritiker

«Der Amsterdam-Krimi - Tod in der Prinzengracht»

von

Holland in Not: Hannes Jaenicke macht als verdeckter Ermittler Amsterdam unsicher. Ein zäher Fall, bei dem nicht mal ein Mindestmaß an Hagelslag-Romantik aufkommen mag...

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Hannes Jaenicke als Alex Pollock
Alice Dwyer als Katja Wolf / Isabel Baumann
Fedja van Huêt als Bram de Groot
Sascha Alexander Gersak als Tom Fischer
Sven Gerhardt als Thomas Breuer
Raymond Thiry als Frederik Koning
Gijs Naber als Rijkaard

Hinter der Kamera:
Produktion: Ministry of Film und Zieglerfilm Köln GmbH
Drehbuch: Peter Koller
Regie: Michael Kreindl
Kamera: Anton Klima
Produzentin: Barbara Thielen
Alex Pollack (Hannes Jaenicke) ist ein vielbeschäftigter Mann in Amsterdam: Er bricht in Wohnungen ein und installiert dort Wanzen, hört emsig allerhand Gespräche ab, beschattet Leute, fuchtelt mit seiner Waffe herum – und wenn nichts mehr geht, stellt er sich eben der niederländischen Polizei.

Dabei ist er eigentlich ihr Kollege. Doch den holländischen Behörden hat man nichts von seinen verdeckten Ermittlungen erzählt – zu riskant. Denn im Ernstfall geht es um Leben und Tod, und da können die käsefressenden Holzschuh-Hinterwäldler aus deutscher Sicht wohl nicht mithalten.

Pollack ist für die Sicherheit von Katja Wolf (Alice Dwyer) verantwortlich (mit der er zugleich liiert ist, um seine Motivation zu einer höchstpersönlichen zu machen), die als verdeckte Ermittlerin ins enge Umfeld eines vermögenden und gutvernetzten Drogenbarons aus Benelux eingeschleust wurde. Katja Wolf ist unter ihrem Decknamen Isabel Baumann nicht nur die rechte Hand des Mannes aus der Unterwelt geworden, sondern auch dessen Lebensgefährtin. Und spätestens, wenn Pollack die Beiden bei schlüpfriger Zweisamkeit belauscht, muss er sich beherrschen, nicht dem Verdacht seines Vorgesetzten nachzugeben, der sich langsam fragt, ob die Frau noch auf der richtigen Seite steht oder der Glitzer-Glamour-Drogen-Welt des dealenden Wüstlings anheimgefallen ist.

Die Sache spitzt sich weiter zu: Die niederländischen Behörden verdächtigen Katja Wolf / Isabel Baumann bald, einen Mord begangen zu haben, und Backup-Pollack muss der Amsterdamer Polizei bald reinen Wein einschenken, was er auf königlich-niederländischem Territorium seit geraumer Zeit so treibt. Doch obwohl es weiterhin mit markigen Sprüchen zwischen dem usurpierenden Deutschen und den zuständigen Holländern knatschen muss, hat Pollack die Schlüsselfigur seiner Amtskollegen bald auf seine Seite gebracht: Bram de Groot (Fedja van Huet) will das Drogenkartell genauso verbittert lahmlegen wie der aufgeblasene Pollack – noch dazu aus ebenso persönlichen Motiven: Sein Sohn liegt nach einer Überdosis Pillen auf der Intensivstation im Koma – eine eindeutige Botschaft der Kriminellen.

Indem er eine Schlüsselszene aus dem späteren Verlauf voranstellt, will „Tod in der Prinzengracht“ früh die Frage nach der Loyalität der verdeckten Ermittlerin Katja Wolf etablieren, und auf ihr weite Teile seiner Dramaturgie aufbauen. Das will jedoch aus mehreren Gründen nicht so recht gelingen: Zum Einen wird die Figur zu oberflächlich-fahrig geführt, als dass dieser Konflikt tatsächlich auch auf einer emotionalen Ebene verfangen könnte; gleichzeitig gerät das erzählerische Spielchen zu durchschaubar und zu berechnet. Mit einem Bein will der Film ins Melodram flüchten, mit dem anderen einen Thriller erzählen – da muss er irgendwann umfallen.

Auch der Kniff, der diesen Konflikt auflösen soll, verpufft leider im erzählerischen Nichts. Lange Zeit lässt „Tod in der Prinzengracht“ im Unklaren, ob seine Heldin einen (vielleicht sowieso unvermeidbaren?) Mord begangen hat, um sich die Loyalität ihrer Zielpersonen zu sichern, oder zumindest nicht enttarnt und womöglich selbst an Ort und Stelle umgelegt zu werden. Als die Frage schließlich aufgelöst wird, soll ihr die Schuld am Tod eines Menschen so weit als möglich genommen werden, was nicht nur das vorher aufgebauschte Szenario unplausibel erscheinen lässt, sondern gleichsam ein unangenehmes Desinteresse an den damit zusammenhängenden Kernfragen nach Schuld und Pflicht offenbart. Stattdessen darf der fesche Alex Pollack schneidig dabei helfen, seine Partnerin/Kollegin aus der Bredouille zu bringen. Der Grundkonflikt schwelt indes weiter – und soll wohl nächste Woche an gleicher Stelle aufgelöst werden. Noch jemand Hagelslag?

Das Erste zeigt «Der Amsterdam-Krimi – Tod in der Prinzengracht» am Donnerstag, den 22. November um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/105355
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