Die Kritiker

«Steirerkind»

von

Der zweite Teil der Reihe versteht es sowohl, die Stärken seines Vorgängers zu unterstreichen, als auch dessen Schwächen weitestgehend zu vermeiden. Diesmal im Fokus: Die Skinationalmannschaft.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Miriam Stein als Sandra Mohr
Hary Prinz als Sascha Bergmann
Johannes Zeiler als Herbert Völk
Marcus Mittermeier als Norbert Bachler
Christopher Schärf als Lukas Wintersperger
Ferdinand Seebacher als Mario Walch
Johannes Nussbaum als Daniel Bergmann
u.v.m.

Hinter der Kamera:
Drehbuch: Maria Murnberger, Wolfgang Murnberger
Regie: Wolfgang Murnberger
Kamera: Peter von Haller
Produzent: Helmut Grasser
Das sogenannte „Nightrace“ in Schladming, auf der berühmten Skipiste Planai, gehört zu den populärsten Skisport-Events in Österreich. Und das Skifahren ist seit jeher das Aushängeschild des österreichischen Sports. Für «Steirerkind» wurde an Originalschauplätzen in Schladming und während des genannten Skirennens gedreht. Der zweite Film der Alpenkrimireihe aus der Steiermark spielt also im Umfeld eines Nationalheiligtums – des rot-weiß-roten Herrenskiteams. Kein geringerer als der Nationaltrainer ist das Opfer des aufzuklärenden Falles. Nach dem Erfolgsroman von Claudia Rossbacher ermitteln die ungleichen LKA-Beamten Bergmann und Mohr aus Graz erneut in der Provinz:

Kurz vor einem internationalen Skirennen wird die Leiche des Cheftrainers des österreichischen Herrenskiteams aus den Schneemassen unterhalb einer Hütte geborgen. Um den Mord an dem cholerischen Karl Wintersperger (Rainer Wöss) aufzuklären, nehmen Sandra Mohr (Miriam Stein) und ihr Vorgesetzter Sascha Bergmann (Hary Prinz) vom LKA Graz mit Unterstützung des lokalen Postenkommandanten Völk (Johannes Zeiler) sein engeres Umfeld ins Visier. Niemand scheint Wintersperger wirklich nachzutrauern, schon gar nicht sein Nachfolger Norbert Bachler (Markus Mittermeier), mit dem er im Clinch lag, oder sein Bruder Franz (David Rott) und dessen Frau Astrid (Martina Zinner), die ihm viel Geld schulden.

Aber auch zu seinen Schützlingen im Team war das Verhältnis getrübt. Seinem Sohn Lukas (Christopher Schärf) untersagte er die Beziehung zu dem Nachtclubgirl Elena (Liliane Zillner), seinem Ziehsohn Mario (Ferdinand Seebacher) jede Kontaktaufnahme zu einem neuen Sponsor. Was Sandra Mohr und Sascha Bergmann nicht ahnen, ist, dass Winterspergers kleiner Neffe Jakob (Jeremy Miliker) unbewusst zu einem wichtigen Zeugen der Tat geworden ist. Parallel plant Bergmanns Sohn (Johannes Nussbaum) eine Umweltaktion während des Rennens.

Alles, was bereits den ersten Teil der Reihe, namens «Steirerblut», auszeichnete, findet sich auch im zweiten Teil wieder. So sorgen die herausragenden Dialoge zwischen den beiden Ermittlern, gespickt mit liebevollen Sticheleien, erneut für humoristische Highlights. Diese sprühen nur so vor Witz und Charme und sind ein echtes Pfund des Krimis. Insbesondere der trockene Schmäh von Sascha Bergmann, fantastisch interpretiert von Hary Prinz, lockert die Geschichte immer wieder auf. Zu nahezu allem hat Bergmann einen bissigen Kommentar im Repertoire. Im Unterschied zum ersten Teil, als seine Kollegin noch recht schüchtern agierte, weiß sich seine Partnerin Sandra Mohr nun jedoch besser zu wehren, und schießt hier und da treffsicher zurück.

Das versinnbildlicht die Wandlung ihrer Figur hin zu mehr Selbstbewusstsein. Trotz ihres vergleichsweise jungen Alters strahlt sie nun mehr Präsenz und Selbstsicherheit aus – mit einer Ausnahme: Die Folgen der Nacht, die sie unbewusst mit Bergmanns Sohn verbringt. So spielt das Private des Ermittlerteams erneut eine Rolle, wenngleich tiefergehende Gefühle vorerst ausbleiben. Vielmehr handelt es sich um oberflächliche Flirts, dennoch werden die Charaktere dadurch noch nahbarer und dreidimensionaler. Auch das Verhältnis untereinander hat sich verändert. Neben Bergmanns Respekt für Mohrs Arbeit, sind auch die Sympathien zwischen den beiden Streithähnen im Vergleich zu ihrem ersten Fall deutlich gewachsen.

Diesmal ist keiner der Ermittler persönlich in den Fall involviert, dennoch wirkt die Geschichte etwas spannender als die letzte. Auch auf übertriebene Überzeichnung der Provinzler wird angenehmerweise verzichtet, der Unterschied zwischen den professionellen LKA-Beamten aus der Stadt und den Landpolizisten ist dennoch deutlich. Auch die Doppelmoral des Coaches, den Stripclub zu besuchen, eine Beziehung einer Tänzerin zu seinem Sohn jedoch strikt abzulehnen, darf als ländlich-konservativ durchgehen. Das steirische Lokalkolorit ist zudem angesichts des omnipräsenten, durchaus sympathischen Dialekts sowieso gegeben.

Der Nebenhandlungsstrang um Bergmanns Sohn und Mohr ist sinnvoll in den Rest der Story eingewoben. Einen Minuspunkt gibt es für das kaum dargestellte Interesse der Presse und der Fans an dem Fall. In jedem Land – und insbesondere in Österreich – wäre der Tod eines Ski-Nationaltrainers ein landesweites Thema. Hier gibt es lediglich eine Pressekonferenz im kleinen Rahmen, sowie eine Schweigeminute.

Des Weiteren geht der Krimi nicht gerade zimperlich mit dem Skisport um. Hinter der Hochglanzfassade finden die Ermittler ein Gemisch aus krankhaftem Ehrgeiz, Neid und Kommerz. Der Teamsportgedanke ist hier nur Farce, in einem Sport in dem letztlich nur einer ganz oben auf dem Treppchen steht. Konkurrenzdenken steht im Vordergrund. Hochleistungssport ist also kein Zuckerschlecken und hieran zerbricht auch Familie Wintersperger. So ist ein Sportler mit einem Verhältnis zu einer Stripperin für Sponsoren unattraktiv und für die Klatschpresse theoretisch ein gefundenes Fressen, wenngleich das selbstverständlich auf seine Performance keine Auswirkung hat. Auch für etwas Kritik am Business ist also Platz.

Das Erste zeigt «Steirerblut» am Samstag, den 7. April 2018 um 20.15 Uhr.

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