Die glorreichen 6

Die glorreichen 6 – Denkwürdige Kinofilme übers Fernsehen (Teil IV)

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Das Fernsehen dient Filmemachern überraschend oft als Inspiration. Wir präsentieren sechs Kinofilme, die sich mal bissig, mal dramatisch, mal fasziniert dem 'Konkurrenzmedium' nähern. Dieses Mal: der starbesetzte Thriller «Money Monster»!

Die Handlung


Filmfacts: «Money Monster»

  • Regie: Jodie Foster
  • Produktion: Lara Alameddine, George Clooney, Daniel Dubiecki, Grant Heslov
  • Drehbuch: Jamie Linden, Alan DiFiore, Jim Kouf
  • Darsteller: George Clooney, Julia Roberts, Jack O'Connell, Dominic West, Caitriona Balfe, Giancarlo Esposito, Christopher Denham
  • Musik: Dominic Lewis
  • Kamera: Matthew Libatique
  • Schnitt: Matt Chesse
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
  • Laufzeit: 98 Minuten
  • FSK: ab 12 Jahren
Der TV-Moderator Lee Gates (George Clooney) hat es durch seine erfolgreiche Finanzshow im Fernsehen zu einiger Berühmtheit gebracht. Er genießt den Ruf, das Geldgenie der Wall Street zu sein. Doch nachdem er seinen Zuschauern eine High-Tech-Aktie der Firma Ibis empfohlen hat, deren Kurs anschließend auf mysteriöse Weise abstürzt, nimmt ein wütender Investor (Jack O’Connell) Gates, seine Crew und seine Star-Produzentin Patty Fenn (Julia Roberts) Live on Air als Geisel. Verzweifelt versuchen Gates und Fenn, am Leben zu bleiben und gleichzeitig die Wahrheit hinter einem Netz aus Lügen rund um das „große Geld“ aufzudecken. Doch mit jeder Minute wird der bewaffnete Verbrecher ungeduldiger, der die Sprengstoffweste um Gates Körper mit einem Knopfdruck zum Explodieren bringen könnte. Rund um den Globus verfolgen die Zuschauer an den Fernsehgeräten das Geschehen live im Studio.

Die glorreichen Aspekte


In Fosters stargespicktem Echtzeitthriller um einen Mann, der sich von der Börse, vor allem aber von einem weltberühmten Finanzgenie übers Ohr gehauen fühlt und sich live vor den Fernsehkameras an ihm und dem System rächen will, zeigt die zweifache Oscar-Preisträgerin Jodie Foster (1989 für «Angeklagt» und 1992 für «Das Schweigen der Lämmer»), dass sie ihr Regiehandwerk verstanden hat, ohne dass sich die Zeitlosigkeit ihrer Arbeit mit den modernen Sehgewohnheiten des Zuschauers beißen würde. «Money Monster» ist ein brandaktueller Film, inszeniert auf der Höhe der Zeit. Gleichzeitig gerät Fosters Werk so angenehm schnörkellos, erzählerisch dicht und ohne die Absicht, das Publikum hinters dramaturgische Licht zu führen, dass man sich zeitweise an Thriller der frühen Zweitausenderjahre (Stichwort: «Nicht auflegen!») erinnert fühlt, als das Kino noch nicht so sehr vom visuellen Bombast, von Sequels und Superhelden dominiert wurde.

Der Crime-Thriller, der gewitzt Anleihen an eine Finanzsatire durchscheinen lässt, ist in erster Linie eines: überraschend komisch. Das liegt allen voran an der Figurenzeichnung von Protagonist Lee Gates. Das Skript etabliert den TV-Star als exzentrischen Lebemann und vordergründigen Philanthropen, der auch in der bedrohlichsten Situation – etwa, wenn er zur Geisel eines bewaffneten Irren wird – immer einen kessen Spruch auf den Lippen hat. Trotzdem lässt das Skript (Jamie Linden, Alan DiFiore und Jim Kouf) Gates nie zur Karikatur werden. Und auch, wenn die vollständige Läuterung des passionierten Entertainers gen Ende ein wenig zu zügig vonstatten geht, so fängt Foster Gates‘ emotionale Stimmungswechsel zwischen optimistisch, realistisch und hysterisch stimmig ein. Dies ist schlussendlich auch George Clooneys («Hail, Caesar!») glaubhafter Performance zu verdanken. Bei aller unausstehlichen, durchaus in einer nicht zu übersehenden Arroganz begründeten Attitüde ist Clooney auch in den ruhigen Momenten darauf bedacht, seiner Figur eine emotionale Verwundbarkeit zuzugestehen, die den eingangs als äußerst extrovertiert eingeführten Charakter um weitere glaubhafte Facetten ergänzt. An Clooneys Seite glänzt zum Einen die nicht altern zu wollen scheinende Julia Roberts («Wunder») in einer unauffälligen, dabei trotzdem sehr angenehmen Rolle, auf der anderen Seite ist es ganz besonders Jack O’Connell («Unbroken»), der «Money Monster» mit seiner Performance nachhaltig prägt und beeinflusst.



Dass «Money Monster» die meiste Zeit über ausschließlich im TV-Studio spielt, tut der Dynamik gut. Das Problem: Wann immer die Entführungshandlung von außen betrachtet wird, büßt der Film für den Moment an Tempo ein. Das liegt in erster Linie daran, dass die Zusammenhänge der Einzelszenen aus Asien, Island und Südafrika erst spät im Film aufgelöst werden. Vor allem aber schraubt Jodie Foster die Spannungsschraube immer wieder bis zum Anschlag nach oben, nur um das Geschehen für einen Moment auszubremsen. Die Szenen abseits des Studios sind definitiv von inhaltlicher Relevanz. Trotzdem erweckt «Money Monster» hier und da einen zweigeteilten Eindruck; auch deshalb, weil es Filme wie «The Big Short» schon besser verstanden haben, auch dem Laien das Fachjargon der Finanzwelt auf simple Art und Weise näher zu bringen.

Trotz kleiner erzählerischer Schwächen ist «Money Monster» ein kurzweiliges Vergnügen, das adrenalingeladene Thrillerspannung mit dem bissigen Charme einer Finanzsatire zu verbinden weiß. Abgerundet wird dieses Filmerlebnis von den äußerst sehenswerten Darstellerleistungen von George Clooney, Julia Roberts und Jack O’Connell.

«Money Monster» ist auf DVD und Blu-ray erschienen sowie via Amazon, Maxdome, iTunes, Netflix, Sky Store, Microsoft, Rakuten TV, Sony, Videoload, CHILI und Google Play abrufbar.

Kurz-URL: qmde.de/101540
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